Am Ende einer turbulenten Saison ist Max Verstappen wieder Weltmeister. Der Niederländer zieht nach dem Rennen in Las Vegas nach Titeln mit Sebastian Vettel gleich. Die deutsche Legende findet für den Red-Bull-Star nur lobende Worte.
Kein Risiko im Spieler-Paradies: In der glitzernden Nacht von Las Vegas hat Max Verstappen seinen vierten WM-Titel in der Formel 1 perfekt gemacht und damit die vielleicht komplizierteste Saison seiner Karriere gekrönt. Dem Red-Bull-Piloten genügte dabei eine nüchterne Vorstellung, fehlerfrei und schnell drehte er seine Runden, wurde beim Doppelsieg von Mercedes durch George Russell und Lewis Hamilton am Ende Fünfter. "Oh mein Gott", funkte er an sein Team, "was für eine Saison. Wenn wir über dieses Jahr nachdenken, was wir durchgemacht haben - danke, Leute!"
Verstappens erneuter Triumph geriet nicht mehr in Gefahr, weil Rivale McLaren weit von der Form entfernt war, die das Team in den vergangenen Monaten ausgezeichnet hatte. Lando Norris, der in Las Vegas zwingend Punkte hätte gutmachen müssen, wurde nur Sechster. Schon vor den abschließenden Rennen in Katar (1. Dezember) und Abu Dhabi (8. Dezember) ist nun alles entschieden. Hinter den bemerkenswert starken Mercedes holte Carlos Sainz im Ferrari den dritten Rang. Nico Hülkenberg fuhr als Achter in die Punkte.
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Vettel huldigt Verstappen
Verstappen liegt mit vier Titeln jetzt gleichauf mit Sebastian Vettel, der in den Jahren 2010 bis 2013 ebenfalls für Red Bull eine solche Serie hinlegte. Auch der Franzose Alain Prost war viermal Weltmeister.
Vettel hegt angesichts der Verstappen-Erfolge aber keine negativen Gefühle. "Ich freue mich für ihn, wir sind regelmäßig in Kontakt und kommen gut miteinander aus", sagte Vettel bei RTL und ntv, "er macht es im Moment einfach besser als alle anderen."
Seit dem Grand Prix in Las Vegas am Sonntagmorgen steht Verstappens vierter Triumph nacheinander fest, eine solche Serie hatte auch Vettel von 2010 bis 2013 hingelegt, ebenfalls für Red Bull. Aus Sicht des Deutschen ist Verstappen mittlerweile viel mehr als bloß ein sehr schneller Rennfahrer.
"Er hatte den Speed von Tag eins, das ist Talent, das hat man, oder man hat es nicht", sagte Vettel: "Aber damit ist er nicht der Einzige. Und darauf hat er sich auch nie ausgeruht." Verstappen, bereits seit 2015 in der Formel 1, habe "eine sehr, sehr gute Herangehensweise" entwickelt: "Wenn man sich seinen Werdegang anschaut, hat er die vergangenen Jahre extrem genutzt, er ist extrem gereift." Der Niederländer schaffe es stets, "seinen Kopf kühl zu halten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er macht fast keine Fehler, ist in den entscheidenden Momenten da. Das zeichnet ihn aus, und das unterscheidet auch einen Champion: Die anderen, die an seinem Thron rütteln, kommen in Wahrheit noch nicht heran."
Nach dominanten Siegen in den vergangenen beiden Jahren hatte Verstappen in der abgelaufenen Saison über weite Strecken nicht mehr das schnellste Auto, er punktete dennoch dermaßen konstant, dass der Titel nie in ernsthafte Gefahr geriet. In keinem einzigen der bislang 22 Saisonrennen verpasste er aufgrund eines eigenen Fehlers die Punkte.
Verstappen liegt nach Titeln nun gleichauf mit Alain Prost und Vettel. Besser waren nur noch Juan Manuel Fangio (5) sowie die beiden Rekordweltmeister Michael Schumacher und Lewis Hamilton (7). Verstappens Vertrag bei Red Bull läuft noch bis 2028.
Entscheidung schon in Brasilien gefallen?
Die eigentliche Entscheidung, das war das Gefühl der vergangenen drei Wochen, war schon Anfang November in Brasilien gefallen: Psychologisch und auch mit Blick auf die WM-Punkte. Verstappen war dort von Startplatz 17 zum Sieg gerast, Norris dagegen von der Pole Position auf Rang sechs abgerutscht - und der über Monate schrumpfende Vorsprung war plötzlich wieder riesig.
Das zuvor durchaus realistische Szenario - Norris fängt den Serien-Weltmeister im Endspurt ab - war seither nur noch theoretisch möglich. Und zur Unzeit für den Engländer war McLaren in Las Vegas auch noch die Stärke der vergangenen Wochen abhanden gekommen. Nur Startplatz sechs hinter dem ebenfalls wenig beeindruckenden Red Bull von Verstappen - den Ton im Qualifying gaben eindeutig Mercedes und Ferrari an.
Entspannt ins Rennen gegangen
Und so gingen beide Protagonisten recht entspannt in dieses Rennen. Verstappen konnte kaum noch verlieren - und Norris, nach Brasilien "ziemlich am Boden", hatte kaum noch etwas zu gewinnen. "Am besten müssen wir natürlich vor Max landen, aber das ist gar nicht unser Hauptziel", sagte er vor dem Start bei Sky: "Wir wollen einfach so viele Punkte wie möglich holen."
Beide gingen zudem mit einigen Fragezeichen in das Rennen, in den Trainings hatten sowohl Red Bull als auch McLaren teilweise Probleme mit den Bedingungen. Der kalte Asphalt in der Nacht von Las Vegas ist eine Herausforderung für die Reifen, die nur im richtigen Temperaturfenster wie gewünscht arbeiten. "Ich weiß es nicht, ich weiß nicht, wie schnell wir sind und wie wir mit den Reifen klarkommen", sagte Verstappen daher: "Wir schauen einfach und geben unser Bestes."
Gasly überraschend auf Platz drei
Am Start hielten sich beide schadlos, in der Folge sah es dann tatsächlich zunächst nach einem Schneckenrennen aus. Beide benötigten einige Runden, um an Pierre Gasly vorbeizukommen. Der Alpine-Pilot hatte sich völlig überraschend Startplatz drei gesichert, galt im Rennen aber als leichte Beute für die Topteams. Neun Runden vergingen, bis Verstappen und Norris vorbei waren - danach allerdings ergab sich ein klareres Bild: Der Red Bull war nach dem Mercedes das schnellste Auto im Feld.
Auch beide Ferraris brachen nach gutem Start ein, Verstappen ging recht problemlos an Charles Leclerc und Sainz vorbei und war nun Zweiter hinter Russell. Norris dagegen kämpfte, musste Rekordweltmeister Lewis Hamilton im anderen Mercedes ziehen lassen und lag nur auf Rang sechs. Früh im Rennen hatte das gesamte Feld gestoppt, doch während Russell vorne seine Kreise drehte und auch die Verfolger Verstappen, Sainz und Leclerc immer schneller wurden, verlor Norris Runde für Runde Zeit.
"Der rechte Vorderreifen sieht aus, als würde er sich bald verabschieden", funkte er kurz vor der Rennhalbzeit an die Box. Und so sah es dann auch im weiteren Rennverlauf aus. Verstappen musste sich sowohl Hamilton als auch den Ferraris beugen - konnte das aber verschmerzen. Als alter und neuer Weltmeister raste er ins Ziel.
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