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EM 2024: Grindel wirbt um Stimmen - Fans planen Stimmungsboykott

Die angekündigten Fanproteste in der englischen Woche kommen für den DFB zur Unzeit. Stille in den Stadien und Hass-Banner gegen den Verband wären für die EM-Vergabe am Donnerstag wenig hilfreich.

Frankfurt/Main (SID) Reinhard Grindel leistet in London letzte Überzeugungsarbeit für die Vergabe der EM 2024, doch in der Heimat zieht unmittelbar vor der Entscheidung der nächste Sturm gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf. Am Dienstag und Mittwoch wollen die Ultras in den Stadien erst stumm und dann lautstark gegen den DFB protestieren - es wären unschöne Bilder für die deutsche Bewerbung, die mit dem Motto "Vereint im Herzen Europas" wirbt.

DFB-Präsident Grindel wird den 20-minütigen Stimmungsboykott, zu dem der Zusammenschluss Fanszenen Deutschland aufgerufen hat und der mit Sicherheit von wenig blumig formulierten Botschaften begleitet werden wird, nicht selbst im Stadion erleben. Der 57-Jährige reist Dienstagnachmittag nach der Weltfußballer-Gala am Montagabend in England direkt nach Nyon, wo am Donnerstag über die nähere Zukunft des Verbandes entschieden wird.

Der einzige Konkurrent des DFB bei der Vergabe durch das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ist die Türkei, die im Übrigen viel auf die Fußball-Begeisterung und stimmungsvollen Bilder im Land setzt. Ein Scheitern der deutschen Bewerbung würde den DFB tief in die Krise stürzen - Grindel hatte den 27. September als wichtigstes Datum im Jahr 2018 bezeichnet.

Momentan deutet allerdings wenig darauf hin, dass der Türkei die Überraschung gelingt. Die Tendenz der Exko-Mitglieder geht wohl in Richtung Deutschland - festgelegt hat sich angesichts des geheimen Wahlverfahrens im Vorfeld aber noch niemand. Grindel und sein türkischer Amtskollege Servet Yardimci, die beide bis zur letzten Sekunde Werbung machen, dürfen nicht abstimmen.

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Der am Freitag veröffentlichte Evaluierungsbericht der UEFA ließ kaum einen Zweifel daran, dass die UEFA Deutschland für den geeigneteren Ausrichter hält. Während die Kampagne des DFB keine größeren Mängel aufweist, bemängelte die UEFA bei der Bewerbung aus der Türkei ungeklärte Menschenrechtsfragen und ungewisse Milliarden-Investitionen.

Bundestrainer Joachim Löw glaubt, "dass wir mit einem leichten Vorsprung" in die Entscheidung gehen. Deutschland habe "eine sehr" gute Bewerbung abgegeben. "Ein Turnier im eigenen Land ist das Schönste. Das haben wir 2006 erlebt. Das war der Beginn der großen Zeit des deutschen Fußballs", sagte der 58-Jährige in der ZDF-Sportreportage: "Wir würden uns alle sehr wünschen, dass es klappt."

Im UEFA-Bericht glänzte der DFB mit einer "inspirierenden, kreativen und sehr professionellen Vision". In den zehn Stadien wäre während der 51 Spiele Platz für insgesamt 2,78 Millionen Zuschauer - 290.000 mehr als in der Türkei. Dass in Deutschland aber in jedem Fall Steuern und Mieten bezahlt werden müssten, könnte allerdings zugunsten der Türkei gewertet werden.

"Für die Entwicklung des Fußballs und für die UEFA ist es sehr wichtig, so viel wie möglich mit dem Turnier zu verdienen, um das Geld dann an alle Verbände in Europa zu verteilen", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, dessen Wahl bei Stimmgleichheit ausschlaggebend wäre: "Dafür ist die wirtschaftliche Situation absolut entscheidend."

SID mj rd

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