An den ersten beiden Spieltagen blieb Schalke als einziger Bundesligist ohne eigenen Treffer und Erinnerungen an die vergangene Horror-Saison wurden wach. Doch die Knappen haben die Kurve gekriegt und könnten gegen Mainz sogar an die Tabellenspitze springen.
An das letzte Duell mit den Rheinhessen erinnern sich Fans des FC Schalke 04 mit Grausen zurück. Vergangenen Februar unterlag S04 nach einer desolaten und blutleeren Vorstellung in Mainz mit 0:3 und Sportvorstand Christian Heidel trat anschließend zurück. Ein ähnliches Debakel am Freitag (ab 20:30 Uhr im Liveticker auf skysport.de) ist jedoch nicht zu erwarten, denn der neue Coach David Wagner hat dem Team neues Leben eingehaucht.
Schalke könnte Tabellenführer werden
Nach einem durchwachsenen Saisonstart mit nur einem Punkt aus zwei Spielen (0:0 bei Borussia Mönchengladbach, 0:3 gegen den FC Bayern), gewann Schalke zuletzt zweimal in Folge und erzielte dabei stolze acht Tore. Sollte Königsblau gegen Mainz in der heimischen Veltins-Arena nachlegen und mit mindestens drei Toren Differenz gewinnen, würden die Knappen sogar für eine Nacht von der Tabellenspitze grüßen. Wagner würde damit zudem mit zehn Punkten aus den ersten fünf Partien sogar mehr Punkte holen als Vorgänger Domenico Tedesco in der Vizemeister-Saison 2017/18 (neun Zähler).
Und die Chancen stehen nicht schlecht, wenn man der Statistik glaubt: Schalke gewann nämlich alle 13 (!) Hinrundenduelle gegen Mainz. Eine derartige Siegesserie kann kein anderer Bundesligist gegen einen Gegner aufweisen. Schalke entschied zudem insgesamt 77 Prozent seiner Bundesliga-Heimspiele gegen den FSV (Zehn Siege, zwei Remis, nur eine Niederlage) für sich - gegen kein anderes Team hat S04 eine bessere Bilanz (bei mindestens acht Duellen).
Statistik macht S04 Mut
Und auch am Freitagabend läuft es für S04 gegen Mainz: Zwar blieb Schalke an diesem Wochentag zuletzt dreimal sieglos (zwei Remis, eine Niederlage), aber die letzten zwei Siege am Freitag gab es beide gegen Mainz (2:0 zu Hause im Oktober 2017 und 1:0 auswärts im März 2018).
All diese Zahlen sind Wagner natürlich egal, wie er auf der Pressekonferenz verriet: "Wir haben den totalen Respekt vor Mainz. Sie haben einen sehr aggressiven Spielstil und gehen vor allem auf zweite Bälle. Sie sind variabel - ob mit Raute oder 4-4-2 - und das wird eine richtig große Aufgabe für uns, aber auf die haben wir wahnsinnig Lust. Wir werden uns vorbereiten wie immer und wir schauen weiter auf uns", so der 47-Jährige.
Und weiter: "Da ist der Gegner, vergangene Resultate oder die Tabellenkonstellation total egal. Für uns geht es nur darum, ob wir unser Spiel so spielen können, wie wir es uns vorgenommen haben und ob wir wieder die Energie von den Rängen kriegen."
Harit überzeugt wieder
Anders als in der Vergangenheit orientiert sich Schalkes neuer Übungsleiter also nur bedingt am Gegner und will den eigenen Stil etablieren. Gegen Hertha BSC (3:0) und beim SC Paderborn (5:1) klappte dies über weite Strecken schon mehr als ordentlich, so dass Königsblau mit breiter Brust in das Spiel geht. Neben der veränderten Spielweise ist auch die Wiederaufstehung von Amine Harit ein großer Grund für den Turnaround.
Wagner setzt voll auf den trickreichen Youngster und lobt den 22-Jährigen in höchsten Tönen: Bei Harit habe er bereits aus der Distanz "etwas Besonderes" gesehen und diesen Eindruck habe der Marokkaner auch in einem persönlichen Gespräch bestätigt. Wagner beschreibt Harit als "aufgeschlossenen jungen Mann mit Witz und Charme", dem er klar vermittelt habe, was er von ihm erwartet:
"Er hat genau so reagiert, wie wir uns das vorgestellt haben. Ob auf dem Platz oder außerhalb, ob bei Test- oder Pflichtspielen", lobt Wagner und ergänzt, dass Harit selbst den größten Anteil an der Leistungsexplosion hat: "Denn er musste sich für das öffnen, was wir verlangen und das hat er von Tag eins an gemacht."
Uth gegen Lieblingsgegner Mainz
Der Tempodribbler schnürte in Paderborn zuletzt seinen ersten Doppelpack als Profi überhaupt und dürfte auch gegen Mainz von Beginn an gesetzt sein. Generell dürfte Wagner der gleichen Elf vertrauen wie in Paderborn. Einzig Weston McKennie, der beim Aufsteiger wegen eines Magen-Darm-Infekts von der Bank kam, könnte für Suat Serdar oder Omar Mascarell ins Team rücken.
Mark Uth, der zuletzt nach monatelanger Verletzungspause sein Saisondebüt feierte und gegen den FSV sein 100. Bundesligaspiel absolvieren könnte, dürfte von einer möglichen Rotation dagegen nicht betroffen sein. Mit gutem Grund, denn gegen keinen anderen Gegner trifft der 28-Jährige lieber als gegen Mainz: In acht Partien knipste er sechs Mal.
Sollte Uth diese Serie am Freitag ausbauen und auch die restliche Mannschaft an die Leistungen der letzten Wochen anknüpfen, ist tatsächlich die vorübergehende Tabellenführung möglich. Und diese würde auch dafür sorgen, dass sich Schalke-Fans nicht mehr mit Grausen an das Duell gegen Mainz zurückerinnern...