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BVB: Michael Zorc tritt nach 44 Jahren bei Borussia Dortmund ab

Ur-Borusse Zorc tritt ab: Vom Rekord-Spieler zum BVB-Architekten

Michael Zorc hat Borussia Dortmund geprägt wie kein anderer. Zum Ende der Saison endet seine Zeit beim BVB nach 44(!) Jahren. Zum Abschied blickt Sky Sport auf die Karriere des Ur-Borussen vom Rekord-Spieler hin zum BVB-Macher, der abschließend noch ein paar Geschenke hinterlässt.

Die Erfolgsgeschichte von Michael Zorc beim BVB ist in der Vereinsgeschichte der Schwarz-Gelben bislang einmalig. Der in Dortmund geborene Ex-Profi wechselte bereits im Alter von 15 Jahren in die Jugend der Borussia - schloss sich danach keinem anderen Verein mehr an. Bis heute.

Nach bald 44 Jahren auf und neben dem Platz, in den Trainings-, Verhandlungs- und Konferenzräumen des BVB macht der 59-Jährige Schluss als Teil von Borussia Dortmund. Zumindest als aktiver Part im täglichen Geschehen, denn dass der Ur-Borusse stets auch ein Stück BVB bleibt, steht völlig außer Frage. Zorc ist ein Beispiel für Vereinstreue und Integrität, hat als Spieler und Sportdirektor immer den Klub an erste Stelle gesetzt und sich so unverzichtbar gemacht.

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"Susi" schafft früh den Sprung zu den Profis

Drei Jahre kickte Zorc für die Junioren der Dortmunder, ehe das Mittelfeldtalent vom damaligen Chef-Trainer Branko Zebec 1981 in die erste Mannschaft des Bundesligisten berufen wurden. Zorc erhielt sofort einen Profivertrag und wurde schnell in die Mannschaft integriert. Von seinem Mitspieler und späteren Kapitän Rolf Rüssmann bekam der Youngster aufgrund seiner langen Haare den Spitznamen "Susi" verpasst. Dass sich dieser hartnäckig über Jahre hinweg halten würde und erst mit der Zeit verschwindet, hätte "Zorci", wie er intern genannt wird, damals wohl auch nicht gedacht.

Als Profi avancierte der Abräumer schnell zum Stammspieler. In seinen 17 Jahren auf dem Platz erlebte der torgefährliche Mittelfeldspieler Höhen und Tiefen mit dem BVB. In der Saison 1985/1986 gipfelte eine schwache Saison des Traditionsklubs in der Relegation. Dort hatte Zorc mit drei Treffern und einer Vorlage in drei Spielen großen Anteil am Klassenerhalt gegen den SC Fortuna Köln.

Michael Zorc in der Saison 1983/1984 mit dem BVB zu Gast beim 1. FC Köln.
Image: Michael Zorc in der Saison 1983/1984 mit dem BVB zu Gast beim 1. FC Köln.  © Imago

Rosige Titeljahre gipfeln in BVB-Rekorden

Doch die folgenden Jahre wurden wieder rosiger. Viel rosiger. 1989 holte Zorc als frisch gebackener Kapitän der Dortmunder den DFB-Pokal. 1995 und 1996 folgten zwei Meistertitel in Serie. Die starke Ära der Schwarz-Gelben gipfelte im Champions-League-Sieg 1997 beim 3:1 im Finale gegen Juventus Turin. Zum Ende seiner Karriere saß der Kapitän, der zuvor schon um Einsatzminuten kämpfen musste, auch im Endspiel für 89 Minuten auf der Bank.

Zwar verlängerte der BVB noch um ein Jahr mit Zorc, doch der einstige Leader verlor endgültig seinen Stammplatz. Mit 572 Einsätzen für die Schwarz-Gelben ist der Dauerbrenner mit weitem Abstand Rekord-Spieler der Borussia - mit 463 Spielen im deutschen Oberhaus gilt der Rekord-Spieler-Status ebenso für die Bundesliga. Mit 159 Treffern ist der ehemalige defensive Mittelfeldspieler (!) zusätzlich zweitbester Torjäger der Vereinshistorie.

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Trotz Fan-Kritik: BVB hält an "Frühstücksdirektor" Zorc fest

Nach der aktiven Karriere war schnell klar, dass die Dortmunder ihren treuen Kapitän auch abseits des Platzes im Verein halten wollen. Im Schatten vom damaligen Sportchef Michael Meier wurde Zorc langsam aufgebaut und an das tägliche Geschäft herangeführt. Gänzlich unerfahren war der Manager-Junior in seinem Gebiet nicht. Während seiner Spielerlaufbahn studierte er vier Semester Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Dortmund, brach dieses Studium allerdings ab.

In seinen ersten Jahren hatte Zorc einen schweren Stand. Unter Meier und später Stefan Reuter wurde der Ex-Profi noch als "Frühstücksdirektor" belächelt, der trotz hoher Stellung keine echten Funktionen im Verein übernimmt. Das änderte sich mit der lange geplanten Ernennung zum Sportdirektor 2005. Von da an war Zorc hauptverantwortlich für die Transfers der Borussen und schaffte es trotz finanzieller Probleme teils namhafte Spieler wie Nelson Valdez oder Alex Frei in den Verein zu lotsen.

