Zum Inhalte wechseln

Matthäus sicher: "Jetzt holt der FC Bayern das Double!"

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche blickt er auf das Titelrennen des FC Bayern und die DFB-PK von Joachim Löw.

Der FC Bayern ist nach dem 6:0 gegen Mainz 05 wieder Tabellenführer der Bundesliga. Nachdem Borussia Dortmund in einem tollen Spiel bei Hertha BSC ihrerseits durch den Siegtreffer in der letzten Sekunde ein Zeichen nach München geschickt hatte, antwortete der Rekordmeister eindrucksvoll. 17 Tore in den letzten drei Spielen. Das ist eine Ansage und beweist: Kovac kann nicht nur Defensive.

Kovac kann Umbruch

Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Spieler das bittere Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen Liverpool mit Sicherheit noch in den Köpfen haben. Der eine oder andere dachte, die Moral der Bayern könnte angeknackst sein und es wäre ein schweres Spiel gegen Mainz. Weit gefehlt.

Ich bin jetzt davon überzeugt, dass der FC Bayern das Double aus Meisterschaft DFB-Pokal holt. Und ich bin auch sicher, dass Niko Kovac der richtige Trainer für Bayern ist und auch nächstes Jahr auf der Bank sitzen wird. In der Pressekonferenz nach dem Spiel kam die Frage auf, ob Kovac noch der Richtige für den Umbruch sei und dazu in der Lage wäre, den FC Bayern wieder an die Spitze Europas zu führen. Niko Kovac hat auf diese provokante Frage so reagiert wie ich ihn kenne und wie er ist. Cool und ausgebufft. Mit einem lässigen Spruch und einem Augenzwinkern.

Viele Gründe für das Aus gegen Liverpool

Ja, Niko und seine Bayern haben gegen Liverpool die Grenzen aufgezeigt bekommen. Sie wissen, dass sie etwas tun müssen, um europäisch wieder wettbewerbsfähig zu sein. Aber das hat seine Gründe und die liegen mit Sicherheit nicht an der Arbeit von Niko Kovac.

Die Sperren von Joshua Kimmich und Thomas Müller haben extrem geschmerzt. Kimmich mit seinen Vorlagen und seinem Tempo rechts außen und Müller durch das Eröffnen von Räumen und die Unterstützung für Robert Lewandowski waren nicht zu ersetzen. Corentin Tolisso ist die ganze Saison verletzt. Arjen Robben und Franck Ribery sind nicht umsonst in ihrer letzten Bayern-Saison. Diese einzigartige Flügel-Zange ist nunmal im Herbst der Karriere und Arjen außerdem verletzt. Kingsley Coman wurde nur auf den letzten Drücker einsatzfähig.

Und das ganze Löw-Theater war mit Sicherheit auch alles andere als hilfreich.

Mehr dazu

Sky Ticket: Den besten Fußball live streamen
Sky Ticket: Den besten Fußball live streamen

Mit Sky Ticket streamst du die Bundesliga, 2. Bundesliga, DFB-Pokal und die UEFA Champions League live. Einfach monatlich kündbar.

Nur ein Fehler von Kovac

Kovac hat diese Mannschaft übernommen, musste sich als junger Trainer erst mal in dieses Riesengebilde FCB einarbeiten und hat allerhöchstens den Fehler gemacht, am Anfang zu viel zu rotieren und dadurch die Hierarchie zu gefährden. Das war es in meinen Augen aber auch schon. Das hat er korrigiert und seitdem funktioniert die Mannschaft.

Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, wenn man die bisherige Saison von Kovac analysiert, dass er eine Vielzahl von Nationalspielern vorgefunden hat, die eine extrem bittere Erfahrung bei der Weltmeisterschaft gemacht haben. Da war viel Aufbauarbeit nötig. Hinzu kommt, dass die Bayern aus diversen Gründen keine Investitionen getätigt haben und bis auf die ablösefreien Serge Gnabry und Leon Goretzka keine weiteren Stars verpflichtet haben.

