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Super League Europa: Gewinner & Verlierer um FC Bayern, BVB, Juventus & Co.

Rückgrat vs. Geldgier: Gewinner & Verlierer der Super-League-Farce

Kennen sich aus gemeinsamen früheren Zeiten bei der ECA, mittlerweile vertreten sie aber unterschiedliche Ansichten: Juve-Boss Andrea Agnelli (l.) und Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.
Image: Kennen sich aus gemeinsamen früheren Zeiten bei der ECA, mittlerweile vertreten sie aber unterschiedliche Ansichten: Juve-Boss Andrea Agnelli (l.) und Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.  © DPA pa

Es war das Thema der letzten Tage, in denen die Fußball-Welt durch ein Beben erschüttert worden ist: die European Super League. Die Fußball-Gemeinschaft hat jedoch ihre enorme Wucht und Kraft gezeigt und den Plan der zwölf abtrünnigen Vereine zerschlagen. Sky Sport zieht ein Fazit und unterteilt die Protagonisten in Gewinner & Verlierer.

GEWINNER

FC Bayern München/ Borussia Dortmund

Zwölf europäische Spitzenvereine um Real Madrid, Juventus Turin, Manchester United und Co. hatten von Sonntag auf Montag bekanntgegeben, eine Super League ins Leben zu rufen, die bereits ab Sommer stattfinden soll. Im Sinne der Gründungsteams war es, dass sich auch die beiden deutschen Schwergewichte FC Bayern München und Borussia Dortmund der Gemeinschaft anschließen.

Doch sowohl der FC Bayern als auch der BVB bewiesen Rückgrat, solidarisierten sich mit der Bundesliga und der UEFA und schlossen eine Teilnahme bzw. Beteiligung an diesem Milliarden-Projekt aus - ein Zeichen von Stärke und Herz für den sportlichen Grundgedanken des Fußballs. Das Image der beiden Klubs dürfte davon deutlich profitieren.

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Sky Reporter Max Bielefeld erklärt, welche Teams als Gewinner aus dem Chaos um die Super League hervogehen (Video-Länge: 1:05 Minuten).

Will man neben den beiden Klubs noch einen konkreten Gewinner benennen, führt kein Weg an Karl-Heinz Rummenigge vorbei. Der Bayern-Boss ist nach dem Beben im europäischen Fußball wieder in einem der wichtigsten Gremien des Weltfußballs vertreten. Auf dem Kongress der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Dienstag wurde der Vorstandsvorsitzende des FCB als einer von zwei Vertretern der Klubvereinigung ECA ins UEFA-Exekutivkomitee gewählt.

Rummenigge hatte der ECA, einer Interessenvertretung für europäische Fußballvereine, von ihrer Gründung 2008 bis 2017 vorgestanden. Anschließend wurde er von Andrea Agnelli, Boss des italienischen Rekordmeisters Juventus, abgelöst. Rummenigge wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Paris Saint-Germain

Ähnlich wie bei Bayern und Dortmund verhält es sich auch beim französischen Spitzenklub. Der Klub von Präsident Nasser Al-Khelaifi hat sich ebenso gegen die Pläne der zwölf Top-Klubs aus England, Spanien und Italien gestellt und eine Beteiligung an der Super League abgelehnt - wenn auch wohl aus etwas anderen Gründen als bei den beiden deutschen Vertretern.

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Al-Khelaifi ist nämlich nicht nur Präsident von PSG, sondern unter anderem auch Generaldirektor des Senders BeIN Sports, der TV-Übertragungsrechte an der Champions League besitzt. Mit einer Zusage zur Super League hätte er somit sein eigenes Produkt beschädigt. Zudem ist er als führendes Mitglied im Organisationskomitee der WM 2022 aktiv. Eine mögliche Strafe für die Spieler, die in der Super League aktiv gewesen wären, wäre ein Ausschluss von allen FIFA-Turnieren - also auch von Weltmeisterschaft - gewesen. Somit hätte er auch in diesem Fall mit einer Super-League-Zusage gegen seine eigenen Interessen gehandelt. Immerhin will er ja die weltbesten Spieler bei der WM in seinem Land sehen.

