Marc Wilmots heißt der neue starke Mann auf Schalke. Während sich die Fans auf die Rückkehr eines Eurofighters freuen, sind seine Qualitäten als Sportdirektor eine Unbekannte. Exklusiv bei Sky wehrt er sich gegen die Kritiker und spricht über mögliche Winter-Transfers. Eine entscheidende Frage bleibt.
Nach dem vorzeitigen Aus von Sportvorstand Peter Knäbel hat der FC Schalke bereits die nächste Personal-Veränderung im noch jungen Jahr 2024 umgesetzt. "Eurofighter" und Fanliebling Marc Wilmots hat als Sportdirektor bei Königsblau angeheuert und nach Sky Infos einen langfristigen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Am Freitag ist er mit dem neuen CEO Matthias Tillmann im Winter-Trainingslager in Albufeira in Portugal gelandet, um seine neue Aufgabe anzutreten.
"Die Vorfreude ist groß, dass man eine alte Schalke-Legende bekommen hat. Ein Gesicht, das mit Sympathie belegt ist. Auf der anderen Seite gibt es aber berechtigte Skepsis, ob dieser Job zu ihm passt", betonte Sky Reporter und Schalke-Insider Dirk große Schlarmann aus dem S04-Trainingslager in Albufeira in Portugal. Und weiter: "Es gibt viele Fans, die dann vielleicht auch den Schritt weiterdenken und sagen: 'Wir finden diese Umstrukturierung etwas merkwürdig.''
Konfliktpotenzial?
Zum einen wird Andre Hechelmann, der zuvor in der Sportdirektor tätig gewesen ist, in die neu geschaffene Rolle des Technischen Direktors schlüpfen. Nachdem der 39-Jährige im Sommer nicht nur gute Entscheidungen getroffen hat, wirkt das von außen betrachtet fast wie eine Art Degradierung. Dennoch werde Hechelmann weiter "vollumfänglich in die Kaderplanung eingebunden und verantwortlich für die Umsetzung im Transfergeschäft" sein, erklärte CEO Tillmann auf der Vereinsseite. "Dazu verantwortet er das Scouting, kümmert sich um verliehene Spieler und ist die Schnittstelle zur Knappenschmiede, hat somit die interne wie externe Spielergewinnung im Fokus."
Die gesamtsportliche Verantwortung liegt nun allerdings bei Wilmots. Das betonte der Eurofighter auch noch einmal explizit gegenüber Sky: "Ich treffe als Sportdirektor natürlich am Ende die Entscheidung, ob ein Spieler kommt oder nicht." Das birgt Konfliktpotential, da Wilmots seine eigenen Vorstellungen gerne durchsetzt. Einen Alleingang schloss der 54-Jährige allerdings aus, lud Hechelmann sogar zu sich ein: "Aber alleine kannst du nichts machen. Ich habe Andre [Hechelmann] gesagt: 'Wir reden nicht übers Telefon. Komm zu mir nach Hause.' Wir haben vier Stunden über Transfers und die Mannschaft geredet. Und ich finde es besser, wenn wir zusammenarbeiten."
Keine Erfahrung als Sportdirektor? Wilmots wehrt sich
Ob er der richtige Mann für die Rolle des Sportdirektors ist, wird sich zeigen, schließlich ist Wilmots in seiner Laufbahn noch nicht aktiv in der Rolle des Sportdirektors tätig gewesen. Der Eurofighter wehrte sich exklusiv bei Sky gegen die Kritiker: "Das stimmt nicht, weil ich bei der Nationalmannschaft Büroarbeit und drei Jahre Scouting gemacht habe. Und dann habe ich meine Mannschaft zusammengebaut, um Erfolg zu kreieren. Technik, Medizin, Flüge - all diese Abteilungen habe ich geregelt. Da war ich in der Rolle des Sportdirektors und des Trainers. Das ist eine Doppelfunktion."
