Sky exklusiv || Undav & Demirovic: "Hört sich an wie eine Beleidigung"
27.09.2024 | 14:47 Uhr
Ermedin Demirovic traf in der Bundesliga bereits vier Mal, Sturmkollege Deniz Undav jubelte drei Mal. Das Sturmduo des VfB Stuttgart spricht im exklusiven Interview mit Sky über die Ziele mit den Schwaben, die eigene Chancenverwertung, mögliche Spitznamen und viele weiteren Themen.
Sky Sport: Die Leistungen der Mannschaft sind seit Saisonbeginn immer besser geworden. Ist mit dem 5:1 gegen Dortmund endgültig der Knoten geplatzt?
Deniz Undav: "Ich weiß nicht, ob der Knoten geplatzt ist. Aber ich glaube, wir haben natürlich mit den neuen Spielern erstmal einen Rhythmus gebraucht, um die neuen Spieler integrieren zu können. Langsam wird es immer besser und gegen Dortmund war es einfach ein überragendes Spiel von der ersten bis zur letzten Minute. Ich hoffe, dass die Spieler, die neu dabei sind, jetzt das System kennen, wo sie stehen müssen. Dann kann es noch besser werden."
Sky Sport: Ermedin, weiß der neue Spieler denn mittlerweile, wo er stehen muss, scheinbar schon, oder?
Ermedin Demirovic: "Ein bisschen besser mittlerweile. Die Tore sind ja eine Sache, als Stürmer hat man das im Blut. Tore machen, das kriegt man hin, auch wenn man falsch steht. Den Riecher entwickelt man im Laufe der Karriere. Aber mittlerweile füge ich mich immer besser ins Spielsystem ein. Es fällt mir immer leichter, die Räume zu erkennen, wo ich zu stehen habe. Es ist gut, dass wir die Zeit bekommen haben, aber jetzt ist auch die Zeit, es umzusetzen."
Sky Sport: Ermedin, wie war das im Sommer, als Sie nach Stuttgart gekommen sind? Als Nachfolger von Guirassy, einem 28-Tore-Stürmer, hatten Sie zumindest ganz kleine Zweifel, dass das vielleicht ein bisschen schwierig werden könnte?
Ermedin Demirovic: "Eigentlich nicht. Ich bin hergekommen mit den Erwartungen, in einer Topmannschaft zu spielen, Champions League spielen zu dürfen und einfach Spaß auf dem Platz zu haben. […] Natürlich weiß man, dass Guirassy 28 Tore gemacht hat. Ich ziehe meinen Hut vor seiner Leistung im letzten Jahr, weil es einfach überragend war. Aber ich habe oft genug betont, ich bin ein anderer Spielertyp. Ich werde natürlich auch versuchen, so viele Tore wie möglich zu machen, um ein bisschen die Lücke zu stopfen. Aber ich darf mir nicht als Ziel nehmen, 28 Tore zu machen, weil ich weiß, dass das schon sehr besonders war. Deswegen mache ich persönlich kein Druck, auch wenn der vielleicht so ein bisschen automatisch entsteht."
Sky Sport: Deniz, man kennt sich ja schon aus der Bundesliga, hatten Sie, bevor Ermedin kam, schon das Gefühl, das könnte gut klappen mit ihm?
Deniz Undav: "Ja, habe ich immer gehabt. […] Da habe ich mir gar keine Sorgen gemacht, dass er seine Dinger nicht machen wird. Weil ich weiß, so wie wir Fußball spielen, haben wir jedes Spiel sehr viele Chancen und er hat genau die gleichen Qualitäten wie Serhou [Guirassy] vor dem Tor. Er ist ein eiskalter Stürmer, aber dann doch ganz unterschiedlich, weil er natürlich andere Stärken hat."
Sky Sport: Wie haben Sie das im Sommer verfolgt, als noch nicht ganz klar war, ob Deniz zurückkommt oder in Brighton bleibt?
Ermedin Demirovic: "Ich muss ehrlich sagen, ich habe gehofft, dass es klappt, weil ich mich vorher auch darauf eingestellt habe. Für mich war es persönlich schon wichtig, dass Deniz bleibt, weil ich vorher gesagt habe, dass es richtig gut passen kann mit mir und ihm vorne im Sturm. Deswegen habe ich natürlich sehr viel gelesen, was alle geschrieben haben. Gleichzeitig einfach die Daumen gedrückt und gehofft, dass es zustande kommt, weil ich wusste, dass ich davon auch sehr profitieren kann und natürlich die ganze Mannschaft, der ganze Verein, die Stadt, wenn so ein Spieler einfach im Verein bleibt."
Sky Sport: Ihre Effektivität ist auch statistisch belegt, 67 Prozent Chancenverwertung, alle Großchancen drin. Müssen Sie Deniz noch ein bisschen Zielwasser abgeben?
Deniz Undav: "Anscheinend schon! 67 Prozent?!"
Ermedin Demirovic: "Das ist was ganz anderes. Deniz hat nochmal ganz andere Stärken. Ich bin halt oft der Box-Stürmer, der vorne dann verwertet. Deniz spielt den letzten und vorletzten Ball. Deswegen harmoniert das glaube ich ganz gut. Wenn Deniz die Chancen genauso hat wie ich, dann macht er die auch rein. Deswegen mache ich mir da keine Sorgen."