Doch nicht alle Entscheidungen des Funktionärs wurden mit Wohlwollen aufgenommen. Neben des Abgangs von Thomas Rosicky zum FC Arsenal sorgte vor allem ein Spielertausch für Unruhe bei den Fans. BVB-Topstürmer Mladen Petric und HSV-Angreifer Mohamed Zidan wechselten die Seiten. Zwar bekamen die Dortmunder eine zusätzliche Ablösesumme, doch die Anhänger der Schwarz-Gelben forderten daraufhin erstmals lautstark den Rauswurf von Zorc. Die neue Geschäftsführung Treß/Watzke hielt am Ur-Borussen fest - und wurde belohnt.

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Nach 44 Jahren nimmt Michael Zorc Abschied von Borussia Dortmund. Trainer Marco Rose hat sich bei der PK vor dem Bundesliga-Duell gegen die Hertha zu dem scheidenden Sportdirektor geäußert.

Zorc und Klopp führen BVB zu altem Glanz

Nachdem der finanzielle Zusammenbruch des Vereins endgültig abgewendet war, sollte sich Zorc mit der Verpflichtung von Mainz-Coach Jürgen Klopp im Sommer 2008 auf Dauer nicht nur rehabilitieren, sondern ein neues sportliches Zeitalter beim BVB einläuten. Zorc landete in den folgenden drei Jahren Transfer-Volltreffer wie Neven Subotic, Mats Hummels, Lukasz Piszczek, Shinji Kagawa, Lucas Barrios oder Robert Lewandowski - Spieler wie Mario Götze oder Marcel Schmelzer kamen aus der eigenen Jugend.

Zusammen mit Klopp formten die Borussen ein schlagkräftiges Team mit gestanden Profis und einer ganzen Reihe an jungen, hochtalentierten Spielern. Es folgten die Meisterschaft 2011, das Double aus Meistertitel und DFB-Pokal 2012 sowie die Teilnahme am Champions-League-Finale 2013, welches der BVB denkbar knapp mit 1:2 im Londoner Wembley Stadion gegen den FC Bayern verlor.

Über die Jahre entwickelte sich Zorc zu einem knallharten und hochprofessionellen Geschäftsmann, der weiß, wie man Spieler überzeugt und Vereinen bei hohen Forderungen auch mal klare Kante zeigt. Dabei ist der Sportdirektor stets Mensch geblieben. Hart, aber stets ehrlich und fair, wie es in den Pott und zum BVB passt. Auch die Art des Machers hatte Anteil am Erfolg der letzten Jahre.

Sportdirektor Nachfolge schon seit 2018 geregelt

Und heute? Ist der BVB zur klaren Nummer zwei der Bundesliga aufgestiegen und hat sich als Bayern-Herausforderer etabliert. Zwar wackelten die Dortmunder beispielsweise 2015 im letzten Klopp-Jahr und hatten danach Schwierigkeiten damit, den heutigen Liverpool-Coach zu ersetzen, doch seit sieben Jahren qualifiziert sich der BVB stets für die Königsklasse und gewann 2017 sowie 2021 erneut den DFB-Pokal.

"Er hat eine Ära mitgeprägt. Als Spieler, als Sportdirektor - und hat dabei auch schwierige Zeiten mitgemacht. Keiner kennt und lebt den Verein so wie Zorci. Ich glaube schon, dass er uns fehlen wird", huldigt auch der aktuelle BVB-Coach Marco Rose seinen Noch-Chef vor dessen vorerst letztem Auftritt am Wochenende.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc feiert den DFB-Pokalsieg 2017 mit dem Team.
Image: BVB-Sportdirektor Michael Zorc feiert den DFB-Pokalsieg 2017 mit dem Team.  © Imago

Ganz ohne einen Knall scheint Zorc seine Ära beim BVB jedoch nicht enden lassen zu wollen. Mit einem Titel wird es zwar nichts, doch die Grundlage für eine erfolgreiche Saison 2022/2023 soll vor seinem Abgang noch geschaffen werden. Mit Sebastian Kehl hat Zorc in den vergangenen Jahren bereits einen Nachfolger herangezogen, der schon jetzt wichtiger Teil in den Verhandlungen mit neuen Spielern ist. Auch Ex-Kapitän Kehl trägt die BVB-DNA in sich - galt schon bei seiner Ernennung zum Leiter der Lizenzspielerabteilung 2018 als logischer Zorc-Nachfolger.

Zorc verteilt große Abschiedsgeschenke nach 44 Jahren BVB

Vor seinem Abtreten in wenigen Wochen hat Zorc jedoch noch ein paar Asse aus dem Ärmel gezaubert. Mit Bayern-Verteidiger Niklas Süle und Freiburgs Abwehrchef Nico Schlotterbeck gilt das Defensiv-Leck der aktuellen Spielzeit zumindest nominell als gekittet. Auch die Verpflichtung von DFB-Sturmtalent Karim Adeyemi ist fix und soll wohl nicht der letzte Coup dieser Transferperiode bleiben.

Zorc verteilt auf seiner letzten Tournee - in Zusammenarbeit mit seinem Protegé Kehl - noch einmal große Abschiedsgeschenke. Der Ur-Borusse hinterlässt den BVB in einem gesunden Zustand, mit einem starken Kader, einem eingearbeiteten Nachfolger und einem Transfer-Ausrufezeichen, das die Dortmunder im nächsten Jahr wieder zum Anwärter auf Titel machen könnte.

Ob es soweit kommt, liegt dann nicht mehr in den Händen des 59-Jährigen. Michael Zorc hat nach seinen 44 Jahren in schwarz und gelb vorerst Urlaub. Und den hat er sich redlich verdient.

Mehr zum Autor Lars Pricken

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