Kommentar zum Ausrüster-Wechsel des DFB von Adidas zu Nike

DFB-Ausrüsterwechsel: Unglücklicher Zeitpunkt, aber eine Chance

Von Thorsten Mesch

Der DFB trennt sich nach mehr als 70 Jahren von seinem Partner adidas und wechselt 2027 zu Nike.

Der Ausrüsterwechsel des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) von Adidas zum US-Giganten Nike hat kritische Reaktionen nach sich gezogen. Die Entscheidung mag unpopulär sein, sie ist aber nicht falsch, kommentiert Sky Redakteur Thorsten Mesch.

Die Meldung kam am Donnerstagnachmittag völlig überraschend: Nike wird ab 2027 Ausrüster des deutschen Fußball-Bundes. Der Gigant aus den USA sticht das deutsche Unternehmen aus, das seit mehr als 70 Jahren praktisch untrennbar mit dem DFB verbunden ist.

Der Aufschrei war groß, auch die Politik meldete sich zu Wort. Er hätte sich "ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht", erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck.

"Deutscher Fußball ist Heimat pur - und kein Spielball internationaler Konzernkämpfe", schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf X: "Kommerz ist nicht alles. Mehr Geradlinigkeit hätte dem DFB trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu Gesicht gestanden."

Das Sportliche rückt in den Hintergrund

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Man muss die Entscheidung nicht bejubeln und der Zeitpunkt ihrer Verkündung so kurz vor den wichtigen beiden Testspielen knapp drei Monate vor Beginn der Heim-EM ist zumindest unglücklich. Statt sich rein auf das Sportliche zu konzentrieren, was angesichts der Leistungen der deutschen Nationalmannschaft bei den vergangenen drei großen Turnieren wichtig wäre, wird wieder über andere Dinge geredet. Dabei hatten der DFB und Adidas zuletzt viel positive Resonanz für das neue Auswärtstrikot bekommen.

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Doch wenn man auf die kolportierten Zahlen blickt, blieb dem finanziell klammen DFB gar keine andere Wahl als die Offerte der Amerikaner anzunehmen. 100 Millionen Euro soll der Weltmarktführer ab 2027 jährlich dem DFB nach einem Handelsblatt-Bericht zahlen.

Da konnte - oder wollte? - Adidas mit gehandelten 50 bis 60 Millionen nicht mithalten. Schon vor zwei Jahren hatte Nike mehr geboten, der DFB entschied sich damals aber aus Verbundenheit für Adidas. In den sieben Jahren von 2027 bis 2034 wird der DFB nun zwischen 280 und 350 Millionen mehr Einnahmen generieren.

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Verband muss an seine Mitglieder und Mitarbeiter denken

Viel Geld, das auch in die Förderung des Nachwuchsbereichs und des Frauenfußballs fließt. Der weltgrößte Einzelsportverband besteht schließlich nicht nur aus der Männer-Nationalmannschaft, die durch ihre schwachen Leistungen bei den letzten Turnieren zum finanziellen Notstand beigetragen hat. "Der DFB ist wirtschaftlich abhängig davon, wie die Nationalmannschaft performt. Ist sie erfolglos, geht es dem DFB auch wirtschaftlich nicht gut", sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald vor einem Jahr.

Natürlich sind viele Erfolge der Männer, der Frauen und der Nachwuchsteams seit dem Einsatz des ersten Schraubstollenschuhs bei der WM 1954 mit dem Namen Adidas verbunden. Vom romantischen Standpunkt gesehen wäre eine Fortsetzung der Zusammenarbeit begrüßenswert gewesen. Doch man kann sich der Realität nicht verschließen.

Der DFB musste die Nike-Offerte annehmen, weil er das Geld dringend braucht. Im Finanzbericht von 2023 stand ein Minus von 33,5 Millionen Euro zu Buche. Der Verband muss an seine Mitglieder und Mitarbeitende denken und sollte jetzt aber auch konsequent sein, seine Ausgabenseite überdenken und seine Strukturen verschlanken.

Der DFB wird seinen Ausrüster wechseln und ab 2027 mit Nike statt Adidas auflaufen. Der Vertrag mit dem US-Sporthersteller soll bis 2034 laufen.

Chance für Adidas

Für Adidas bedeutet das Ende des DFB-Deals die Chance, neue Wege zu gehen. In der Fußball-Bundesliga trägt außer dem FC Bayern, bei dem die Herzogenauracher Anteilseigner sind, nur noch der 1. FC Union Berlin die Marke mit den drei Streifen.

Beim Blick auf andere deutsche Nationalteams sucht man den Weltmarktzweiten vergebens. So werden die Basketballer, ihres Zeichens amtierender Weltmeister, noch bis Ende 2028 von der chinesischen Marke Peak ausgestattet.

Zurück an die Weltspitze zu kommen, muss das Ziel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sein. Das Geld, das der DFB durch den Ausrüsterwechsel erhält, könnte dabei helfen.

ZUM DURCHKLICKEN: Die deutschen EM-Trikots

Das neue deutsche Heim-Trikot für die Heim-EM 2024 (Quelle: DFB).
Die Rückseite des neuen deutschen Heim-Trikots bei der Heim-EM 2024 (Quelle: DFB).
Das neue deutsche Ausweichtrikot bei der Heim-EM 2024 (Quelle: DFB).
Die Rückseite des neuen deutschen Ausweichtrikots bei der Heim-EM 2024 (Quelle: DFB).

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