Nach vier Spielen ohne Startelf-Einsatz für den FC Bayern scheint Thomas Müller einen Abgang nicht mehr kategorisch abzulehnen. Sky Sport wägt Pro und Contra eines Transfers ab.
Aktuell läuft es beim deutschen Rekordmeister nicht wirklich rund. Neben spielerischen Defiziten und einer überraschend schwachen Punktausbeute in der Bundesliga, sind immer wieder Störgeräusche beim Tabellendritten zu vernehmen.
Jüngster Streitpunkt: FCB-Identifikationsfigur Müller. Der 30-Jährige ist kein Stammspieler mehr bei den Münchnern und scheint bereits mit dem Gedanken zu spielen, den Verein nach 19 Jahren den Rücken zuzukehren. Doch macht eine Trennung für Verein und Spieler überhaupt Sinn? Sky belecuhtet die Thematik in einem Pro und Contra.
KOMMENTAR: PRO ABGANG von Thorsten Mesch
"Müller spielt immer", sagte einst der ehemalige Bayern-Trainer Louis van Gaal. Der Niederländer galt als großer Förderer des schlaksigen Oberbayern. Zwar hatte Müller unter van Gaals Vorgänger Jürgen Klinsmann sein Bundesliga-Debüt gefeiert, doch erst unter van Gaal schaffte er den Durchbruch bei den Profis.
Es war der Beginn einer Bilderbuch-Karriere. Deutscher Meister, WM-Torschützenkönig, Champions-League-Sieger, Weltmeister - Müller hat in seiner Laufbahn fast alles gewonnen. Doch seine Karriere ist ins Stocken geraten.
Müller spielt nimmer, zumindest kaum noch in der Startelf. Vier Mal in dieser Saison saß er zunächst auf der Bank. "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen", sagte Niko Kovac vor dem Spiel des FC Bayern am vergangenen Samstag gegen die TSG Hoffenheim. Sich als Notnagel zu verdingen, hat eine Bayern-Legende wie Müller aber nicht nötig.
Kein Abschied auf Lebenszeit
Ein Wechsel wäre genau der richtige Schritt. Ob im Winter oder im nächsten Sommer - 30 Jahre sind noch ein gutes Alter, sich in einer anderen Liga auf höchstem Niveau zu beweisen. Eine neue Sprache zu lernen wäre ein angenehmer Nebeneffekt.
Bastian Schweinsteiger hat in den USA sein Englisch perfektioniert, doch als er 2015 den FC Bayern verließ, war er längst nicht mehr in der Verfassung, in der Müller immer noch ist. Wenn es zum Abschied kommen sollte, heißt es ja nicht, dass er für immer ist. Eine Ikone wie Müller würden die Bayern-Bosse sicher auch nach dessen Karriere gern als Identifikationsfigur im Klub haben. Doch sollte diese Ikone nicht beschädigt werden.
KOMMENTAR: CONTRA ABGANG von Marc Behrenbeck
Selbst wenn Müller wirklich schon in diesem Winter wechseln wollte: Der FC Bayern lässt ihn nach unseren Informationen stand jetzt definitiv nicht gehen - und das ist auch gut so. Der Rekordmeister darf den Ur-Bayern nicht ziehen lassen und muss die Situation nun eher befrieden.
Müller ist ein wichtiger Teil und das Rückgrat der Mannschaft. Nicht nur als Leader und Identifikationsfigur für die Fans, sondern auch als Führungsspieler und Stimmungsmacher in der Kabine. Die Kovac-Truppe und der Verein können aber nicht nur charakterlich schwer ohne ihn, sondern auch sportlich.
Müllers Flexibilität als unersetzbarer Vorteil
Zwar wissen wir alle, dass es keine Position gibt, auf der Müller gesetzt ist und die für ihn geschaffen wurde. Allerdings ist genau das auch seine Stärke und vor allem ein zentrales Element in der Bayern-Kaderplanung. Müller ist Backup für gleich drei Positionen. Als Zehner für Coutinho, als möglicher Ersatz für Lewandowski und auf rechts außen.
Außerdem zeigte Müller in dieser Saison eigentlich immer gute Leistungen, wenn er gespielt hat. Mit seiner Energie und Präsenz sorgt er in der Offensive für Schwung, wenn das Spiel einzuschlafen droht. Obendrein ist der gebürtige Oberbayer ein Spieler, der immer kämpft, für Unruhe sorgt und gleichzeitig zuverlässig nach hinten arbeitet. Das ist bei einigen Zauberern in der Bayern-Mannschaft nicht selbstverständlich.
Klar, der 30-Jährige schießt einige Tore weniger, als noch vor vier oder fünf Jahren. Aber in nur 287 Bundesliga-Minuten in dieser Saison hat er bereits vier Assists geliefert. Kurzum: Müller ist zu wichtig für die Bayern, als dass man ihn jetzt nur noch zum Joker degradieren sollte. Seine Zeit beim Rekordmeister ist noch lange nicht vorbei.