Dass man das Pech hatte, im Achtelfinale, anstatt eine machbaren Aufgabe wie Besiktas im Vorjahr, meinen Titelfavoriten zu ziehen, gehört manchmal dazu. Dass die Mannschaft nicht offensiver agiert hat, muss auch ihr selbst zugeschrieben werden und nicht nur Kovac. Ich denke nicht, dass er Rafinha verboten hat, den Vorwärtsgang einzuschalten. Auch die Kritik an Lewandowski kann ich so nicht teilen. Keiner ist abhängiger von seinen Mitspielern als die Nummer neun. Bis auf zwei Hereingaben von Gnabry, ist "Lewy" vorne verhungert.

Kovac mit Schale und Pokal auf Balkon

Und wenn man schon Liverpool und Bayern oder die Arbeit von Klopp und Kovac vergleicht, dann muss man daran denken: Der eine kommt zu einem Verein mit den oben erwähnten Problemen, gepaart mit großen Nebengeräuschen wie der berühmten Pressekonferenz oder einer monatelangen Diskussionen um den Sportdirektor. Der andere hat so ziemlich jeden Wunschspieler bekommen und sinnvoll hunderte von Millionen in den letzten Jahren investieren dürfen.

Ich sage: Niko wird im Mai mit Schale und Pokal vom Balkon auf dem Marienplatz jubeln, eine Handvoll toller Spieler bekommen und in der nächsten Saison auch in Europa wieder angreifen.

Eiertanz von Löw

Wenig zu jubeln hatte in letzter Zeit Bundestrainer Jogi Löw. Er hat auf seiner Pressekonferenz die Gründe für die Ausbootung von Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng erklärt. Dabei war es ihm wichtig, dass es keinen Eiertanz gibt. Den größten Eiertanz von allen, hat in meinen Augen aber er hingelegt.

Ich erlebe nun seit ungefähr 40 Jahren mehr oder weniger hautnah die Geschehnisse der Deutschen Nationalmannschaft. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein Umbruch, ein Schnitt, ein Neubeginn jemals vor einer Qualifikation oder einem Turnier stattgefunden hat. Dies geschieht immer nach einem Ereignis.

Pleiten, Pech und Pannen beim DFB

Ich sehe Pleiten, Pech und Pannen und die begannen schon vor der Weltmeisterschaft. Der katastrophale Umgang mit der Personalie Mesut Özil. Die Nichtnominierung von Leroy Sane. Und nach dem blamablen Ausscheiden in der Vorrunde, wurden keine Konsequenzen gezogen. Jeder - selbst die Spieler - hätten es verstanden, wenn sie direkt nach dem Turnier dankbar verabschiedet worden wären. Diese Chance hat Löw verpasst und aus Treue den meisten eine zweite Chance in der Nations League gegeben. Bekanntlich wurde auch diese nicht genutzt.

Die Winterpause wäre also die nächste Chance für Löw gewesen. Nach dem Motto: Neues Jahr, neues Glück, hätte er den Spielern zum Jahreswechsel seine Entscheidung mitteilen können. Auch das hat er nicht gemacht. Nun also, acht Monate nach der Weltmeisterschaft, vier Monate nach dem Abstieg aus der Nations League und zwei Wochen vor der EM Qualifikation, verkündet er das Aus von Hummels, Müller und Boateng.

Bitte verwende den Chrome-Browser, um unseren Videoplayer mit optimaler Leistung nutzen zu können!

Bundestrainer Joachim Löw verrät, wie er nach dem Umbruch Erfolg haben will.

Schlechtes Timing

Das Allerschlimmste ist allerdings, dass er nicht einmal jetzt die Ansage so formuliert, wie man es von einem Nationaltrainer erwarten muss. Er plant die Quali und die EM ohne diese Spieler. Und was ist danach? Er hätte sagen sollen, dass diese Spieler nicht mehr für Deutschland spielen, solange er Bundestrainer ist. Einfach, klar und verständlich.

Für mich ist das so nicht akzeptabel und auch nicht fair und angemessen. Ich kann Löws Entscheidung sportlich total nachvollziehen. Er will junge, ehrgeizige, hungrige und talentierte Spieler integrieren. Aber so wie die Spieler bei der WM auf dem Platz oft die falsche Entscheidung gefällt haben, so hat auch Löw in Bezug auf Zeitpunkt und Kommunikation des Umbruchs völlig daneben gelegen.

Mehr zum Autor Lothar Matthäus

Weiterempfehlen: