Im exklusiven Sky Interview spricht Melanie Leupolz über ihre Rückkehr auf den Fußballplatz nach ihrer Schwangerschaft. Außerdem spricht sie über die Unterstützung Chelseas und die Doppelbelastung als Mutter und Fußballerin.
Melanie Leupolz über ....
… ihren Nasenbeinbruch:
"Der Nase geht es sehr gut. Es war ein kleiner Schockmoment, aber ich habe es gut verkraftet. Man sieht nicht mal den blauen Fleck. Die OP lief gut, die Nase ist wieder einigermaßen gerade, zumindest so, wie sie davor auch war. Ich habe eine Maske, mit der ich total einsatzbereit bin."
… die Rückkehr zum Nationalteam:
"Die Mädels haben sich gefreut, mich wiederzusehen. Aber natürlich auch den Nachwuchs zu sehen. Es ist total spannend, hier zu sein. Ich kannte das schon aus dem Trainingslager mit Chelsea, den Kleinen dort mit dabei zu haben und jetzt hier das erste Mal - mega schön. Ich bin froh, wieder hier zu sein, alle bekannten Gesichter zu sehen. Das Team hat sich aber auch ein bisschen verändert. Das heißt neue Spielerinnen, neue Mitglieder. Es ist einfach cool, wieder dabei zu sein."
… die Rückkehr auf den Platz nach ihrer Geburt:
"Es war cool. Als ich wieder im Kader war, hatte ich so eine Anspannung und Nervosität, die ich davor gar nicht mehr kannte. Eher von meinen jüngeren Jahren. Deshalb war der Moment total schön, dann wieder auf dem Platz zu sein - mit meiner Mannschaft. Etwas emotional und einfach cool, wieder dabei zu sein."
… ihre schnelle Rückkehr:
"Ich habe sehr viel während der Schwangerschaft trainieren können - glücklicherweise. Das ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Ich hatte da eine sehr gute Betreuung, was Trainerinnen, Physiotherapeuten und Beckenboden-Spezialisten betrifft. Ich habe relativ schnell nach der Geburt wieder anfangen können zu trainieren. Innerhalb von dreieinhalb Monaten war ich dann wieder bei der Mannschaft mit dabei, war fit. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht. Ich habe mit mehr Widerstand von meinem Körper gerechnet - aber der hat super mitgemacht."
… ihr letztes Spiel und den Kontakt mit dem VfL Wolfsburg:
"Der Kontakt war sehr, sehr eng. Wir waren in stetigem Austausch. Wir hatten eine kleine Gruppe, wo wir alle zwei Wochen Meetings hatten. Als ich dann in Deutschland war, weil ich die Geburt in Deutschland machen wollte und sie da traf, war es sehr eng. Ich habe natürlich so gut es ging meine Mannschaft unterstützt und immer den Kontakt gehalten. Ich bin dann auch schnell nach der Geburt nach London geflogen, um wieder bei der Mannschaft dabei zu sein. Auch als ich noch nicht trainieren konnte, um immer weiterhin Teil des Teams zu sein."
… die Hilfe des FC Chelsea:
"Sie haben sehr, sehr viel getan. Weitaus mehr was als das, was sie hätten machen müssen. Da habe ich den großen Vorteil, dass meine Trainerin auch einen Sohn hat, der im Kindergartenalter ist. Sie kennt das, was es an Unterstützung braucht, finanziell, aber auch die Rahmenbedingungen und das Emotionale - dass man den Profisport kombinieren kann mit der Familie."
… finanzielle Unterstützung und den Fall Sarah Gunnarsdottir:
"Ich habe von Anfang an vollste Unterstützung bekommen, auch keine Kürzungen. Chelsea hat gesagt, ich soll die bestmögliche Behandlung bekommen, dass ich schnellstmöglich und gesund wieder auf dem Platz stehen kann. Meine Trainerin dachte, dass ich nach der Schwangerschaft noch besser zurückkomme, als ich davor bin. Deshalb konnten sie es auch kaum erwarten, dass ich wieder beim Team dabei bin. Ich hatte das Gefühl, ich habe jetzt schon sehr viel gespielt, auch in den wichtigen Spielen. Die zwei Geschichten, meine und die von Sarah, kann man auf keinen Fall vergleichen. Ich hatte den vollsten Support von allen Seiten."
… ihre Vertragsverlängerung:
"Was heißt überraschend? Mein Berater hat schon mal was durchleuchten lassen, dass Interesse besteht, den Vertrag zu verlängern. Ich war überrascht über den Zeitpunkt, weil ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht auf dem Platz stand. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich zurückkomme, ob ich zurückkomme oder ob ich mein altes Niveau erreiche. Aber sie wissen mich sehr wertzuschätzen, als Person und als Spielerin. Meine Trainerin denkt, dass ich noch stärker zurückkomme. Deshalb wollte sie auch alles in sicheren Tüchern haben. Und auch da weiß sie, dass es wichtig ist als Mutter, dass man sich keine Sorgen machen muss um die Zukunft. Fußballerisch aber natürlich auch, was die Krankenversicherung betrifft, das Finanzielle. Und deshalb fand ich den Zeitpunkt erstaunlich. Aber das spricht wieder für die Menschen, die dort sind."
… die Unterstützung des DFB für Mütter:
"Das Ding ist, dass wenig Erfahrungswerte vorhanden sind. Wir haben Almut, die Zwillinge hat und jetzt wieder schwanger ist. Aber ansonsten haben bisher die meisten Spielerinnen ihre Karriere beendet und danach Kinder bekommen. Deshalb versuchen wir da jetzt einen engen Austausch zu haben. Wir aus dem Ausland, wo wir schon Erfahrungen mit unseren Vereinen gemacht haben. Wir versuchen natürlich mitzuteilen, was wir brauchen. Der DFB ist da sehr offen, sehr hilfsbereit und unterstützt uns dabei. Es ist trotzdem eine Lernkurve, die wir zusammen gehen müssen - um in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft unsere Erfahrungen zu teilen."
… Ratschläge von Bundestrainerin und Mutter Voss-Tecklenburg:
"Das ist dann doch schon ein paar Jährchen her. Ihre Tochter hat jetzt auch eine Tochter bekommen. Das kann man nicht vergleichen, weil der Fußball damals ganz anders war und natürlich auch die Ressourcen, die sie hatten - das Finanzielle, die Rahmenbedingungen. Das ist anders geworden. Da sollte man sich eher an Nationen wie zum Beispiel den USA orientieren, wo es sehr viele gibt, die auch ihre Kinder mit zur Nationalmannschaft bringen und die vielleicht so ein bisschen als Vorreiterrolle oder als Vorbilder zu sehen sind."
… Voss-Tecklenburg als Person:
"Sie ist sehr akribisch, setzt viel Wert auf Details und hat da immer ein Auge drauf. Ansonsten so ein bisschen perfektionistisch, was auch so typisch deutsch ist, würde ich sagen. Aber es ist auch gut, wenn man sich immer verbessern möchte."
… das Risiko, während der Karriere Mutter zu werden:
"Ich wollte immer jung Mutter werden. Natürlich ist es ein gewisses Risiko. Man weiß nicht, ob man beides vereinen kann, wie man zurückkommt - körperlich, aber natürlich auch von dem Ganzen, was sich drumherum verändert. Umso glücklicher bin ich, wie es derzeit läuft. Dass es funktioniert, dass ich zurück bin, dass ich zwei Träume zur gleichen Zeit leben kann - Mutter zu sein und Fußballprofi zu sein. Das ist sehr schön."
… Sorge um ihren Körper und das Leistungsniveau:
"Ich war da sehr optimistisch und bin total positiv rangegangen. Ich fand es auch schön, als ich den Cut gemacht habe und weg von der Mannschaft war. Dass ich mal durchatmen konnte und nicht mehr in diesem Hamsterrad gefangen war mit Trainingsalltag und dem Reisen. Ich konnte einfach mal leben, was sehr schön war. Dann, gegen Ende der Schwangerschaft, habe ich mich aber wieder gefreut, dass ich bald zurück sein werde, meinen Körper auch für mich haben werde und wieder angreifen kann. Und ich glaube, diese Motivation hat mir dann auch geholfen, dass es dann relativ schnell geht und dass ich hart gearbeitet habe und jetzt da bin, wo ich wieder bin."
… das „stärker wieder zurückkommen":
"Meine Trainerin bei Chelsea ist da sehr, sehr zufrieden mit mir. Was sich auch gezeigt hat, als ich in den wichtigen Spielen in der Startaufstellung stand und 90 Minuten gespielt habe. Deshalb glaube ich, dass ich wieder auf meinem alten Niveau bin. Trotzdem glaube ich auch, dass wir Mütter dann auch anders zurückkommen. Wir wollen gar nicht immer unbedingt die gleiche Spielerin wie davor sein, sondern vielleicht geht man da auch mit einer neuen Einstellung in das Spiel. Ich habe erst ein Interview mit einer Amerikanerin gelesen, die das genauso beschreibt. Dass man einen anderen Drive hat als zuvor."
… die Entbehrungen des Dualismus Profifußballerin/Mutter:
"Wichtig ist, dass man, solange es geht, in der Schwangerschaft trainiert. Und dann, sobald man gesund und fit ist und sich von der Geburt erholt hat, wieder startet. Man muss auf viel verzichten und dafür müssen die Frauen auch bereit sein, die beides machen möchten. Man muss von Anfang an lernen, das Kind abzugeben, wenn man wieder im Training ist. Bei mir hat es nach zwei Wochen wieder angefangen, wo ich zwei Einheiten am Tag hatte. Man konnte das koordinieren, dass man möglichst viel Zeit mit dem Kind hat - aber dazu muss man bereit sein. Normalerweise wird erst für mehrere Monate oder Jahre in Mutterschutz gegangen. Das geht natürlich als Profisportler nicht, da wäre man sonst zu lange raus."
… ihre Rückkehr auf den Platz im DFB-Dress:
"Ich bin eigentlich schon wieder im Alltag angekommen, habe Champions League gespielt. Da ist auch immer sehr viel Druck mit dabei, vor allem, wenn man gegen Lyon spielt. Aber trotzdem wird es emotional sein, wieder das Nationalmannschafts-Trikot zu tragen. Ein Teil des Teams, dann wirklich auf der Bank oder auf dem Platz, zu sein. Es wäre schön, wenn es mit ein paar Minuten klappt."
… eine WM mit Sohn?:
"Hauptsache Dabeisein gibt es nicht. Aber wenn wir reisen, werden wir auch zusammen reisen, dann kommt er mit. Andererseits wird sich da aber von meinem Fokus nichts verändern. Ich bin dann trotzdem Fußballerin. Wenn wir Freizeiten haben, dann werde ich die Zeit auch mit ihnen vor Ort genießen. Aber es ist auf jeden Fall ein großes Ziel."