Aber wie schlägt er sich auf der Klub-Ebene bei einem wankenden Fußball-Riesen?
Zuletzt war Wilmots bis Februar 2022 als Trainer in Marokko bei Raja Club Athletic aktiv. Davor arbeitete der Eurofighter als Coach vom Iran, von der Elfenbeinküste und von Belgien. Wilmots kennt das Umfeld und die Branche, seine fachlichen Qualitäten als Sportdirektor sind auf der Vereins-Ebene allerdings (noch) eine Unbekannte. Offen, wie er zukünftig in Zusammenarbeit mit Hechelmann harmoniert, Verhandlungen führt und Transfers tätigt.
Der 54-Jährige verwies auf das "Dreier-Gespann" bestehend aus Hechelmann, Trainer Karel Geraerts und ihm: "Du bist mit drei Köpfen cleverer als mit einem. Am Ende muss ich die Entscheidung treffen. Das ist kein Problem", betonte Wilmots. "Andre arbeitet sehr viel - auch in der Scoutingabteilung. Er kennt die dritte Liga und die zweite Liga. Die kenne ich nicht so gut. Deshalb ist es besser, wenn er immer bei mir ist." Dem aufkeimenden Konflikt mit Hechelmann nahm er also schnell etwas Luft heraus.
Ob Wilmots die Schalker schon im Winter mit dem einen oder anderen Namen verstärken möchte, ließ er offen: "Im Moment ist es noch zu früh, etwas zu sagen. Wir müssen schauen, was wir für finanzielle Möglichkeiten haben. Das ist Punkt eins, wenn nur wenig Geld da ist. Wir haben morgen [am Samstag] ein Gespräch und dann sehen wir weiter. Was können wir machen? Es gibt schon verschiedene Ideen, aber die verrate ich den Medien nicht." Aktuell wirkt es von außen betrachtet, als wären Hechelmanns Pläne auf Eis gelegt, da Wilmots entscheidet und andere Ideen hat. Das dürfte mit ein Grund sein, weshalb bislang kein Neuer präsentiert wurde.
Was wird aus Asamoah und Büskens?
Offen ist zudem, wie die Knappen die Zukunftsfrage von Gerald Asamoah beantworten: "Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Er gehört zu Schalke 04 wie kaum ein anderer", machte große Schlarmann deutlich. Dennoch möchte der 45-Jährige eigentlich ins Management, absolviert die von S04 angebotene Manager-Ausbildung. Haben die Schalker für ihre Ikone überhaupt noch Platz, schließlich gleicht Wilmots Jobbeschreibung in Teilen (Bindeglied zur Mannschaft) der von Asamoah?
"Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man sich entweder überlegt, Asamoah wo anders hinzustecken - ich wüsste gerade aber nicht wohin", führte der Sky Reporter aus: "Oder Asamoah sagt, 'Leute, ich würde gerne in den Bereich gehen, den ich gerade angestrebt habe - nämlich das Management. Und ihr wollt mich da nicht haben. Das ist sehr schade. Dann muss ich mir eben etwas anderes suchen.'"
Auch bei Co-Trainer Mike Büskens läuft der Vertrag aus. Auch hinter seiner Zukunft steht folglich ein Fragezeichen, zumal die neue Jobbeschreibung von Hechelmann (Nachwuchs und Leihspieler) sich in Teilen mit der des 55-Jährigen deckt. Büskens arbeitet allerdings im Gegensatz zu Asamoah fest mit Trainer Geraerts auf dem Platz. Für ihn hätte man auf Schalke also eher eine Verwendung.
Königsblau setzt auf Wilmots als neuen starken Mann. Die Installation könne man laut große Schlarmann natürlich kritisch sehen, aber: "Das im Vorfeld einzuschätzen, finde ich fast unmöglich." Die Hoffnungen sind groß, eine entscheidende Frage bleibt: Kann die Schalke-Legende den wankenden Riesen wieder in ruhige Fahrwasser führen?
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