Borussia Dortmund ist nach dem 1:1 gegen Hoffenheim noch immer ungeschlagen. Über das Sturm-Problem des BVB täuscht das aber nicht hinweg. Trainer Lucien Favre tüftelt weiter am Offensiv-Konzept.
Jeweils zwei Siege und zwei Remis bedeuten acht Punkte und einen Platz in der Spitzengruppe der Bundesliga. Der BVB ist in sechs Pflichtspielen unter Trainer Lucien Favre noch ungeschlagen. Also alles gut bei den Schwarz-Gelben? Mitnichten!
BVB: Kluft zwischen Ergebnissen und Leistungen
Bei der Borussia herrscht eine große Kluft zwischen den akzeptablen Ergebnissen und den gezeigten Leistungen. Besonders in der Offensive lassen Kapitän Marco Reus, Maximilian Philipp und Co. Kreativität, Durchsetzungsvermögen und Torgefahr vermissen.
Zwar liegt der BVB mit acht Treffern in dieser Statistik auf Rang drei in der Bundesliga, doch muss dieser Wert kritisch gesehen werden. Denn allein am 1. Spieltag gegen Leipzig traf die Borussia gleich viermal - die einzige Partie, in der die Truppe von Lucien Favre offensiv überzeugte.
"Moderner Fußball sieht anders aus. Von Borussia Dortmund wird erwartet, dass attraktiver Fußball gezeigt wird, der die Fans mitreißt. Mit dieser Qualität im Kader muss mehr kommen. Favre muss zwingend einen Neuner finden", fordert Sky Experte Lothar Matthäus bei "Wontorra - Der o2 Fußball-Talk".
Favre-Plan mit Wolf scheitert
Beim Auswärtsspiel in Hoffenheim setzte Favre seine Suche fort und probierte beim 1:1 eine neue Variante aus, indem er Marius Wolf in die Sturmspitze stellte - ohne Erfolg! Erneut offenbarte der BVB gravierende Schwachstellen im Angriffs-Spiel.
"Es hat nicht funktioniert. Das hat Favre auch gesehen und ist bestimmt nicht glücklich. Es ist nicht Wolfs Position. Favre hat die richtige Besetzung für diese Position noch nicht gefunden", nennt Ex-Schalke-Coach Markus Weinzierl das Kernproblem des Schweizer Trainers.
Matthäus kritisiert Favre
Matthäus findet noch drastischere Worte und kann Favres Plan mit Wolf überhaupt nicht verstehen. "Die Idee kann ich gar nicht nachvollziehen. Er ist ein neuer Spieler, der sich beim BVB erstmal einfinden muss", kritisiert der Rekordnationalspieler Favres Überlegungen.
Und weiter: "Ich lasse die Spieler da spielen, wo sie sich am wohlsten fühlen - und das ist bei Wolf auf dem Flügel. Im Zentrum hat er noch nie gespielt, deswegen hat es mich gewundert. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben - beispielsweise mit Philipp, oder man wählt ein anderes System."
Großkreutz fordert Geduld
Ex-BVB-Star Kevin Großkreutz sieht die Situation beim BVB nicht ganz so schlimm und hebt besonders das Verteidigungsverhalten unter Favre hervor. "Favre will erstmal defensiv gut stehen und dann nach vorne spielen. Er ist neu und hat viele neue Spieler, das braucht Zeit. Diese muss man ihm auch geben", fordert Großkreutz und vertraut auf eine baldige Entwicklung des Offensiv-Konzepts von Favre.
"Wenn Alcacer wieder fit ist, hat man auch wieder einen Stürmer und dann wird das Offensivspiel auch wieder besser", ist sich der Weltmeister von 2014 sicher.
Gelingt gegen Nürnberg der offensive Befreiungsschlag?
Bereits am Mittwoch steht für den BVB das nächste Spiel an. Am 5. Spieltag empfängt die Borussia den Aufsteiger 1. FC Nürnberg (ab 20:30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 1 HD). Die Hoffnungen liegen dabei auf den von Großkreutz angesprochenen Alcacer, der zuletzt wegen muskulärer Probleme fehlte.
Der Neuzugang brachte es deswegen bislang nur auf 23 Einsatzminuten gegen Eintracht Frankfurt. In diesen traf der Spanier aber prompt und kurbelte das Dortmunder Offensivspiel an. Gut möglich, dass Favre Alcacer - sollte er fit werden - gegen den Club von Beginn an bringt und Wolf wieder auf seine angestammte Position auf den Flügel rutscht.
Es wäre die siebte unterschiedliche Offensivformation im siebten Pflichtspiel - und bei einem offensiven Befreiungsschlag vielleicht auch vorerst die letzte Variante auf die Favre zurückgreift. Das Tüfteln am Offensiv-Konzept hätte damit aus Dortmunder Sicht endlich ein Ende.