Das große Reinemachen hat begonnen: Der FC Schalke 04 hat mit einem Fünffach-Rauswurf auf den beispiellosen Niedergang reagiert. Ein denkwürdiger Tag, der hinsichtlich der nahen und fernen Zukunft viele Fragezeichen hinterlässt.
Die Chaos-Tage beim FC Schalke 04 nehmen einfach kein Ende. Die stark vom Abstieg bedrohten Gelsenkirchener sind endgültig am Tiefpunkt einer an Tiefpunkten nicht gerade armen Saison angelangt.
Am Sonntag gab das abgeschlagene Schlusslicht die sofortige Trennung von Trainer Christian Gross und Sportvorstand Jochen Schneider bekannt, dazu müssen auch Co-Trainer Rainer Widmayer, Athletiktrainer Werner Leuthard sowie Lizenzspieler-Koordinator Sascha Riether gehen.
Ein Fünffach-Rauswurf, der zu diesem Zeitpunkt "unausweichlich" und "alternativlos" war, wie es Sky Experte Lothar Matthäus formulierte. "Diese Dimension hat es gebraucht, denn das Konstrukt Jochen Schneider hat auf Schalke nicht funktioniert", bilanziert Sky Reporter und Schalke-Insider Dirk große Schlarmann.
Kein Tönnies-Comeback auf Schalke
Die Entscheidung ist gefallen, angesichts der sportlich prekären Lage wohl aber um Wochen oder gar Monate zu spät. Retrospektiv wurden in der Schneider-Ära viele gravierende Fehler begangen, doch im Verein benötigen die Verantwortlichen nun zukunftsgerichtete Konzepte für einen Neubeginn.
"Sie sollten nun nicht mehr zurück, sondern an die Zukunft denken", meint auch Matthäus, "sie müssen schauen, dass sie die Saison vernünftig zu Ende bringen, um dann - wenn es so kommen sollte - in der Zweiten Liga neu anzufangen."
Mit einem Neustart sind automatisch viele Hoffnungen verbunden, doch wie soll dieser personell aussehen? Ein Comeback von Clemens Tönnies wird es nach Sky Informationen definitiv nicht geben. Die Nachfolge von Schneider wird übergangsweise Peter Knäbel antreten.
Dreigestirn übernimmt die Planung
Der frühere HSV-Manager leitet seit 2018 das Schalker Nachwuchsleistungszentrum und wird mit Blick auf die Planungen für die neue Saison wie bisher von U19-Cheftrainer Norbert Elgert und Mike Büskens unterstützt werden. Aus Sicht von Reiner Calmund eine vernünftige Lösung: "Wenn es zum Abstieg kommen sollte, hat man die Zeit, mit diesen drei sehr erfahrenen Leuten die Zweite Liga intensiv zu planen."
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Den Posten des Teammanagers wird Gerald Asamoah bis zum Saisonende besetzen. Der frühere Publikumsliebling kennt den Job, sprang er doch bereits 2018/19 als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer ein. Deutlich komplizierter gestaltet sich dagegen die Suche nach einem Gross-Nachfolger.
Wer das Team auf das am Freitag so wichtige Allerletzte-Chance-Spiel gegen Mainz vorbereiten soll, ist noch völlig offen. Das Training am Montag soll von den verbliebenen Co-Trainern geleitet werden.
Kann Schalke Elgert überreden?
Die handelnden Personen müssen zunächst festlegen, welcher Kurs eingeschlagen werden soll: Übernimmt ein Trainer interimsweise bis zum Sommer und macht dann Platz für ein neues Gesicht? Wunschkandidat für diesen Plan wäre Elgert, doch Schalkes Nachwuchstrainer-Ikone sieht sich nicht im Profi-Geschäft und hatte diesen Job in der Vergangenheit bereits mehrfach abgelehnt. "Man versucht ihn zu überreden, aber da ist man noch nicht weitergekommen", berichtet große Schlarmann.
Die andere Alternative wäre, jetzt schon eine langfristige Lösung auf der Trainerposition zu präsentieren. Das Problem: Zuletzt gehandelte Kandidaten wie Steffen Baumgart (SC Paderborn) oder Domenico Tedesco (Spartak Moskau) sind vertraglich noch gebunden und wären erst im Sommer verfügbar.
Brisante Rückkehr am Freitag
Damit bleiben sowohl in der nahen als auch fernen Zukunft viele Fragezeichen. Fakt ist: Mit dem dann fünften Trainer in dieser Saison wird Schalke für ein Novum sorgen und einen - wenn auch traurigen - Rekord in der Bundesliga-Geschichte aufstellen. Und ausgerechnet in dieser so unruhigen Phase kommt es auch noch zu einer brisanten Rückkehr.
Am Freitag wird Schneiders Vorgänger Christian Heidel, der von vielen Anhängern für die aktuelle Situation mitverantwortlich gemacht wird, erstmals in die Veltins-Arena zurückkehren. Die brisanten Zeiten auf Schalke gehen munter weiter.