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WM 2022: Die deutschen Mutmacher gegen Spanien

Endspiel-Mutmacher gegen Angstgegner Spanien

Die DFB-Auswahl steht gegen Spanien unter Zugzwang.
Image: Die DFB-Auswahl steht gegen Spanien unter Zugzwang.  © DPA pa

Nach der unerwarteten Auftaktniederlage gegen Japan herrscht Tristesse rund um die deutsche Mannschaft. Gegen Spanien droht das zweite Vorrunden-Aus in Folge bei einer WM. Doch auch wenn sie nicht jedem ersichtlich erscheinen: Es gibt Mutmacher.

Eigentlich findet das WM-Finale erst am 18. Dezember im Lusail Iconic Stadium statt, doch Deutschland hat sein Endspiel ungewollt früher als erhofft. Am Sonntag. Im Al-Bait Stadion gegen die berauschend gestarteten Sieben-Tore-Spanier. Es gilt, das drohende Vorrunden-Aus abzuwenden. Die große Frage, die sich Fußball-Deutschland stellt: Wie soll das gelingen? Zumal selbst die Statistik keinen Anlass zu großem Optimismus zulässt.

Die Iberer sind der Angstgegner schlechthin des DFB-Teams, das seit 34 Jahren auf einen Pflichtspielsieg gegen den Weltmeister von 2010 wartet. Auch die Erinnerungen an das letzte Duell sind alles andere als gut. Vor genau zwei Jahren erlebten Manuel Neuer & Co. ein peinliches 0:6-Debakel. Man muss also schon etwas tiefer in die Materie einsteigen, um positive Ansätze zu finden. Hilfreich ist dabei ein Blick in die jüngere Vergangenheit.

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Manuel Neuer spricht im Interview nach der Pleite gegen Japan und spricht von einer Vollkatastrophe. Das Interview im Video.

Hilft die Erfahrung von der WM 2018?

Beim historischen Vorrunden-Aus vor vier Jahren in Russland stand die deutsche Auswahl nach einer 0:1-Niederlage zum Auftakt gegen Mexiko im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden ebenfalls unter immensen Druck, der sich zur Halbzeit mit einem 0:1-Rückstand maximiert hatte. Doch Deutschland zeigte Moral, stemmte sich gegen alle Widerstände und gewann am Ende sogar in Unterzahl durch ein Tor von Toni Kroos in der Nachspielzeit.

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Fünf Spieler aus dem aktuellen Aufgebot standen damals schon auf dem Rasen: Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger, Thomas Müller und Ilkay Gündogan. Ein nicht unwichtiger Aspekt, schließlich wird die wichtigste Aufgabe von Hansi Flick in der kurzen Zeit bis Sonntag sein, die elf Akteure zu ergründen, die der gewaltigen Aufgabe gewachsen sind. Wer geht voran? Wer hält dem Druck stand?

Hoffnung auf Sane-Comeback

"Jetzt ist wichtig, dass wir Charakter zeigen und versuchen, dass wir die letzte Chance im letzten Spiel noch haben", sagte der immer noch stets besonnene Bundestrainer, der bei seinem ersten Turnier in der Chefrolle gleich als Krisenmanager gefragt und gefordert ist. Da kann es von Vorteil sein, dass das angeführte Quintett um Neuer, Müller & Co. Erfahrung mit derlei heiklen Situationen besitzt. Sie wissen, wie mit Druck sowie Versagensängsten umzugehen ist und sind aufgrund dessen erneut in der Startelf zu erwarten. Zudem besteht berechtige Hoffnung auf eine Rückkehr von Leroy Sane.

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Der Bayern-Star musste zum Auftakt wegen Knieproblemen passen, kehrte am Donnerstag auf den Platz zurück und absolvierte eine individuelle Einheit. Ein positiver Lichtblick, befand sich der 26-Jährige vor seinem Ende Oktober erlittenen Muskelfaserriss doch in einer herausragenden Verfassung. Mit einer Aktion kann er den Unterschied ausmachen. Über diese außerordentliche Gabe verfügt auch Jamal Musiala.

WM 2022: Wann spielt die deutsche Nationalmannschaft?