Deniz Undav: "Selbst wenn nicht, ist nicht schlimm. Dann macht er 20 oder 21 Tore und ich mache 14."
Sky Sport: Ich glaube, drei Großchancen sind gezählt und Sie haben alle reingemacht. Haben Sie wirklich vor, die ganze Saison so weiterzumachen?
Ermedin Demirovic: "Was ist das für eine Frage?! Natürlich habe ich vor, so weiterzumachen! Wenn ich die Möglichkeiten habe, will ich jede Chance nutzen. Ich bin ehrgeizig, was das angeht. Ich habe letzte Saison gute Tore hingelegt. Trotzdem habe ich nach der Saison gesagt, da waren drei, vier Riesenchancen, die ich im Kopf hatte, wo ich gesagt habe, die muss ich machen. Man ist Stürmer und will jede Chance nutzen!"
Sky Sport: Sie haben ein gutes Verhältnis zu Trainer Sebastian Hoeneß, oder?
Ermedin Demirovic: "Deswegen bin ich gekommen. Das war mit ein Grund natürlich. Wir kennen uns schon lange, durch die Leipziger Vergangenheit in der Jugend. Natürlich auch durch die Spiele gegeneinander in der Bundesliga, hat man den Kontakt gehabt. Das war mit ein Grund. Ich glaube, dass der Transfer nicht so zustande gekommen wäre, wenn der Trainer keine Lust drauf gehabt hätte. Deswegen ist es für mich persönlich natürlich auch sehr gut."
Sky Sport: Jetzt reden wir natürlich vom Traumduo "Undavovic". Könnt ihr mit dem Namen leben oder habt ihr eine bessere Idee?
Deniz Undav: "Der Name passt perfekt. Da war noch ein anderer, aber der war nicht so cool wie 'Undavović!'"
Sky Sport: Wie wäre es mit Demirav?
Deniz Undav: "Demirav?! Bodenlos! Das hört sich an wie eine Beleidigung."
Sky Sport: Sie sind ja beide in Ihrer Karriere schon ein bisschen rumgekommen. Was haben speziell Sie jetzt in Stuttgart gefunden, was es zum Beispiel in Spanien nicht gab?
Ermedin Demirovic: "Ich fühle mich zu Hause und ich glaube, das ist für mich das Allerwichtigste. Ich habe gemerkt, an anderen Orten, wo ich die Sprache nicht spreche, wo es ein bisschen kälter ist, vom Umgang her, wo einfach die Sprache nicht gesprochen wird, da hat sich keiner um mich gekümmert. Deswegen war es für mich wichtig, nach Deutschland zurückzukommen, mit dem Schritt nach Augsburg. In Stuttgart merke ich einfach, dass ich viele Jungs auch schon von vorher kenne, die Mannschaft mich super aufgenommen hat, dass hier kein Druck in der Mannschaft steckt, eigentlich mit jedem gut ist. Das Mannschaftsklima ist überragend."
Sky Sport: Waren das für Sie auch die gleichen Gründe, warum Sie gesagt haben, 'ich will auf jeden Fall nach Stuttgart und nicht nach Brighton'?
Deniz Undav: "Ich hatte ein sehr, sehr gutes Verhältnis mit allen Leuten in Brighton auch. Die Leute waren nett zu mir und ich war nett zu denen. Ich habe hier einfach die Spielzeit bekommen, die ich wollte, und die war mir halt damals in Brighton nicht gegeben. Nach dem Jahr, was ich, was wir hier erreicht haben, wollte ich unbedingt hier bleiben. Weil die Fans auch überragend waren. In Brighton waren die Fans auch top, aber hier war es nochmal anders als in England. Da ist die Fannähe hier nochmal enger als in England. Ich wollte einfach hier bleiben, mit dem Trainer, mit der Mannschaft, mit den Fans, die geile Saison vom letzten Jahr nochmal bestätigen."
Sky Sport: Wer von euch beiden traut sich eher zu sagen, 'wir können mit Stuttgart einen Titel gewinnen diese Saison'?
Deniz Undav: "Erstmal müssen wir kleine Brötchen backen. Aber ich glaube, wir würden beide eher vorangehen und sagen, wir können es schaffen. Wir sind beide sehr selbstbewusst und glauben an die Qualität unserer Mannschaft. Aber erstmal noch ein bisschen kleine Brötchen backen."
Ermedin Demirovic: "Es wäre auch Quatsch zu sagen, wir wollen Meister werden, wollen Pokalsieger werden, Champions-League-Sieger werden. Das wäre nicht der richtige Ansatz."
Sky Sport: Trotzdem wird in Wolfsburg auf Sieg gespielt?
Ermedin Demirovic: "Gegen jeden wird auf Sieg gespielt."
Deniz Undav: "Wir wollten gegen Real gewinnen. Also wenn wir sagen, wir wollen gegen Wolfsburg nicht gewinnen, dann wäre das natürlich jetzt nicht gut, oder?"
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