Werden 2024 die Heizdecken in der Formel 1 verboten? Das Thema spaltet die Königsklasse im Vorfeld der Abstimmung. Mercedes-Pilot George Russell äußert Sicherheitsbedenken, Reifenhersteller Pirelli hält dagegen.
Es ist ein gewohntes Bild in der Formel 1. Vor dem Start eines Grand Prix werden die Reifen mit Heizdecken überdeckt, um diese auf die richtige Temperatur zu bringen und den Fahrern so zu Beginn des Rennens einen besseren Grip zu bieten. Damit könnte 2024 Schluss sein.
Die zehn Teams werden demnächst darüber abstimmen, ob Heizdecken in der kommenden Saison verboten werden. In dem Bestreben, die Nachhaltigkeit zu verbessern, hat Pirelli bereits Reifen entwickelt, die nicht vorgewärmt werden müssen.
Die mattenfreien Regenreifen wurden beim Monaco-GP zum ersten Mal eingesetzt, während die Fahrer die Trockenreifenversionen getestet haben. George Russell, der am letzten Test in Barcelona nach dem Großen Preis von Spanien teilnahm, äußerte im Anschluss Sicherheitsbedenken.
Russell noch nicht überzeugt
"Es wird Unfälle geben, daran habe ich keinen Zweifel", warnte der Mercedes-Pilot und weiter: "Als ich aus der Boxengasse kam, waren die Reifen sehr labil, erst in Kurve fünf auf der Auslaufrunde waren sie auf einem respektablen Niveau."
Der Engländer gab allerdings auch zu Protokoll, dass "wahrscheinlich nicht unter den richtigen Bedingungen auf der richtigen Strecke getestet wurde. Wenn man auf eine Strecke wie Barcelona geht, die ziemlich aggressiv asphaltiert ist, hatte sie über 40 Grad Streckentemperatur und war vom Rennwochenende noch völlig ausgefahren."
Dennoch ist er von den mattenfreien Reifen noch nicht überzeugt. "Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich nicht, dass wir als Sport in der Lage sind, diese Reifen in einem Rennszenario einzusetzen." Auch Charles Leclerc ist noch nicht voller Euphorie.
"Ich muss sagen, dass es unter den Bedingungen, die ich während des Tests hatte, gut war und gut lief", sagte der Ferrari-Pilot, schränkte dann aber ein: "Ich habe diese Reifen allerdings noch nicht bei niedrigeren Temperaturen getestet, und das ist das große Fragezeichen. Ich würde diese Reifen gerne unter verschiedenen Bedingungen testen und dann sehen, ob sie unter allen Bedingungen renntauglich sind."
Pirelli appelliert an die Fahrer
Reifenlieferant Pirelli hat dagegen die F1-Fahrer aufgefordert, ihren Fahrstil anzupassen, um die Trockenreifen auf Temperatur zu bringen, falls das Verbot in Kraft tritt.
"Wir halten den Reifen für renntauglich, sonst hätten wir ihn nicht für die Begutachtung freigegeben", sagte Simone Berra, der Chefingenieur des Unternehmens, kürzlich gegenüber The Race. "Man muss die Fahrweise in der ersten Runde ändern, man muss den Fahrstil anpassen, um die Reifen zu schonen [...]. Ich respektiere die Meinung der Fahrer, aber natürlich wird es Unterschiede im Vergleich zum alten Produkt und dem aktuellen Reifenmanagement geben."
Mercedes-Chef Toto Wolff sagte, er werde über das Verbot der Heizdecken abstimmen, je nachdem, was Russell, Lewis Hamilton und Mick Schumacher ihm mitgeteilt haben. "Am Ende wollen wir eine gute Show, und wir müssen den Fahrern zuhören und sehen, was ihre Meinungen sind", sagte der Österreicher und stellte die Frage in den Raum: "Ich neige dazu, den Fahrern zuzustimmen: Warum machen wir Experimente, die potenziell ein Sicherheitsrisiko darstellen können?"
Horner will Tests abwarten
Der technische Direktor von Aston Martin, Dan Fallows, steht dem Vorschlag dagegen eher positiv gegenüber: "Meiner Meinung nach ist die Grundidee gut. Ich denke, dass es in der Formel 1 einen großen Schub in Richtung Nachhaltigkeit gibt und dass wir nicht zu viel Gepäck um die Welt tragen und mehr Energie verbrauchen müssen als unbedingt nötig. [...] Ich halte die Idee für absolut vernünftig."
Red-Bull-Chef Christian Horner werde sich ein Urteil über die Entscheidung vorbehalten, bis Ersatzfahrer Daniel Ricciardo den Test in Silverstone im nächsten Monat absolviert hat. Dennoch schlug er bereits eine Alternative zu dem Verbot vor. "Jeder hat Reifendecken, sie erfüllen ihren Zweck. Ich denke, wir sollten nach nachhaltigen Wegen suchen, um die Heizdecken mit Strom zu versorgen, anstatt sie zu entfernen."
Schon vor der brisanten Abstimmung zeigt sich also: Das mögliche Verbot der Heizdecken spaltet die Formel 1.
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.