Das Spiel zwischen Deutschland und Spanien (Samstag, 18:15 Uhr) ist ein echter Handball-Klassiker. Mit einem Sieg gegen die Iberer würden die Deutschen einen wichtigen Schritt in Richtung Halbfinale machen. Sky zeigt, auf welche Schlüsselduelle es ankommen wird.
Torhüter: Wolff/Bitter gegen Perez de Vargas/Carrales
Für Handball-Legende Christian Schwarzer werden die Torhüter wahrscheinlich den Unterschied machen: "In Duellen auf Augenhöhe sind Torhüter zu 90 Prozent die spielentscheidenden Akteure", sagte er im Sky Interview. Und beide Teams besitzen jeweils ein Gespann auf Weltklasse-Niveau.
Spaniens Nummer eins Gonzales Perez de Vargas spielt seit Jahren beim mehrmaligen CL-Sieger FC Barcelona auf internationalem Top-Niveau, kam in der Champions-League in den beiden Spielen gegen Flensburg auf 28 Paraden und überzeugte auch gegen Lettland mit 40 Prozent gehaltener Bälle. Auch Ersatzmann Rodrigo Carrales spielt bei Paris St. Germain ein starkes Jahr, ab kommender Saison wird er das Tor von Top-Klub Telekom Veszprem hüten.
Auf der anderen Seite stehen Andreas Wolff und Jogi Bitter ihren beiden Kontrahenten in nichts nach. Im Gegenteil, Wolff überragte mit zwölf Paraden und 41 Prozent gehaltener Bälle wieder einmal gegen die Niederlande. Sein Klub-Trainer, der ehemalige Welthandballer Talant Dujshebaev sagt über ihn: "Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Andi die Nummer eins der Welt werden wird." Und auch Bitter zeigte im ersten Spiel, dass er nach Einwechselungen direkt da ist. "Aus meiner Sicht haben wir das beste Torhüter-Gespann des ganzen Turniers", hofft auch Schwarzer auf einen Vorteil für Deutschland.
Rückraum: Kühn gegen Dujshebaev
Der Start in das Turnier verlief für Julius Kühn ein Stück besser als für Alex Dujshebaev. Bei fünf Versuchen netzte der Halblinke gegen die Niederlande vier Mal. Dujshebaev versenkte gegen Lettland nur drei seiner sieben Würfe im Tor, dafür bediente er zwei Mal seine Kreisläufer und ergatterte zudem zwei Steals.
Und das ist einer der Unterschiede. Der zwei Meter große Kühn kommt über seine Wurfgewalt, gehört in Top-Form zu den besten Shootern der Welt. Aber seine Leistungen sind schwankend und er ist nicht so ein Allrounder wie sein Gegenüber.
Dujshebaev gehört zu den besten Spielern im rechten Rückraum. Der Teamkollege von Wolff glänzt nicht nur mit seinem flexiblen Angriffsspiel, sondern auch mit einer offensiven und aggressiven Deckungsweise. Vergangene Saison war der 27-Jährige bester Torschütze der Champions League, beim EM-Titel 2018 gehörte er zum All-Star-Team - Dujshebaev performt auf der großen Bühne. Ihn muss das deutsche Team stoppen.
Kreisläufer: Kohlbacher gegen Aguinagalde
Direkt werden die beiden Kontrahenten wohl eher nicht aufeinander treffen, denn beide Kreisläufer haben ihre Qualitäten in der Offensive. Jannik Kohlbacher ist offensiv womöglich der beste Kreisläufer der LIQUI MOLY HBL. Eine explosive Drehung und kaum ein Verteidiger kann den 110-Kilo-Mann halten. Gegen die Niederlande traf der Mann von den Rhein-Neckar Löwen fünf von sechs Würfen, holte zudem Zeitstrafen und Siebenmeter für das DHB-Team raus. Das deutsche Team wird versuchen, ihn so häufig wie möglich zu finden.
Auf der Gegenseite werden sich Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler bemühen, dass Julen Aguinagalde am besten so gut wie nie an den Ball kommt. "Er ist zwar nur knapp 1,90 Meter groß, aber gefühlt auch 1,90 Meter breit", meint Schwarzer. Der 37-Jährige gewann mit Spanien die WM, EM und holte Gold bei Olympia, dazu war er bei Großturnieren dreimal im All-Star-Team.
Defensiv wird Aguinagalde nicht eingesetzt, offensiv gehört er mit zu den besten Kreisläufern aller Zeiten. Mit breitem Stand und tiefen Körperschwerpunkt ist er bei Ballbesitz alleine kaum zu halten. "Ihn in den Griff zu bekommen, ist einer der Schlüssel zum Sieg", analysiert Schwarzer.
Fazit: Enge Duelle auf allen Positionen
Auf allen genannten Positionen agieren die beiden Nationen auf Top-Niveau. Im Tor besitzt Deutschland mit der Personalie Wolff einen minimalen Vorteil, vielleicht steckt die überragende Leistung des 28-Jährigen aus dem EM-Finale 2016 den Spaniern noch im Kopf.
Dafür ist im Rückraum Linkshänder Dujshebaev stärker einzuschätzen als Deutschlands Halblinker Kühn. Das offensive Kreisläuferduell befindet sich wohl auf Augenhöhe. Aguinagalde besitzt deutlich mehr Erfahrung als der knapp 13 Jahre jüngere Kohlbacher, der dafür noch spritziger und schneller wirkt. Am Ende wird die jeweilige Tagesform entscheidend sein.