  • Gruppe: Gruppe E
  • Gruppengegner: Japan, Spanien, Costa Rica
  • 1. Spiel: Deutschland – Japan (Anpfiff: 23. November 2022, 14 Uhr)
  • 2. Spiel: Spanien – Deutschland (Anpfiff: 27. November 2022, 20 Uhr)
  • 3. Spiel: Costa Rica – Deutschland (Anpfiff: 01. Dezember 2022, 20 Uhr)
  • Mögliche Achtelfinalgegner: Belgien, Kanada, Marokko, Kroatien

Der Hochgelobte zählte schon vor dem Turnier zu den Hoffnungsträgern im deutschen Team und deutete bei seinem WM-Debüt sein besonderes Potenzial an. Sichtbar nervös gestartet, ließ er kurz nach dem Seitenwechsel gleich fünf Japaner ins Leere laufen, als Krönung fehlte nur der Torabschluss. Apropos: Die Flick-Elf spielte sich gegen Japan nicht nur in Person von Musiala genügend Torchancen heraus, um die Partie vorzeitig zu entscheiden. "Wenn man zwei bis drei Hochkaräter hat, dann muss man das Spiel zumachen", bemängelte Flick. Ergo: Das Offensivspiel funktioniert, gegen Spanien gilt es nun an der Effizienz zu arbeiten und eine Forderung von Kimmich umzusetzen.

Erste Halbzeit gegen Japan als Mutmacher

"Wir müssen abgezockter werden", sagte der Mittelfeldspieler, der sich wie alle seine Kollegen steigern und mit Leistung vorangehen muss. Gegen Japan gelang es dem Taktgeber mit Anführer-Anspruch nicht, das Spiel zu ordnen und defensiv zu stabilisieren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bei der Vollkatastrophe nicht alles schlecht war.

Für Neuer ist die erste Halbzeit ein Mutmacher für Sonntag. Der Weltranglisten-11. kontrollierte das Geschehen, hatte durch viel Ballbesitz die Hoheit auf dem Platz und stellte mit 422 Pässen einen Rekord für eine Halbzeit bei einer WM auf, der allerdings nur wenige Stunden Bestand hatte und ausgerechnet von Spanien (537 Pässe) gegen Costa Rica getoppt wurde.

Ohnehin gab es beim Pass-Festival einen gehörigen Makel, denn Gündogan hatte das Gefühl, "dass nicht jeder den Ball unbedingt haben wollte". Der Torschütze zum 1:0 schwang sich nach dem verpatzten Auftakt zum Chefkritiker auf und erinnerte mit seiner Kollegenschelte an Mats Hummels, der beim WM-Desaster in Russland ebenfalls seine Mitspieler rüffelte. Ein riskanter Schachzug, der Gefahren birgt, aber auch die Sinne schärfen und ein Reizklima schaffen kann.

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Sky Expete Dietmar Hamann befürchtet, dass Deutschland bereits nach der Gurppenphase ausscheidet.

Baut das DFB-Team eine Wagenburg-Mentalität auf?

Fakt ist: Die Parallelen zu 2018 sind unverkennbar, aber nach Ansicht von Kimmich gibt es einen entscheidenden Unterschied. "Diesmal", betonte der Mittelfeld-Chef, "sind wir eine Mannschaft." Wie stark der Zusammenhalt aber wirklich ist, wird sich am Sonntag zeigen.

Der Glaube ans Weiterkommen ist in Fußball-Deutschland gefühlt kaum noch vorhanden, viele trauen dem Team in Katar nicht mehr viel zu. Viel ist auf den viermaligen Champion in den vergangenen Tagen eingeprasselt, auch die Reaktionen vieler Experten fielen nach der Blamage gegen Japan drastisch aus. Das könnte Neuer, Kimmich & Co. triggern und zu einer Trotzreaktion führen. Die oft zitierte Wagenburg-Mentalität hat der DFB in der Vergangenheit schon des Öfteren erfolgreich aufgebaut. Die kann auch gegen Spanien nützlich sein, um das eigene Bild wieder geradezurücken.

Auch wenn sie zugegeben eher zart sind: Hoffnungsschimmer sind vorhanden, zumal eine 1:2-Auftaktniederlage bei einer WM kein Novum ist. 1982 startete Deutschland gegen Algerien ebenfalls mit diesem Ergebnis ins Turnier - und zog am Ende dennoch ins Finale ein ...

Mehr zum Autor Robin Schmidt

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