Der Hamburger SV hat den Schock über den ersten Bundesligaabstieg verdaut. Mit dem offiziellen Trainingsauftakt am 23.6. startete die Mission direkter Wiederaufstieg. Nach drei Wochen Vorbereitung werfen wir einen Blick nach Hamburg und prüfen, wie die Mannschaft sich präsentiert.
Ein großer Umbruch fand bei den Hamburgern im Sommer statt. Auf allen Positionen kamen und gingen zahlreiche Spieler, allerdings konnte durch die Verkäufe wichtiges Geld eingenommen und der Personaletat deutlich gesenkt werden. Knapp 16 Millionen Euro Einnahmen stehen nur 1,7 Millionen Euro Ausgaben gegenüber.
Wer kam? Wer ging?
Hinter dem neuen Sportvorstand Ralf Becker liegt also ein ereignisreicher Sommer. Zurücklehnen kann er sich aber noch lange nicht.
Das kann noch passieren
Trotz der umfangreichen Personalrochaden sind die Planungen in der Hansestadt noch nicht abgeschlossen. Die Großverdiener Filip Kostic und Kyriakos Papadopoulos sollen und wollen beide noch wechseln. Während laut HITC.com für den Serben mehrere Interessenten Schlange stehen (Valencia, Southhampton Wolfsburg), gestaltet sich ein Verkauf von Papadopoulos problematischer.
Für den bulligen Innenverteidiger konnte bisher kein Abnehmer gefunden werden. Außerdem berichtet bild.de, dass auch der schwedische WM-Fahrer Albin Ekdal die Erlaubnis habe, den Verein zu verlassen.
Trotz mehrerer Dementi der Verantwortlichen halten sich hartnäckig die Gerüchte um einen vorzeitigen Transfer von Stürmertalent Jan-Fiete Arp zum FC Bayern München. Spieler und Rekordmeister sollen sich schon einig sein (fünf Millionen Jahresgehalt), allerdings pocht der HSV noch auf eine höhere Ablöse als die zuletzt kolportierten 2,5 Millionen Euro. Der Vertrag des 18-Jährigen läuft nur noch für die kommende Saison.
Sollte Arp tatsächlich wechseln, würden die Verantwortlichen gerne noch eine Alternative im Sturmzentrum zu Pierre-Michel Lasogga und Manuel Wintzheimer verpflichten. Auch in der Mittelfeldzentrale soll noch ein Spieler kommen.
Angesprochen auf potenzielle Neuzugänge sagte HSV-Trainer Christian Titz in der Hamburger Morgenpost: "Wir müssen abwarten, wie sich bei uns die Situation verändert. Ich würde mich aber gegen ein, zwei Spieler nicht wehren, wenn es noch möglich wäre."
Auf diese Spieler kommt es jetzt an
Vor knapp einer Woche ernannte Titz den ehemaligen Nationalspieler Aaron Hunt zum neuen Kapitän. Nach der Vertragsauflösung mit Mergim Mavraj ist Hunt mit 31 Jahren der älteste Spieler im Kader der Rothosen. In der Bundesliga bestritt Hunt 304 Spiele und tanzte auch schon auf dem Parkett der Champions League. Er soll vorangehen und die vielen Eigengewächse führen.
Auch Lewis Holtby kommt eine spezielle Rolle zu. In den acht Bundesligaspielen unter Titz blühte er auf wie noch nie beim HSV und erzielte fünf seiner sechs Saisontore. Diese Torgefahr soll der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler auch in der nächsten Spielzeit ausstrahlen und somit einen erheblichen Teil zum Wiederaufstieg beitragen. In den bisherigen fünf Testspielen konnte Holtby zwei Tore erzielen.
Als U21-Europameister und mit großen Erwartungen kam Julian Pollersbeck für 3,5 Millionen Euro vergangenen Sommer an die Elbe. Nach einer durchwachsenen Saison mit nur zehn Einsätzen erhoffen sich Fans und Verantwortliche nun eine deutliche Leistungssteigerung des jungen Torhüters.
Nach seiner Rückkehr von Leeds United bekam Pierre-Michel Lasogga eine großen Vertrauensvorschuss. Der Stürmer ist mit 3,5 Millionen Euro Top-Verdiener an der Elbe und soll dieses Gehalt am besten mit Leistung und Toren zurückzahlen.
Zwar erzielte der 26-Jährige bisher fünf Tore, im Kampf um einen Stammplatz soll aber Neuzugang Manuel Wintzheimer die Nase vorne haben.
Wie ist die Form?
Grob zusammengefasst: Durchwachsen. Gegen die unterklassigen Gegner aus Büdelsdorf und Dassendorf gab es zwar deutliche Kantersiege. Allerdings blamierte sich die Mannschaft im Test gegen den dänischen Erstligisten Aarhus GF komplett und verlor 1:5. Die beiden Spiele im Trainingslager machen aber Hoffnung.
Champions League-Teilnehmer ZSKA Moskau konnte 1:0 besiegt werden und gegen Rapid Wien wurde ebenfalls ein 2:1-Sieg gefeiert. In beiden Spielen zeigte der HSV offensive Qualitäten, war aber in der Defensive anfällig und ließ viele Chancen zu.
Mit dem vorhandenen Spielermaterial ist ein direkter Wiederaufstieg für die Hamburger eigentlich Pflicht! Trainer und Mannschaft müssen es aber unbedingt schaffen, die vorhandene Qualität regelmäßig auf den Platz zu bringen.
Hilfreich wäre, wenn die noch ausstehenden Personalentscheidungen schnell getroffen werden, damit sich alle auf das Wesentliche konzentrieren können. Chaos wie in den letzten Jahren oder wie zu Beginn der Vorbereitung (aufgrund des abgesagten Trainingslagers) ist absolut Fehl am Platz.