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Zwar mögen die Gründe für die Absage nicht so ehrenhaft wie bei Bayern München oder Dortmund sein, doch auch der reiche Klub PSG dürfte im Zuge und im Nachklang der Super-League-Farce einen deutlichen Image-Gewinn verzeichnen. Und auch Al-Khelaifi persönlich hat "profitiert". Der Katari übernimmt in der ECA den frei gewordenen Posten als Präsident von Agnelli.

Fans

Einer der größten, wenn nicht sogar der größte Gewinner im europäischen Fußball, sind die Fans! In Scharen zogen sie besonders in England auf die Straßen, demonstrierten im Vorfeld von Spielen heftig gegen die geplante Super League und die Teilnahme ihres Klubs.

  1. Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League.
    Image: Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League. © Imago
  2. Chelsea-Fans protestierten am Dienstag gegen die neu geplante Super League. Auch Fans anderer Vereine protestierten.
    Image: Chelsea-Fans protestierten am Dienstag gegen die neu geplante Super League. Auch Fans anderer Vereine protestierten. © DPA pa
  3. "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag.
    Image: "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag. © Imago
  4. Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League.
    Image: Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League. © Imago
  5. "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag.
    Image: "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag. © Imago
  6. Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League.
    Image: Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League. © Imago
  7. "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag.
    Image: "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag. © DPA pa
  8. Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League.
    Image: Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League. © Imago
  9. "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag.
    Image: "No Super League" ist das Motto der Proteste einiger Chelsea-Fans bei einer gemeinsamen Aktion am Dienstagnachmittag. © Getty
  10. Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League.
    Image: Chelsea-Fans trafen sich vor dem Premier-League-Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag zu Protesten gegen die geplante Schaffung einer Super League. © Getty

Auf Plakaten war vom "Tod des Fußballs" und "Geld kann keine Fans kaufen" zu lesen. Auch im Netz breitete sich die Abneigung der Anhänger rasend schnell aus - mit Erfolg. Besonders die Premier-League-Klubs zeigten sich ob des massiven Gegenwindes der Fans - aber auch der eigenen Spieler - beeindruckt und machten nach wenigen Stunden wieder einen Rückzieher; erklärten ihren Ausstieg von der Super League. Damit feiern die Fans einen ersten großen Erfolg gegen die Pläne der gierigen Klub-Bosse.

UEFA

Dass die UEFA in der jüngeren Vergangenheit Fehler gemacht hat, ist kein Geheimnis. Dass auch an der höchsten Stelle im europäischen Fußball nicht immer alles mit rechten Dinge abläuft und das eine oder andere schwarze Schaf in den Gremien sitzt, ist den Fans und der Fußball-Welt ebenfalls bekannt.

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UEFA-Präsident Aleksander Ceferin verurteilt die neu gegründete Super League und wirft den Klubs Kommerz vor (Videolänge: 1:02 Min.).

Dennoch hat das gesamte Thema Super League die UEFA als Gewinner dastehen lassen. Die deutlichen Worte von Präsident Aleksander Ceferin in Richtung der Super-League-Initiatoren und die letztendlich zerschlagenen Pläne der Abtrünnigen haben die UEFA als Retter des Fußballs auftreten lassen. Zudem hat die UEFA aufgrund der großen Schlagzeilen und der Wucht der Super-League-Pläne fast schon klammheimlich und ohne großes Aufsehen eine Champions-League-Reform ab der Saison 2024/25 verkündet.

Diese wird sicherlich auch noch Gesprächsstoff liefern, wurde aber nach der Verkündung von allen Beteiligten - vor allem von den Fans - vorerst hingenommen, da das Super-League-Beben deutlich mächtiger war.

Nationalen Ligen

Ein weiterer Gewinner der gescheiterten Super League sind ganz klar die nationalen Ligen der betroffenen Vereine. Wäre der Plan durchgegangen, hätte dies nämlich gravierende und ausschließlich negative Auswirkungen auf LaLiga, Serie A, Bundesliga, Premier League und Ligue 1 gehabt.

