Dietmar Hamann würde Marco Reus nicht mit zur WM nehmen, da der BVB-Star im vergangenen Sommer freiwillig auf die EM verzichtet hat. Einzig, wenn Reus sportlich unverzichtbar wäre, würde Hamann vielleicht eine Ausnahme machen. Aber ist er das? Das sagen die Zahlen.
Hansi Flick hat Marco Reus bisher zu jedem Länderspiel nominiert. Sky Experte Didi Hamann sieht das durchaus kritisch, weil Dortmunds Offensiv-Allrounder das letzte Großevent aus freien Stücken sausen lassen hat.
"Er hat in den sechs Monaten davor mit den besten Fußball seiner Karriere gespielt. Er wäre zur EM eingeladen worden und ich glaube auch, dass wir ihn gut hätten gebrauchen können", blickt Hamann in der Spezial-Sendung "Projekt Weltmeister - Road to Qatar" zurück, ehe er deutlich wird: "Aus meiner Sicht: Wenn du aus freien Stücken ein großes Turnier sausen lässt, dann ist deine Karriere als Nationalspieler beendet."
Hamann sieht Konfliktpotenzial wegen EM-Verzicht
Hamann sieht in der Personalie nämlich durchaus Konfliktpotenzial, wenn es mal nicht so laufen sollte wie derzeit: "Ich könnte mir vorstellen, dass vor allem die Bayern-Fraktion sagt: 'Im letzten Jahr sagt er ab, weil er sich körperlich nicht in Verfassung zeigt. Wie soll er denn im nächsten Jahr in der Lage sein, ein Turnier zu spielen, wenn er es schon letzten Sommer nicht konnte?'", so Hamann. Der Ex-Nationalspieler würde beim BVB-Star einzig dann eine Ausnahme machen, wenn er sich sportlich als unverzichtbar entpuppt.
Zum Durchclicken: Hamanns WM-Kader ohne BVB-Stars
"Wenn er jetzt überragende zwölf Monate spielt und dann mit nach Katar fliegt, wäre das völlig okay. Dann trifft man eine kurzfristige Entscheidung", findet er, "aber ihn jetzt schon immer einzuladen, passt für mich nicht."
Aber ist Reus in der Nationalmannschaft wirklich so wichtig, dass Flick ihn mitnehmen muss? Seine bisherige DFB-Karriere kann unter dem Motto "Viel Aufwand, wenig Ertrag" zusammengefasst werden. Auf der einen Seite ist Reus in der Nationalelf an über fünf Torschüssen beteiligt. Einen solchen Wert kann keiner seine Konkurrenten Serge Gnabry, Leroy Sane, Thomas Müller, Jamal Musiala oder Florian Wirtz vorweisen.
Reus im DFB-Team mit viel Aufwand, aber wenig Ertrag
Doch die Torschüsse finden zu selten ihr Ziel, wenn Reus seine Füße im Spiel hat. Reus braucht 197 Minuten für einen Treffer und ist auch nur alle 113 Minuten an einem Tor beteiligt. In beiden Kategorien ist nur Sane schwächer, aber der Bayern-Star blüht erst seit kurzem auch im DFB-Dress auf.
Aus diesem Grund sind vielleicht die aktuellen Statistiken aus der laufenden Bundesliga-Saison noch deutlich interessanter, um zu bemessen, ob Reus besser ist als die Konkurrenz. Das Problem für Reus? Er ist es nicht, obwohl er mit drei Treffern und drei Vorlagen in zehn Partien bisher eine ordentliche Runde spielt.
Zahlen in der laufenden Saison sprechen nicht für den BVB-Star
Seine Rivalen im offensiven Mittelfeld sind aber statistisch nochmal ein gutes Stück besser drauf. Beispiel gefällig? Reus benötigt 297 Minuten für einen Treffer - der klar schwächste Wert aller sechs Kandidaten. Auch bei Minuten pro Torbeteiligung (149) liegt der 32-Jährige auf dem letzten Platz und vielleicht noch eklatanter: Reus ist nur an 3,7 Torschüssen (eigene Versuche und Torschussvorlagen) pro 90 Minuten beim BVB beteiligt.
Auch hier liegt der Dortmunder am Ende des Rankings. Gnabry kommt in dieser Statistik auf 3,9 Versuche, Müller und Musiala haben einen Wert von über vier, Wirtz von über fünf und Sane sogar von über sieben.
Da Reus auch in der Königsklasse bisher nicht groß auftrumpfen konnte - sein Elfmetertor gegen Ajax war seine einzige Torbeteiligung in der Champions League - wäre ein Verzicht in der Nationalelf aus sportlichen Gründen gar nicht mehr so abwegig. Was denkt ihr? Sollte Reus im kommenden Jahr in Katar für Deutschland auflaufen, oder sollte Flick auf Müller, Sane, Wirtz & Co. setzen?
STIMMT AB: Soll Reus mit zur WM?
Noch muss der Bundestrainer seinen Kader nicht nominieren und Reus hat durchaus Zeit, sich mit seinen Leistungen unverzichtbar zu machen. Aktuell geben das seine zwar ordentlichen, aber nicht überragenden Statistiken (noch) nicht her und wenn Flick in der Personalie - ähnlich wie Hamann - Konfliktpotenzial sehen sollte, könnte es für den BVB-Kapitän tatsächlich noch eng werden...