Auswärts wird abgeliefert, im eigenen Stadion bleiben die Punkte aus: Der Heimvorteil schwindet offenbar in der laufenden Bundesliga-Saison.
Wir haben nachgerechnet: Sind die deutschen Teams auswärts erfolgreicher als zuhause? Und was macht den Heimvorteil eigentlich aus? Sky Sport liefert die Antworten.
Anomalie Bundesliga
Die Fifa hat den Heimvorteil in einer Studie untersucht. International gewinnen die Gastgeber rund 50 Prozent der Partien, zu 25 Prozent endet ein Spiel jeweils mit einem Unentschieden oder Auswärtserfolg. Den krassesten Heimvorteil gibt es in Nigeria: Hier werden laut Fifa-Studie rund 92 Prozent der Spiele vom Gastgeber gewonnen. Und was macht die Bundesliga? Die Antwort: Alles anders, zumindest in diesem Jahr.
Der Heimvorteil ist auf dem Rückzug. In den vergangenen Spielzeiten nur langsam, in dieser Saison bislang dramatisch: Es gab sogar mehr Auswärtserfolge als Heimsiege! Die Bundesliga ist weit entfernt von der internationalen 50-Prozent-Marke. Auswärts-Höhepunkt war der 6. Spieltag. Hier gewann gleich acht Mal der Gast, nur Dortmund konnte einen Punkt zuhause behalten. Um zu verstehen, warum die Bundesliga immer gästefreundlicher wird, schauen wir uns den Heimvorteil genauer an.
Mein Stadion, meine Fans, meine Stadt: Zuhause spielen Fußballprofis besonders gerne. Und die Anhänger machen tatsächlich den Unterschied! Inzwischen ist nachgewiesen, dass Schlachtgesänge der Fans Testosteronschübe auslösen.
Der zwölfte Mann als Unterschiedsspieler
Bevorzugt natürlich beim Heimteam. Gästespieler werden durch Pfiffe und die Stimmung dagegen eingeschüchtert. Spieler wie Oliver Kahn, die aus Anfeindungen Energie ziehen konnten, sind im Sport die große Ausnahme. Auch die Schiedsrichter lassen sich laut den Forschern von den Fans beeinflussen. Eine laute Geräuschkulisse senkt die Wahrscheinlichkeit für einen Foulpfiff gegen die Heimmannschaft um satte 15 Prozent! Der Einfluss des zwölften Manns ist also auf dem Rasen spürbar.
Es sind aber nicht nur die Fans. Es ist die gewohnte Umgebung, der gewohnte Tagesablauf vor einem Spiel, der Profis Sicherheit gibt. Routine hilft, weniger auf dem Rasen nachdenken zu müssen. Das eigene Stadion und das Grün kennt man eben besser als der Gegner. Das kann vor allem der SC Freiburg seit Jahren von sich behaupten. Die Breisgauer haben nach wie vor das kleinste Spielfeld der Bundesliga - eine Ausnahmegenehmigung macht es möglich. In einem Präzisionssport wie Fußball müssen sich Passgeber auf die fehlenden Meter erst einmal einstellen.
Professionalisierung und Zufall
Aber warum schwindet der Heimvorteil in der Bundesliga? Und auch in den anderen europäischen Top-Ligen? Der Fußball wird zunehmend professioneller. Die Reisen der Klubs sind durchgeplant, angenehm für die Profis und mit wenig Raum für Überraschungen. Der Tross großer Klubs wächst von Jahr zu Jahr, was für die Fußballer vor allem Annehmlichkeiten bedeutet. Wer sich wohlfühlt, spielt auch besser Fußball.
In dieser Saison gibt es keine echte Heimmacht. Noch kein Team hat drei Spiele zuhause gewonnen, auswärts hingegen schon. Die Spitzenteams wie die Bayern, Leipzig oder Mönchengladbach haben vor allem zuhause Punkte liegen gelassen. Dazu kommen schwache Aufsteiger: Union Berlin, Paderborn und Köln haben zusammen erst einen Heimsieg gefeiert. Und Ausreißer hat auch diese Saison zu bieten: Freiburg und Mönchengladbach haben auswärts alle Spiele gewonnen.
Statistisch normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit. Aber der Zufall beherrscht den Fußball auch im Jahre 2019 noch. So kann die Heimschwäche der Bundesliga-Klubs auch mit viel Pech zu tun haben. Mehr erfahren wir am Wochenende, wenn der Heimvorteil der nächsten Prüfung unterzogen wird.