Szenario 1: Die beteiligten Teams wären von den Verbänden ausgeschlossen worden. Dies hätte dazu geführt, dass den kleinen Vereinen die Duelle gegen die Big Player wie Real Madrid weggefallen wären. Die Folge: weniger attraktive Spiele, weniger Interesse an den Partien, geringere Zuschauereinnahmen und auch weniger TV-Einnahmen durch eine unattraktivere Liga.

Szenario 2: Die beteiligten Teams hätten weiter in der nationale Liga gespielt. Der Wettbewerbsvorteil der Big Player wäre noch größer geworden. Durch die 3,5 Milliarden Euro, die die Vereine der Super League untereinander aufgeteilt hätten, wäre die Kluft zwischen Arm und Reich noch mehr angewachsen und hätte die kleinen Vereine sportlich damit erdrückt.

Doch soweit muss es zumindest vorerst nicht kommen. Die Super League ist nach nur wenigen Tagen wieder Geschichte und die nationalen Ligen dürfen aufatmen.

VERLIERER

Alle zwölf abtrünnigen Vereine

Doch wo es Gewinner gibt, da gibt es auch Verlierer. Und zu diesen zählen ohne Ausnahme alle zwölf Vereine, die die Super League ab Sommer ins Leben rufen und so ein Konkurrenz-Produkt zur Champions League aufziehen wollten.

Der Alleingang des "dreckigen Dutzend" legte die Geldgier der Eigner und Klubs schonungslos hoffen. Man hat die Bodenhaftung komplett verloren und die Grundmauern, auf denen die Vereine vor vielen, vielen Jahren aufgebaut wurden - nämlich auf dem unbändigen Rückhalt der eigenen Fans - wieder eingerissen. Die Meinung der Anhänger, der eigenen Spieler und der Trainer war den Klubs im Vorfeld völlig egal.

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Sky Sport blickt auf die Schulden, die die Teams haben, die bei der geplanten Super League mitmachen wollten (Video-Länge: 1:10 Minuten).

Wie einige Vereine in ihren Statements bekanntgegeben haben, war die Wucht des aufgekommenen Gegenwindes doch überraschend. Auch wenn letztendlich - bis auf Real Madrid und dem FC Barcelona - alle Vereine offiziell ihren Rückzug von den Plänen verkündet haben, dürfte dieser Vorstoß noch länger nachhallen. Besonders die Fans dürften diese Aktion nicht so schnell vergessen. Sportliche Rückschläge oder Entscheidungen könnten zukünftig für noch mehr Wirbel sorgen, da Teile der Fans dem eigenen Verein nun kritischer gegenüberstehen.

Auch der erwartete Geldregen bleibt mit dem Zerfall aus. Somit bleiben viele der Klubs auf ihren millionenhohen Schuldenbergen sitzen.

Andrea Agnelli

Der persönlich größte Verlierer im Zuge der geplanten Einführung der Super Leage dürfte Juventus-Boss Andrea Agnelli sein. Gemeinsam mit Real-Madrid-Boss Florentino Perez gilt der Italiener als Initiator des Treibens.

Für die Super League trat er von seinem Vorsitz in der ECA ab und auch seinen Sitz im UEFA-Exekutivkommitee hat der 45-Jährige verloren.

Ed Woodward

Persönliche Konsequenzen hat die Farce um die Super League auch für Ed Woodward, dem Chief Executive Officer von Manchester United.

Am Dienstagabend, als sich das Scheitern des geplanten Projektes andeutete, wurde bekannt, dass der 49-Jährige am Jahresende von seinem Amt bei den Red Devils zurücktreten wird. Der gelernte Buchhalter und Investmentbanker war bereits 2005 bei der Übernahme des Vereins durch die Glazer-Familie involviert. Ein wirklich gutes Standing hatte er vor allem bei den Fans jedoch nie wirklich.

Fehlender Fußballsachverstand und damit einhergehende schlechte Unternehmungen auf dem Transfermarkt wurden ihm in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen. Das gescheiterte Super-League-Projekt war nun der letzte Stein des Anstoßes für seinen Rücktritt zum Jahresende.

Mehr zum Autor Udo Hutflötz

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