Zum Inhalte wechseln

Kommentar: Angie hat es allen gezeigt

Nach dem Triumph in Wimbledon

Angelique Kerber hat es geschafft. 22 Jahre nach Steffi Graf darf Deutschland wieder eine Wimbledon-Queen bejubeln. Trotzdem gibt es immer wieder Kritik an ihrem Spielstil. Zu unrecht, wie Sky Kommentator Paul Häuser meint. Ein Kommentar.

Der Aufschlag zu schwach, in den Ballwechseln zu passiv, keine Moneyshots. Immer wieder bekam Angelique Kerber die Kritik an ihrer Spielweise aufs Brot geschmiert. Besonders als es nicht lief, aber auch vor zwei Jahren als Nummer Eins.

Weltpresse feiert Kerber - aber England nörgelt
Weltpresse feiert Kerber - aber England nörgelt

Harte Worte: Die englischen Presse bezeichnet die Deutsche als "ungebetenen Partygast" und eine "Märchen-Zerstörerin".

Das macht Kerbers Spiel besonders

Sie hat nicht die Power einer Serena Williams oder die Aggressivität einer Jelena Ostapenko, aber Angelique Kerber hat dafür ganz andere Stärken.

Kerber bringt so viele Bälle zurück, die für andere Spielerinnen schon längt verloren sind. Kerber hat ein brillantes taktisches Verständnis und die Geduld auf den richtigen Moment für ihre Konterattacken zu warten und dann zuzupacken.

Konter-Spielerinnen im Aufwind

Als Counterpuncherin befindet sich Kerber auf der WTA-Tour aktuell ohnehin in bester Gesellschaft. Sloane Stephens bei den US Open, Caroline Wozniacki bei den Australian Open - und nun Angelique Kerber in Wimbledon. Die Konter-Spielerinnen triumphieren derzeit auf der großen Bühne.

Nur bei den French Open setzte sich mit Simona Halep eine etwas aggressivere Spielerin durch, die aber auch die Qualitäten einer Counterpuncherin im Repertoire hat.

Nur drei aktive Spielerinnen bei Grand Slams erfolgreicher

Um einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen, muss so vieles zusammen passen. Angelique Kerber hat dieses Kunststück nun schon bei drei verschiedenen Slams geschafft und damit auch ihren Platz im Tennis-Olymp manifestiert.
Nur drei aktive Spielerinnen haben mehr Grand-Slam-Titel als Angelique Kerber gewonnen: Serena Williams, Venus Williams und Maria Sharapova.

Mehr dazu

Bitte verwende den Chrome-Browser, um unseren Videoplayer mit optimaler Leistung nutzen zu können!

Kerbers Matchball zum Genießen!

Im Vergleich zu den Williams-Schwestern und Sharapova ist Angelique Kerber aber in der Offensive deutlich limitierter in ihrem Spiel. Sie kann ihre Gegnerinnen eben nicht so leicht von der Platte fegen, sie muss sich die Punkte mühsam erarbeiten.

Trainer Fissette der Schlüssel zum Comeback

Kerber muss auch immer wieder damit rechnen von einer Powerhitterin an einem Sahnetag vom Platz geschlagen zu werden. Psychologisch ist dies nicht leicht, gerade als Nummer Eins hatte Kerber damit so ihre Schwierigkeiten. Für mich ist es besonders beeindruckend, wie sich Kerber nach dem so schwierigen Jahr 2017 wieder zurück nach oben gekämpft hat. Der Schlüssel dafür liegt bei Wim Fissette.

Eigentlich ist Kerber nicht der Typ für die großen Veränderungen, meint auch Barbara Rittner, Head of Women's Tennis des DTB. Aber der Wechsel auf der Trainerposition von Torben Beltz zu Wim Fissette war entscheidend und enorm mutig von Kerber. Fissette sagte schon lange vorher, wenn er sich eine Spielerin wünschen würde, dann wäre es Kerber. Der Belgier spürte, dass er ihr besonders viel geben könnte und die Beiden perfekt zusammen passen würden.

Kerber zurück in den Top 5!
Kerber zurück in den Top 5!

Angelique Kerber hat durch ihren Wimbledonsieg einen großen Sprung in der Tennis-Weltrangliste gemacht. Alle Infos.

Die Kombination Kerber-Fissette harmonierte dann auch auf Anhieb. Die Bilanz bislang ist gewaltig: Halbfinale Australian Open, Viertelfinale French Open, Sieg Wimbledon. Kerber ist die einzige Spielerin, die bei den Grand Slams immer in der zweiten Woche stand, dazu hat sie es bei den ersten 13 Turnieren elfmal mindestens bis ins Viertelfinale geschafft.

Kerber bald wieder die Nummer Eins der Welt?

Kerber hat die Mentalität eines Champions, sie will sich immer weiter verbessern und bleibt auf der Jagd nach weiteren Titeln. Gemeinsam mit ihrem Coach Wim Fissette traue ich Kerber sogar den Sprung zurück zur Nummer Eins zu. Wim Fissette glaubt: "Wir haben das Beste von Angie noch gar nicht gesehen."

Eine spannende Aussage nach diesem überragenden Wimbledon-Turnier von Kerber. Tennis-Deutschland darf stolz sein auf diese grandiose Botschafterin und kann sich freuen auf weitere magische Momente mit Angelique Kerber, der Wimbledon-Siegerin 2018.

Weiterempfehlen: