Er galt bis vor wenigen Wochen als der Retter von Manchester United. Jetzt durchlebt Ole-Gunnar Solskjaer seine erste große Krise beim englischen Rekordmeister. Der Zeitpunkt dafür ist denkbar ungünstig - auch für Jürgen Klopp.
Nicht einmal Hollywood hätte den Start von Ole-Gunnar Solskjaer als Interimstrainer von Manchester United zu Jahresbeginn besser inszenieren können: Elf Spiele ohne Niederlage. Damit beförderte er die Red Devils zurück unter die ersten vier der Premier League. Im Achtelfinale der Champions League schaltete er mit seinem Team dann auch noch das favorisierte Paris raus.
Böse Abfuhr gegen Everton
Ende März folgte der logische Schritt: Solskjaer wurde vom Interims- zum Cheftrainer befördert und unterschrieb einen Vertrag bis 2022. Doch seitdem setzte es in sechs Pflichtspielen vier Pleiten. International holte der FC Barcelona die Red Devils wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Gerade das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale offenbarte einen Klassenunterschied. Und als Höhepunkt kam Manchester am vergangenen Wochenende mit 0:4 beim FC Everton unter die Räder.
Der Norweger äußerte sich nach dem Spiel entsprechend angefressen: "Wir waren einer Manchester-United-Mannschaft unwürdig. (...) Ich werde hier erfolgreich sein, aber es gibt Spieler, die werden nicht dazu gehören. Andere wiederum werden dabei sein, sie haben diese Siegermentalität. (...) aber natürlich gibt es einige, die einen Augenöffner brauchen."
Van Gaal übt Kritik an Solskjaers Spielstil
So überzeugt Solskjaer von sich und seinen Fähigkeiten ist, so sehr zweifelt einer seiner Vorgänger, Louis van Gaal, an der taktischen Ausrichtung des United-Trainers.
"Zu verteidigen ist einfacher als anzugreifen. Ich habe so viele United-Spiele in den letzten Jahren gesehen. Aber beide - Mourinho und Solskjaer - haben sich nicht davor gescheut, immer defensiv zu spielen. (...) Ich nenne es den Bus parken. Ole macht das nicht nur außerhalb des Strafraums. Er parkt den Bus direkt vor David De Gea. (...) Das ist nicht gut genug für ManUnited", sagte der Niederländer dem Mirror.
Klopp drückt United die Daumen
Am Mittwoch spielt Manchester United im Old Trafford gegen den Stadtrivalen City. Die Fans sind in dieser Angelegenheit übrigens gespalten: soll der Verein siegen, um doch noch die Chance auf die Champions-League-Plätze zu wahren - oder doch lieber verlieren, damit Erzrivale Liverpool im Meisterschaftsrennen möglichst nicht von einem Punktverlust der Sky Blues profitiert.
Für Manchester United und seinen Trainer Ole-Gunnar Solskjaer ist es kein günstiger Zeitpunkt, um in einer Krise zu stecken. Und auch für Jürgen Klopp kommt die United-Krise zum völlig falschen Zeitpunkt. Der Liverpool-Coach ist noch auf einen Ausrutscher von City angewiesen. Zwar hat Liverpool momentan zwei Punkte Vorsprung, jedoch auch ein Spiel mehr.
Große Hoffnungen lagen sicher auf eine Derbypleite von Pep mit seiner Truppe. Die aktuelle Form spricht eher gegen diesen Ausrutscher. Aber bei den Red Devils ist bei dieser hollywoodreifen Saison nichts unmöglich.