Nachdem der SC Freiburg in den vergangenen Jahren immer wieder den Abgang von Hochkarätern verkraften und sich infolge dessen neu erfinden musste, haben sich die Breisgauer scheinbar endgültig in der Bundesliga etabliert. In der neuen Saison scheint nichts unmöglich.
Jeden Sommer steht in Freiburg das große Zittern an. Mittlerweile ist es beinahe Tradition, dass dem kleinen Klub nach einer guten Saison die besten Spieler weggekauft werden. Im letzten Jahr musste sich das Team von Trainer Christian Streich unter anderem von den Nationalspielern Robin Koch und Luca Waldschmidt sowie Keeper Alexander Schwolow trennen.
In den Jahren zuvor verließen mit Spielern wie Florian Niederlechner, Caglar Söyüncü, Marc-Oliver Kempf, Maximilian Philipp oder Roman Bürki bereits Leistungsträger den Verein, die der SC nur mit Mühe ersetzen konnte. Doch es gelang stets. Vor jeder Spielzeit galt Freiburg als Abstiegskandidat, Jahr um Jahr bewies der Klub sein Talent die namhaften Abgänge zu kompensieren und sportlich zu überraschen.
Freiburg hält das Team zusammen - Eggestein ersetzt Santamaria
In dieser Transferperiode lief es erstmals anders. Zwar rankten sich zahlreiche Gerüchte um Durchstarter wie Ermedin Demirovic oder die EM-Überraschung Roland Sallai, doch letztlich blieben die umworbenen Offensivleute im Breisgau.
Ausnahme: Abräumer Babtiste Santamaria informierte die Vereinsführung überraschenderweise von seinem Wechselwunsch. Dieser war allerdings weniger sportlicher Natur, denn der Sehnsucht nach der Heimat geschuldet. Letztlich zog es den Franzosen zurück in die Ligue 1 zu Stade Rennes. Dafür erhielten die Freiburger eine Ablösesumme von rund 14 Millionen Euro. Das macht einen Gewinn von vier Millionen Euro, nachdem Santamaria im vergangenen Sommer für zehn Millionen Euro gekommen war.
Neuer Boss im Mittelfeld ist ein Ausrufezeichen
Doch dieser Abgang schmerzte die Freiburger anders als die prominenten Vorgänger der jüngeren Vergangenheit nur bedingt. Noch am Tag des Santamaria-Abgangs verkündete der Tabellenzehnte der letzten Spielzeit einen starken Ersatz. Der Streich-Klub konnte sich die Dienste von Maximilian Eggestein von Werder Bremen sichern.
In vielerlei Hinsicht ein Ausrufezeichen. Als ehemaliger U21-Nationalspieler, der 2019 auch von Jogi Löw nominiert wurde, aber nicht zum Einsatz kam, ist der 24-Jährige ein echter Hochkaräter. Zumal Eggestein lediglich fünf Millionen Euro gekostet haben soll. Der Spielmacher füllt mit seiner Box-to-box-Spielweise die Lücke im Freiburger Mittelfeld perfekt und passt obendrein zur leidenschaftlichen Spielweise die der Coach vorgibt. Mit Streich hat auch Eggestein den richtigen Mann an der Seitenlinie, der das definitiv vorhandene Potenzial in Leistung umwandeln kann.
Dass die Truppe sich überwiegend aus der Vorsaison kennt und bereits eingespielt ist, machte sich zum Saisonstart bemerkbar. Die Leistungsträger sind geblieben, das Team kann sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Mit Erfolg. Aus den ersten drei Bundesliga-Partien holten die Freiburger sieben Punkte - Vereinsrekord!
Abgezockter BVB-Schreck: Freiburg sofort in Top-Form
Im ersten Spiel gegen Arminia Bielefeld reichte es zwar lediglich für ein torloses Remis, doch bereits zum Auftakt zeigten die Breisgauer eine starke Leistung. Die Offensive spielte kreativ, wusste die zahlreichen Chancen allerdings noch nicht zu verwerten. Defensiv machte die Mannschaft bereits einen sehr guten Job und hielt die Bielefelder überwiegend vom eigenen Tor fern.
Den Lohn für die bereits am 1. Spieltag geleistete Arbeit heimsten die Freiburger dann im darauffolgenden Spiel gegen Borussia Dortmund ein. Zwar war der BVB über weite Strecken des Spiels überlegen, doch einen Haufen klarer Chancen konnte sich das Team von Marco Rose nicht herausspielen. Wie schon in der ersten Partie überzeugte die Abwehr der Freiburger, die vor allem in Person von Nico Schlotterbeck alle Hände voll damit zu tun hatte, Stürmerstar Erling Haaland in den Griff zu kriegen. Dies gelang und die Gastgeber nutzen ihre eigenen Gelegenheiten zum 2:1-Sieg über den Favoriten.
Am 3. Spieltag überrannten die Freiburger im Derby den VfB Stuttgart. Zumindest in den ersten 30 Minuten, nach denen es bereits 3:0 für den Sport-Club stand. Es folgte eine echte Schlacht und die abgezockte Streich-Truppe brachte trotz großem Aufbäumen der Stuttgarter den Dreier über die Ziellinie. Beim 3:2 glänzte die Mannschaft gerade Richtung Ende im Kollektiv.
Mit Leidenschaft und Disziplin nach Europa?
Leidenschaft, disziplinierte Defensivarbeit und einfallsreiche Angriffe zeichnen die Freiburger wie schon im letzten Jahr aus. Dass die Abläufe in dieser Saison bereits zum Auftakt verinnerlicht sind und die Breisgauer ihre Leistungen sofort auf den Platz bringen, ist ein absoluter Bonus, der in den vergangenen Spielzeiten nicht gegeben war.
Sollte es Trainer Streich gelingen, diese Form zu konservieren und nach der Länderspielpause mit einem dann auch eingespielten Eggestein in der Schaltzentrale aufzutrumpfen, darf in Freiburg von mehr als dem Klassenerhalt geträumt werden. Dann hat der derzeitige Tabellenvierte nicht nur einmal mehr nichts mit dem Abstieg zu tun, sondern darf den Blick getrost Richtung internationales Geschäft richten.
Zwar dürften die Breisgauer selbst zu bodenständig für Träume dieser Größenordnung sein, doch bleiben sie auf dem eingeschlagenen Weg, ist das ein Thema, mit dem sich der kleine, sympathische Klub aus dem Schwarzwald früher oder später beschäftigen sollte. Fest steht: Freiburg ist nun endgültig in der Bundesliga angekommen.
Alles zur Bundesliga auf skysport.de:
Alle News & Infos zur Bundesliga
Spielplan zur Bundesliga
Ergebnisse zur Bundesliga
Tabelle zur Bundesliga
Videos zur Bundesliga
Liveticker zur Bundesliga
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.