Der abstiegsbedrohte FC Schalke 04 will seinen Kader im Winter noch verstärken. Die finanziell angespannte Situation lässt allerdings nicht viel zu. Hilfe könnte ausgerechnet von Ex-Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies kommen.
Seit 351 Tagen in der Bundesliga ohne Sieg, Platz 18 und schon sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz: Der FC Schalke 04 befindet sich in einer misslichen Lage, statistisch ist der Gang in die Zweite Liga schon gar nicht mehr aufzuhalten. Mit einer derartigen Zwischenbilanz ist bisher jedes Team aus der Bundesliga abgestiegen.
STIMMT AB!
Aufgeben kommt für Sportvorstand Jochen Schneider aber nicht infrage. Auch nicht nach der 0:3-Niederlage bei Hertha BSC und dem misslungenen Debüt des neuen Trainers Christian Gross. Stattdessen erhofft er sich eine Trotzreaktion der Mannschaft. "Ich weiß, uns haben alle abgeschrieben. Das ist okay, das gibt uns nochmal eine besondere Kraft, dass wir das schaffen", gab er sich kämpferisch bei Sky90.
Zu wenig Tempo und Torgefahr bei Schalke
Die Forderung von Mark Uth nach neuen Spielern, die sofort helfen, will er dabei versuchen zu erfüllen. "Mark ist ein toller Junge, der vorangeht und die Situation annimmt. Wir haben kein Disput mit Mark. Ich freue mich, wenn er sich auch neben dem Platz so einbringt", sagte Schneider und weiter: "Er sieht, wo wir noch Defizite haben. Wir ziehen an einem Strang und versuchen, die Mannschaft zu verstärken."
Nach Ansicht des Sky Experten Dietmar Hamann könnte sich das Auftreten der Schalker Mannschaft mit zwei, drei neuen Spielern neben Sead Kolasinac, der bis zum Sommer vom FC Arsenal ausgeliehen wird, noch einmal ändern. Vor allem das Tempodefizit auf den Außenbahnen müsse behoben werden, Ex-Bundesliga-Trainer Armin Veh sieht zudem Bedarf im Sturmzentrum.
"Wer außer Mark Uth strahlt denn Torgefahr aus? Vielleicht noch Suat Serdar aus dem Mittelfeld, aber das war's dann. Dieses Problem muss gelöst werden", meint der 59-Jährige. Schalkes Sportvorstand stehen arbeitsreiche Tage und Wochen bevor. Allerdings sind ihm aufgrund der wirtschaftlichen Gegebenheiten die Hände gebunden.
Schneider über Tönnies-Hilfe: "Werden wir dann sehen"
Abhilfe könnte ausgerechnet Clemens Tönnies schaffen, der im Juni sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender aufgrund mehrerer Eklats und Druck der Fans abgegeben hatte. Der langjährige Klubchef hatte den krisengeschüttelten Knappen zuletzt eine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt. Würde Schalke diese aber auch annehmen?
"Ob er hilft oder nicht, das werden wir dann sehen", sagte Schneider dazu ausweichend: "Die Frage müssen wir intern beantworten." Zugleich lobte er die Verdienste von Tönnies um den Verein, dies sei ihm im letzten Sommer viel zu kurz gekommen, weil der Fleischfabrikant durchs Land getrieben worden sei wie kein Zweiter.
Als "großartig" bezeichnet Ex-Schalke-Manager Heribert Bruchhagen das Hilfsangebot von Tönnies: "Schalke sollte das wahrnehmen, denn die Mannschaft ist qualitativ schlecht zusammengestellt und jede Investition ist sinnvoll."
Schalke vor Grundsatzentscheidung
Davon abgesehen bleibt die Aufgabe für Schneider kompliziert, schließlich ist die Wintertransfer-Periode unabhängig von der sportlichen und finanziellen Situation grundsätzlich immer ein schwieriger Markt. Und: Die Beanspruchung der Tönnies-Hilfe dürfte mit großen Widerständen im Fan-Lager verbunden sein.
Ohne die Tönnies-Millionen und neuen Spielern in die Zweite Liga absteigen oder mithilfe der Finanzspritze eine Chance auf den Klassenerhalt ermöglichen? Schalke steht vor einer Grundsatzentscheidung, die schnell getroffen werden muss. Denn Zeit darf das Schlusslicht nicht mehr verschwenden.