Yann Aurel Bisseck von Inter Mailand über Nagelsmann, DFB und seine Zukunft
Von Köln über Kerkrade nach Mailand - der 24-Jährige hat in seiner Laufbahn schon viel erlebt. Spielt er bald für die deutsche Nationalmannschaft?
04.02.2025 | 14:53 Uhr
Mit starken Leistungen bei Inter Mailand hat sich Yann Aurel Bisseck ins Blickfeld von Julian Nagelsmann gespielt. Im Sky Interview spricht der 24-Jährige über das Gespräch mit dem Bundestrainer, schwierige Zeiten in seiner Karriere und verrät, an welchem Star er sich orientiert.
Köln, Kiel, Kerkrade, Guimaraes, Aarhus, Mailand - und bald für die deutsche Nationalmannschaft? Yann Aurel Bisseck hat in seiner noch jungen Karriere schon viel durchgemacht.
Geboren am 29. November 2000 in Köln, spielte er ab 2007 in der Jugend des 1. FC Köln, debütierte kurz vor seinem 17. Geburtstag bei den Profis und war zum damaligen Zeitpunkt der zweitjüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte.
Bisseck spielt seit 2023 für Inter Mailand
Im September 2019 wurde der Innenverteidiger als Drittbester seines Jahrgangs mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichnet, doch seine Karriere geriet ins Stocken, es begann eine Odyssee mit mehreren Leihstationen.
Besonders in Portugal erlebte er eine schwierige Zeit. Er wechselte nach Dänemark und schaffte bei Aarhus GF den Durchbruch. Im Sommer 2023 wechselte er für sieben Millionen Euro zu Inter Mailand.
In der aktuellen Saison kam er 14-mal in der Serie A und sechsmal in der Champions League zum Einsatz. Im November erhielt Bisseck, dessen Eltern aus Kamerun stammen, einen Anruf von Julian Nagelsmann.
Yann Aurel Bisseck über …
… den Kontakt zu Bundestrainer Julian Nagelsmann: "Es ist nicht so, dass wir eine laufende WhatsApp-Kommunikation hätten. Nein, ich hatte das eine Gespräch mit ihm im November. Seitdem haben wir nicht mehr gesprochen. Aber das ist nichts, was ich erwarte. Ich erwarte nicht, dass der Bundestrainer sich persönlich bei mir erkundigt. Ich habe mich extrem gefreut und es als großes Zeichen des Respekts gesehen, dass er sich überhaupt bei mir gemeldet hat. Ich hoffe, dass ich weiter auf dem Radar bin. Ich glaube, ich mache meine Sache auch ganz gut. Ich war jetzt verletzt, aber ich bin sicher, dass ich im Februar und Anfang März auf meine Minuten komme. Und dann liegt es an mir. Dann muss ich zeigen, was ich draufhabe und hoffe, dass der Bundestrainer das sieht. Und dann hoffe ich natürlich auf eine Einladung."
… das Feedback von Nagelsmann: "Das Gespräch ging ungefähr fünfeinhalb Minuten. Er hat mir gesagt, ich soll so weitermachen. Er hat mir gesagt, dass meine Leistung gesehen wird und ich höher auf der Liste stehe, wenn ich noch kontinuierlicher an Spielminuten komme. Das ist passiert. Vor allem im Dezember und Anfang Januar. Jetzt hoffe ich, dass es so weitergeht - und dann sehen wir weiter."
… das Interesse des kamerunischen Fußballverbands an ihm: "Ich habe immer für Deutschland gespielt und die meisten Jugendmannschaften durchlaufen, war Kapitän bei der U21. Ich würde im Moment gerne für den DFB auflaufen."
… Inter Mailand und das San Siro: "Es ist jedes Mal ein Gänsehaut-Gefühl, in diesem Stadion zu spielen. Ich habe in meinem Leben in noch keinem besseren Stadion gespielt. Es gibt nichts Besseres, wenn die Fans deinen Namen singen. Unsere Fans sind der Wahnsinn. Die Leute sind richtig dabei. Nicht nur am Spieltag. Ich werde häufig auf der Straße erkannt. Die Leute sind sehr respektvoll."
