Nach dem Rauswurf von Spaniens Nationaltrainer Julen Lopetegui kurz vor dem Start der WM in Russland überschlagen sich Spaniens Sportmedien förmlich. Kapitän Sergio Ramos gibt sich patriotisch, Ex-Nationalspieler Xavi zeigt Verständnis für die Entscheidung und Mario Basler zeigt Humor. Sky hat die Reaktionen.
"Erdbeben! Lopetegui muss gehen. Die Entlassung überrascht die ganze Welt", titelte die Sportzeitung AS.
"Spanish Civil War" (Spanischer Bürgerkrieg), schrieb die Daily Mail aus England.
"Rubiales wirft Lopetegui raus und ernennt Hierro zum neuen Trainer. Der Wechsel zu Real kostet Lopetegui den Traum von der WM", schrieb das Sportblatt Marca aus Madrid.
Bereits vor Lopeteguis Entlassung hatten Spaniens Sportmedien die Meldung kommentiert, dass Lopetegui neuer Trainer von Real Madrid wird. "Das ist mehr ein Meteorit als eine Bombe, die hier eingeschlagen hat", unkte Radio Marca.
Sport aus Barcelona nannte es eine "Madrider Rakete gegen La Roja". Real-Boss Florentino Perez habe "die Nationalmannschaft in die Luft gejagt".
Die Befürchtungen trafen schließlich ein: Der Weltmeister von 2010 trennte sich am Mittwochmittag von Lopetegui, nachdem der spanische Verband am Dienstag von der Nachricht überrascht wurde, dass Lopetegui seinen Job aufgibt und ab der neuen Saison die Königlichen trainiert. Sportdirektor Fernando Hierro wurde als Chefcoach für die WM installiert.
"Man darf mir nicht in den Rücken fallen"
"Es ist nicht die beste Lösung, aber man darf mir nicht in den Rücken fallen. Nach allem, was passiert ist, konnten wir nicht anders handeln", sagte RFEF-Boss Luis Rubiales bei der Verkündung seiner Entscheidung.
Er betonte, der Verband RFEF sei nicht in die Verhandlungen involviert gewesen, diese Art des Vorgehens könne er nicht dulden. Lopetegui, der seinen Vertrag erst im Mai bis 2020 verlängert hatte, machte von einer Ausstiegsklausel Gebrauch. Real zahlt dem Verband zwei Millionen Euro Ablöse.
Xavi: Verband hat richtig entschieden
Für Weltmeister Xavi hatte der spanische Verband keine andere Wahl, als Lopetegui kurz vor dem Start der WM zu entlassen.
"Letztendlich glaube ich, dass sich der Verband und der Präsident richtig verhalten haben, denn der Verband steht am Ende über einzelnen Personen", sagte Xavi. Auch wenn der Zeitpunkt zwei Tage vor dem Auftaktspiel gegen Europameister Portugal (Freitag, 20.00 Uhr LIVE auf Sky) "natürlich unglücklich" sei.
Die Meldung, dass Lopetegui zu Real Madrid wechselt, sei "vorschnell" gekommen, urteilte Xavi, Vereinslegende des FC Barcelona und Weltmeister 2010. Den langjährigen Rivalen Real Madrid wollte er nicht für das Vorgehen kritisieren. "Als ehemaliger Nationalspieler sage ich aber, dass die Entscheidung vom Verband richtig war", sagte er.
Ramos-Tweet mit viel Pathos
Spaniens Kapitän Sergio Ramos twitterte mit viel Pathos: "Wir sind die Seleccion, wir repräsentieren das spanische Wappen, die Farben, die Fans, das Land. Die Verantwortung und die Verpflichtung sind mit euch und für euch. Gestern, heute und morgen, gemeinsam. #VamosEspana".
Spanische Medien berichteten, dass Ramos und weitere Führungsspieler vergeblich versucht hätten, Spaniens Verbandschef Präsident Luis Rubiales davon abzuhalten, Lopetegui vor die Tür zu setzen.
Löw: "Das ist ein Hammer"
Bundestrainer Joachim Löw zeigte sich von der Entscheidung überrascht. "Das kam für mich völlig unerwartet. Dass so eine Entscheidung zwei Tage vor dem ersten Spiel der Mannschaft getroffen wird, ist ein Hammer", sagte Löw im WM-Quartier des Weltmeisters in Watutinki.
Hamann mit Spitze gegen DFB
"Was für ein Absturz für Lopetegui, einen Tag vor dem größten Turnier der Welt entlassen zu werden. Aber ein starkes Statement des spanischen Verbandes. DFB - bitte zur Kenntnis nehmen, siehe Özil/Gündogan", twitterte Sky Experte Didi Hamann.
"Ich tippe jetzt nicht mehr auf Spanien. Außer Pep Guardiola übernimmt für ein paar Wochen", schrieb der ehemalige englische Nationalspieler und Twitter-Ikone Gary Lineker.
Der ehemalige deutsche Nationalspieler Mario Basler landete mit einem witzigen Tweet einen Überraschungserfolg: "Mir wurde grade am Telefon ein Trainer-Job für die WM angeboten. Hab abgesagt und aufgelegt. Kam mir spanisch vor."