Robert Andrich wechselte im Sommer 2021 von Union Berlin zu Bayer Leverkusen. Im exklusiven Sky Interview spricht der 28-Jährige über die Wirkung eines ehemaligen Weltstars auf die Leistung der Mannschaft.
Robert Andrich ...
…über den Aufschwung von Bayer Leverkusen nach dem katastrophalen Saisonbeginn:
"Xabi Alonso hat uns damals auf Tabellenplatz 17 in einer sehr schwierigen Situation übernommen. Die Mannschaft war sehr verunsichert. Xabi hat uns die Sicherheit zurückgegeben. Am Anfang ging es um Stabilität und Defensivarbeit. Natürlich hat man auch gesehen, dass es alles ein bisschen gebraucht hat bei ihm. Wir standen dann zunächst besser, aber haben immer noch nicht so richtig die Ergebnisse eingefahren. Dann haben wir die WM-Pause sehr gut genutzt und seitdem läuft alles sehr gut. Wir haben uns als Mannschaft gefunden, auch wenn immer mal zwei oder drei Wechsel im Team vorgenommen werden. Das Gerüst steht trotzdem immer und die, die reinkommen, funktionieren sofort. Das ist aktuell eine große Stärke von uns."
…über die Wirkung Alonsos auf die Spieler als ehemaliger Weltstar:
"Er strahlt schon eine gewisse Autorität aus. Es war für ihn natürlich keine leichte, erste echte Männerstation hier. Er kam hier her und wir steckten total in der Krise. Als die Ergebnisse dann so langsam kamen, wurde vieles natürlich etwas einfacher für ihn und uns. Ich glaube schon, dass Mannschaft und Trainerteam mittlerweile ganz gut wissen, wie der andere tickt. Das funktioniert gerade alles sehr gut und wir sind dabei, uns immer weiter gemeinsam zu verbessern."
…über Alonsos fußballerische Qualitäten, die er auch heute noch im Training aufblitzen lässt:
"Die Fußballschuhe hat er immer an auf dem Platz, ist auch oft zu Beginn einer Übung voll dabei und erklärt uns den ersten Kontakt. Der ein oder andere Diagonalball kommt auch noch geflogen, weil er zum einen körperlich noch sehr fit ist und zum anderen mit dem Fuß noch sehr gut dabei ist. Die Bälle kommen ehrlich gesagt immer noch genau so, wie er sie früher auch geschlagen hat."
…über eine neue Mentalität von Bayer 04:
"Mannschaften, die eher für offensiven, schönen Fußball stehen, tun sich defensiv oft ein bisschen schwer. Wir haben in der vergangenen Saison unter Gerardo Seoane Fortschritte in diesem Bereich gemacht, konnten da auch schon sehr kompakt verteidigen und aus dieser Position dann unsere schnellen Konter fahren. Ich glaube schon, dass wir immer wieder daran denken müssen, mit aggressiver Defensivarbeit im Spiel anzufangen, damit wir dann im Kopf ein bisschen mehr auf Zack sind und uns das Fußballspielen leichter fällt. Das machen wir aktuell sehr gut und dann sehen die Spiele auch so aus, wie aktuell. Natürlich können wir nicht jedes Mal 4:0 gewinnen und alles schön herausspielen. Deshalb versuchen wir auch schwierige Spiele so anzunehmen, wie sie sind."
…über den Glauben daran, dass Europa-League-Finale zu erreichen:
"Der Glaube ist sehr, sehr groß! Wir haben mit Monaco, Ferencvaros und Saint Gilloise sehr ambitionierte Spiele gehabt, in denen wir uns durchgesetzt haben. Jetzt stehen wir im Halbfinale gegen die AS Rom, die mit Sicherheit unter Jose Mourinho taktisch richtig gut ausgerichtet sein wird. Rom wird sowohl defensiv als auch offensiv eine sehr hohe Qualität mitbringen - da bin ich sicher. Wir haben zwei Spiele und wollen natürlich ins Finale, ganz klar!"
…über die Heimkehr zu seinem Ex-Verein Union Berlin am Wochenende:
"Es ist schon etwas Besonderes, weil ich dort an diesem Wochenende sogar zum ersten Mal an der Alten Försterei auf dem Platz stehe, seit ich damals gewechselt bin. Es ist sehr besonders, wieder in das Stadion zurückzukommen, weil ich dort eine sehr schöne Zeit hatte. Natürlich habe ich noch mit dem einen oder anderen Kontakt. Der ist nie abgebrochen und ich freue mich sehr auf das Wiederkommen."
…über seine Entscheidung zwischen Hertha und Union als ehemaliger Spieler beider Vereine:
"Es ist schon Union. Zum einen ist das mit Hertha schon sehr lange her, zum anderen ist es da auch nicht so glatt gelaufen. Die zwei Jahre bei Union waren sehr schön. Ich habe dort meine erste Bundesliga-Saison gespielt und mag das familiäre Umfeld sehr. Union Dritter und Leverkusen Vierter - das würde ich in dieser Saison so unterschreiben!"
…über seine persönliche Entwicklung unter Xabi Alonso:
"Der Saisonstart war für uns alle eine Katastrophe. Als Führungsspieler versucht man in diesen Situationen voranzugehen und auf und neben dem Platz viele Gespräche zu führen. Ich denke, ich habe wenige Schwankungen in meinem Spiel, nicht so viele Leistungsabfälle nach unten und probiere, sehr konstant zu spielen. Auf meiner Position ist es für die Mannschaft wichtig, jemanden zu haben, auf den sie sich verlassen kann. Ich finde, ich bin auch noch einmal sehr gereift und gehe mit gewissen Situationen anders um. Zum Beispiel auch mal weniger bei Rudelbildungen dabei zu sein, wenn es nicht unbedingt sein muss. Ich versuche, Zweikämpfe cleverer zu gestalten, auch wenn sich acht Gelbe Karten vielleicht noch viel anhören. Ich glaube aber, das ist auf meiner Position human. Emotionen wird man aber immer von mir sehen, das wird nicht ausbleiben - aber eben cleverer."
…über seine Ambitionen, bei der EM 2024 in Deutschland dabei zu sein:
"Aktuell war ich noch nicht einmal dabei, also ist die Chance anscheinend sehr gering. Ich persönlich bin froh, dass ich hier jede Woche meine Leistung bringen kann, verletzungsfrei bin und es hier für uns gerade so gut läuft. Ich habe in letzter Zeit eine Menge Spiele absolviert. Ich würde mich natürlich sehr darüber freuen, denn das ist das, wofür man jeden Tag arbeitet. Für sein Land auflaufen zu dürfen wäre sehr schön. Alles weitere liegt aber nicht in meiner Hand. Ich gebe Gas und haue weiterhin alles rein!"
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