… seine Ankunft in Mailand und den warmherzigen Empfang der Tifosi: "Ich wusste nicht, dass Neuzugänge so stark beobachtet werden. Man muss da ja auch nochmal unterscheiden. Es gibt Leute, die kommen für 60 Millionen. Und dann komme ich für nur quasi sieben Millionen. Es ist schön, zu wissen, wie sehr die Leute Anteil am Fußball nehmen. Da merkt man, wie groß das ist, was wir hier machen. Deswegen ist es ein großes Privileg, hier zu spielen."
… seinen schwierigen Umweg über Niederlande, Portugal und Dänemark zu Inter: "Die Leute, die an mich geglaubt haben, kann ich an zwei Händen abzählen. Aber ich finde, das macht die ganze Sache noch schöner. Die Zeit in Portugal, Niederlande und auch Deutschland war nicht einfach. Aber das macht einen am Ende nur stärker. Ich habe jetzt leicht reden, weil es geklappt hat (lacht). Aber ich habe immer daran geglaubt. Und die Leute um mich herum, die mich nie aufgegeben haben, haben mir Kraft gegeben."
… Gedanken an ein mögliches Karriereende während seiner Zeit in Portugal: "Ja, die gab es. Vor allem nach der zweiten Verletzung. Ich hatte schon einen ausgeklügelten Plan. Der sah vor, mit einem Kumpel nach Berlin zu ziehen. Was zu studieren. Eine WG aufzumachen. Da habe ich mich schon gesehen (lacht). Zum Glück ist es anders gekommen. Mein Kumpel ist jetzt trotzdem zufrieden. Es freut mich für ihn, dass er seinen Weg gegangen ist - und ich meinen. Das Wichtigste ist, dass wir beide zufrieden sind. Ich wollte immer Medizin studieren. Ich bin mir sicher, dass ich schon etwas gefunden hätte. Aber im Nachhinein bin ich sehr, sehr glücklich, dass ich keine Klausuren schreiben muss, sondern vor 70.000 Zuschauern Fußball spielen darf."
… sein Profidebüt und die schleifende Talentförderung beim 1. FC Köln: "Es ist bei keinem Verein einfach, den Sprung aus der Jugend in den Profibereich zu schaffen. Bei mir war es eine sehr besondere und schwierige Situation für den Verein mit dem Abstiegskampf. Damals waren auch viele Spieler verletzt. Ich habe mich grundsätzlich gefreut, dass ich mein Debüt für meinen Heimatverein geben durfte. Wie es dann nach dem Abstieg gelaufen ist, habe ich mir natürlich anders gewünscht, weil man denkt sich: 'Okay, jetzt gibt es einen Neuaufbau, jetzt werden jüngere Spiele integriert.' Aber uns wurde am Anfang schon gesagt: 'Mit euch planen wir nicht.' Die ganze Idee, dass man nicht wirklich mit jungen Spielern plant, ist immer vom Verein abhängig. Es hat zu dem Zeitpunkt damals wohl einfach nicht sein sollen."
… Marko Arnautovic: "Er ist nicht so verrückt, wie die Leute sagen. Er ist ein sehr lieber Kerl, der sich auch gut um seine Jungs und Freunde kümmert. Da kann man sich sicher sein, dass man ihn auf seiner Seite hat. Er hat aber auch immer einen Spruch parat. Er ist auf jeden Fall einer der lustigeren Kerle."
… seine Zukunft: "Wenn es irgendwann in der Zukunft meine beste Möglichkeit ist, nach Deutschland zurückzugehen, gehe ich nach Deutschland zurück. Wenn es Spanien ist, ist es Spanien. Und wenn ich für immer hierbleibe, bleibe ich für immer hier. Ich mache das, was am besten für mich ist und wo ich mich am besten fühle. Gerade ist das aber alles gar kein Thema. Ich habe sehr wohl überlegt gerade erst meinen Vertrag verlängert und bin unglaublich glücklich bei Inter."
… einen Verteidiger, an dem er sich orientiert: "Virgil van Dijk ist jemand, den ich nennen würde von der Präsenz her. Der ist 90 Minuten konzentriert. Der kümmert sich nicht nur um sich selbst. Der stellt sicher, dass die ganze Verteidigung und alle Mitspieler immer im Spiel sind. Das sind so Attribute. Führungsspieler sein. Das ist etwas, das ich mit meinen 24 Jahren auch schon sein könnte."
Das Interview führte Kerry Hau
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