Sky Experte Patrik Kühnen freut sich auf die ATP Finals in Turin. Der ehemalige Davis-Cup-Kapitän ist sehr gespannt auf die zweite Ausgabe im Pala Alpitour in Turin.
Wer wird der Nachfolger von Vorjahres-Champion Alexander Zverev? Für Patrik kristallisiert sich dieses Jahr ein Favorit heraus, dahinter sieht er ein ziemlich offenes Rennen mit alten Bekannten und einem Newcomer beim Jahresendturnier.
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1. Novak Djokovic
Was für ein seltsames Jahr für Novak Djokovic. Keine Australian Open, keine US Open, kein US Swing, alles aufgrund seiner fehlenden Covid-Impfung. Dafür aber der Wimbledon-Titel! Dieses Mal allerdings ohne Weltranglistenpunkte. Und trotzdem hat es Djokovic in die Top 8 im Race to Turin geschafft. Unter diesen Umständen eine sehr beeindruckende Leistung. Der Serbe wirkt hungrig und dazu sehr ausgeruht nach seiner längeren Spielpause mitten in der Saison. Djokovic ist für mich der Topfavorit auf den Titel. Der fünfmalige ATP Finals Champion hat dieses Turnier nun seit sieben Jahren nicht mehr gewinnen können. Ich bin mir sicher, dass ihn dies zusätzlich motivieren wird. Auch die Niederlage im Endspiel von Paris gegen Holger Rune wird für den Djoker ein zusätzlicher Antrieb sein und seine Sinne nochmal extra schärfen. Er will es allen noch einmal zeigen und dieses so komplizierte Jahr 2022 mit einem schicken Titel in Turin beenden.
2. Felix Auger-Aliassime
16 Siege in Folge mit drei Titeln und einem Halbfinale in Paris sprechen eine eindrucksvolle Sprache: Felix Auger-Aliassime ist bislang der beste Hallenspieler in dieser Saison. Der Kanadier hat auch Djokovic beim Laver Cup in London besiegt. Wenn es dem 22-Jährigen gelingt, die Akkus für Turin nochmal so richtig aufzuladen, dann sehe ich ihn bei seiner Premiere bei den Finals sehr weit vorne. Auger-Aliassime hat ein schnelles, dynamisches und offensives Spiel, ist stets darauf aus, die Punkte selbst zu machen und seine Gegner zu dominieren. So auch bei seinen beiden jüngsten Siegen gegen Carlos Alcaraz. Bekommt FAA sein Spiel konstant auf die Platte, dann kann er sie alle schlagen, sogar Djokovic.
3. Stefanos Tsitsipas
Kein anderer Spieler hat in dieser Saison mehr Matches gewonnen. 60 Siege, 7 Finals, darunter 2 Titel klingen enorm stabil und das in einem Jahr, in welchem er sich auch mit vielen Enttäuschungen auseinandersetzen musste. Der 24-Jährige hatte vor allem bei den French Open, Wimbledon und den US Open bittere Pleiten zu verdauen. Zuletzt zeigte Tsitsipas aber wieder eine stark aufsteigende Tendenz. Das knapp im Tiebreak des dritten Satzes verlorene Halbfinale in Paris gegen Djokovic sollte ihm Auftrieb für die Finals verleihen, denn dieser Auftritt hat ihm gezeigt, wie nah er aktuell wieder dran ist, an der absoluten Spitze. Die ATP Finals hat er bereits 2019 gewonnen. 2022 ist er für mich ein spannender Geheimtipp.
4. Daniil Medvedev
Ist das Spiel von Daniil Medvedev mittlerweile entschlüsselt worden? Der Russe tat sich dieses Jahr auffällig schwer und musste viele überraschende Niederlagen verdauen, so wie zuletzt in Paris gegen Alex de Minaur. Und dennoch bleibt Medvedev so schwer zu besiegen, wenn er sein Toplevel abruft. Dieser gnadenlose Aufschlag, kaum Fehler von der Grundlinie, die Geduld eines Schachspielers und immer bereit für den Konter. Medvedev zu knacken, bleibt eine äußerst delikate Aufgabe. Aber auch eine Aufgabe, auf die sich viele Topspieler zuletzt immer besser eingestellt haben. Medvedev wurde in diesem Jahr zur Nummer eins, doch sein Spiel stagnierte. Der Champion von 2020 ist diesmal zwar nicht in meinen Top 3 für den Titel in Turin, hat aber bei seinem Sieg 2020 und seinem letztjährigen Finaleinzug bei den ATP Finals bereits bewiesen, dass man hier mit ihm rechnen muss.
5. Rafael Nadal
Die ATP Finals fehlen noch immer in der Titelsammlung von Rafael Nadal. Zur Zeit fehlt mir etwas die Phantasie, dass er dieses Turnier in seiner Karriere noch wird gewinnen können, auch wenn Nadal immer wieder das scheinbar Unmögliche geschafft hat. Nach dem Verletzungsaus von Carlos Alcaraz ist Nadal der Topgesetzte in Turin und könnte mit einem grandiosen Triumph sogar noch die Nummer eins am Ende der Saison werden. Doch damit Nadal in diesem so starken Feld die Gruppenphase übersteht, muss schon einiges passieren. Nach nur zwei gespielten Turnieren nach den US Open und dem frühen Aus in Paris gegen Tommy Paul ist Nadal im Pala Alpitour für mich eher in der Außenseiterrolle. Ähnlich wie Casper Ruud, Andrey Rublev und Taylor Fritz. Für Nadal spricht natürlich immer die Erfahrung, die Spielintelligenz und das Potential sich im Turnier in den entscheidenden Momenten nochmal zu steigern. Doch auf diesem schnellen Belag und der längeren Pause sehe ich vor allem Djokovic, aber auch Auger-Aliassime, Tsitsipas und Medvedev weiter vorne.