2025 ist Schluss für Hans-Joachim Watzke als Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Nach 20 Jahren geht damit eine Ära zu Ende. Ein Kommentar von Sky Reporter Patrick Berger.
Für Menschen mit einer gewissen Machtfülle ist es oft schwierig, den richtigen Zeitpunkt für ihren eigenen Abschied zu finden.
Ob dieser bei Hans-Joachim Watzke perfekt gewählt ist (oder er nicht längst überfällig ist), darüber lässt sich sicherlich streiten. Dass der 64-Jährige über die Weihnachtstage entschieden hat, im Herbst 2025 nach dann 20 Jahren als BVB-Boss auszuscheiden, zollt aber meinen allerhöchsten Respekt. Ohnehin ziehe ich aus mehreren Gründen den Hut vor Watzke.
Watzke nimmt sich Zeit für die Nachfolge
Die Entscheidung, den BVB in andere Hände zu legen und sich vor allem schon früh um seine eigene Nachfolge zu kümmern, ist weitsichtig. Auch selbst zu erkennen, dass irgendwann Schluss ist, verdient Achtung. Macht-Menschen hängen oft wie besessen an ihren Stühlen. In der Vergangenheit mussten manche von ihnen regelrecht zu ihrem Rücktritt gedrängt werden. Bei Watzke ist das anders. Er hat den Zeitpunkt selbst bestimmt und steigt im Sommer diesen Jahres schon aus den sportlichen Entscheidungen aus, um sich ab dann voll und ganz um seine Nachfolge-Regelung zu kümmern.
Der BVB ist Watzkes Lebenswerk. Seit 19 Jahren leitet der Sauerländer die Geschicke des Pott-Klubs. Er hat den Verein gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten Dr. Reinhard Rauball und Finanzchef Thomas Treß vor dem Abgrund gerettet, wirtschaftlich stabilisiert und ihn zu einem der angesagtesten Adressen in Europa gemacht.
Keine Frage: Watzke hat beim BVB eine Ära geprägt und wird auf ewig einen Platz in den schwarz-gelben Geschichtsbüchern haben. Mit ihm hat der BVB die erfolgreiche Klopp-Zeit erlebt, in seine Amtszeit fallen die Meisterschaften 2011 und 2012, die Pokalsiege 2012, 2017 und 2021 sowie das Erreichen des Champions-League-Finals 2013. Neben der Finanzkrise hat Watzke, der bereits vor drei Jahren ernsthaft an seinen Rücktritt dachte, den verheerenden Bombenanschlag erlebt und den BVB souverän durch die Corona-Krise geführt.
Kritik an Multi-Funktionär Watzke wuchs
In den letzten Jahren stagnierte die Entwicklung des strahlenden Pott-Klubs allerdings. Auch an Watzke wurde die Kritik damit verbunden etwas lauter. Dem Big Boss ist ein wenig die Souveränität abhandengekommen. In manchen sportlichen Entscheidungen lag er nicht immer ganz richtig. Seit Jürgen Klopp hat Watzke keinen Trainer mehr gefunden, der perfekt zum BVB passt. Zudem sorgte das Festhalten an Coach Edin Terzic mancherorts - auch intern - für Stirnrunzeln. Aber: Mit der Ernennung des Duos Nuri Sahin/Sven Bender hat der nichts dem Zufall überlassende Funktionär vorgesorgt und für den Fall der Fälle bereits einen Schattentrainer installiert.
Als Multi-Funktionär war Watzke in den letzten Monaten viel unterwegs. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, er sei als DFB-Vize und DFL-Aufsichtsratschef öfter in Frankfurt als in Dortmund und hätte interne Vorgänge in seinem Klub deshalb ein wenig aus den Augen verloren.
Nun ist es also Zeit für neue Impulse und Ideen beim BVB. Das Watzke-Aus ist auch eine Chance für den Pott-Klub. Seinen Nachfolger darf er nun selbst aussuchen und dem Präsidialausschuss mittels eines Konzepts vorschlagen.
Wer glaubt, Watzke würde sich ab Herbst 2025 komplett zurückziehen, hat sich schon jetzt geirrt. "Ich werde nicht weg sein. Ich werde sicher auch mal was sagen - dosiert", kündigte er bereits an.
Bei den Bayern mischen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ja auch aus dem Ruhestand eifrig mit. Künftig gibt es mit Watzke bestimmt den Patron und Strippenzieher vom Phönixsee.