Zum Auftakt der U21-EM startet Deutschland gegen Dänemark mit Alexander Nübel im Tor. Der 22-Jährige wird regelmäßig auf seine ungeklärte Zukunft angesprochen, zudem gibt es auffällige Parallelen zu Manuel Neuer.
Südtirol. Trainingslager der deutschen U21-Nationalmannschaft. Es ist nicht einfach in diesen Tagen ein Interview mit Alexander Nübel zu bekommen. Und das aus gutem Grund. Der Torhüter von Schalke 04, der sich im Kader von Stefan Kuntz als Nummer eins durchgesetzt hat, weiß, was ihn erwartet.
Es sind nicht nur Fragen zu den Vorzügen des luxuriösen Domizils der DFB-Junioren oder zu Yoga-Stunden mit der extra engagierten Trainerin Steffi. Nein, Nübel muss vor allem Fragen zu seiner Zukunft beantworten. Das nervt ihn. Der gebürtige Paderborner ist der einzige Spieler an jenem Nachmittag, der mit Vertretern von vier verschiedenen Medienunternehmen sprechen muss. "Zu Sky und dem ZDF auch noch? Nö, das hat mir keiner gesagt." Nübel macht es doch.
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Schalke hat den Zeitpunkt bei Nübel verpasst
Trotz seiner 22 Jahre und obwohl er erst 20 Bundesligaspiele absolviert hat, wirkt der Keeper professionell auf eine nüchterne Art und Weise. Nüchtern sind vor allem seine Antworten auf die Zukunftsfragen. Ob ihn das Bayern-Interesse ehre? Wann eine Entscheidung fiele? Ob Schalke noch Chancen habe, ihn zu halten?
Nübel zeigt die ein oder andere Floskelparade. Er wolle sich auf das Turnier konzentrieren, alles andere interessiere ihn gerade nicht. Nur der Punkt, dass Schalke den Zeitpunkt verpasst habe, bezüglich einer Vertragsverlängerung zeitig auf ihn zu zukommen, lässt die Fassade kurz fallen. "Ich habe ja letztes Jahr schon ein paar Spiele gemacht, da kam nichts und deswegen …", sagt der Ostwestfale mit einem leicht enttäuscht klingenden Unterton.
Es lässt sich deutlich heraushören, dass Schalke den Zeitpunkt klar verpasst hat. Als ihm nach dem Interview zugerufen wird, dass der frühere Manager Christian Heidel sich auf eine nicht vorhandene Klausel zur automatischen Verlängerung verlassen habe, kommentiert Nübel süffisant: "Ich kann meinen Vertrag lesen."
Parallelen zwischen Nübel und Neuer
Eines dürfte klar sein: Der Keeper wird Schalke 04 spätestens im Sommer 2020 verlassen. Ob sein Weg schon früher aus Gelsenkirchen heraus zum Beispiel nach München führt, wird sich während der U21-Europameisterschaft entscheiden. Und da fällt es nicht schwer, Parallelen zu einem ganz großen seiner Zunft zu erkennen.
Manuel Neuer wurde selbst mit Anfang 20 Stammtorhüter bei Schalke 04. Auch der gebürtige Gelsenkirchener war die Nummer eins bei der U21-Nationalmannschaft, holte 2009 den Titel in Schweden. "Ich habe ihn beobachtet und gesehen, wie er gehalten hat. Er hat seinen Job sehr gut gemacht. Parallelen sind also schon da", urteilt Neuer, der bekanntermaßen 2011 selbst den Schritt aus der Heimat zum großen FC Bayern wagte.
U21-EM als Karriere-Schub?
Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Nübel ihm nacheifert. Ein Wechsel dürfte ihm leichter fallen, als dem damals viel geschmähten Neuer. Nübel versteht Schalke nicht als seinen Herzensverein, will das Beste für die eigene Karriere. Die U21-EM in Italien und San Marino dürfte dieser einen entsprechenden Schub verpassen.
Nationaltrainer Stefan Kuntz hat sich nach detailversessener Absprache mit Torwarttrainer Klaus Thomforde für den Noch-Schalker und gegen den Mainzer Florian Müller entschieden. Dieses Rennen auf Augenhöhe hat der 22-Jährige also bereits für sich entschieden. Liefert er ein starkes Turnier, sollten die Chancen steigen, dass der nüchterne Nübel zumindest auf Vereinsebene schon ziemlich bald der neue Neuer wird.