Darts-WM 2023: Clemens und Schindler vor deutschem Novum

Clemens und Schindler können WM-Geschichte schreiben

Von Peer Kuni

Image: Martin Schindler (vorne) und Gabriel Clemens (direkt dahinter) wollen bei der Darts-WM 2023 ins Achtelfinale. Beide spielten im Juni beim World Cup of Darts in Frankfurt gemeinsam für Deutschland.

Mit Gabriel Clemens und Martin Schindler haben es zwei der drei deutschen Spieler bei der Darts-WM 2023 in die dritte Runde geschafft. Direkt nach Weihnachten kann das deutsche Duo für ein Novum im Londoner Alexandra Palace sorgen.

Denn noch nie konnten zwei deutsche Spieler bei einer PDC-Darts-WM ins Achtelfinale einziehen. Clemens schaffte es vor zwei Jahren als erster Deutscher überhaupt, die dritte Runde zu überstehen, nachdem er Titelverteidiger Peter Wright völlig überraschend ausschaltete. Dann kam allerdings das Aus gegen den Polen Krzysztof Ratajski, trotz sieben Matchdarts.

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Gabriel "The German Giant" Clemens, 39, Deutschland: Unsere große Darts-Hoffnung. Der Weltranglisten 25. schaffte es 2021 sensationell ins Achtelfinale. Dass will "Gaga" Clemens bei dieser WM unbedingt wiederholen.
Martin "The Wall" Schindler, 26, Deutschland: Bei seiner vierten WM-Teilnahme ist der Strausberger zum ersten Mal gesetzt. Als Nummer 29 der Welt die zweite große deutsche Hoffnung. Greift wie Clemens erst in Runde zwei ins Turnier ein.
Florian Hempel, 32, Deutschland: Der Kölsche Jung ist nach dem Vorjahr, wo er überraschend bis in Runde drei kam, zum zweiten Mal im Ally Pally mit dabei. Der ehemalige Profi-Handballer hat im November die Super League Darts gewonnen.
Mensur "The Gentle" Suljovic, 50, Österreich: Der langjährige Topspieler ist mittlerweile nur noch die Nummer 30 im Ranking. Bei seinen bisherigen 14 PDC-WM-Teilnahmen allerdings noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen.
Rowby- "Little John" Rodriguez, 28, Österreich: Der zweite Österreicher im Bunde, der sich neben Suljovic in der erweiterten Weltspitze etabliert hat. Bekannt für seine Walk-ons mit Sonnenbrille.
Fallon "Queen of the Palace" Sherrock, 28, England: Hat mit ihrem sensationellen Einzug in Runde drei 2020 für einen Hype gesorgt. Sportlich hatte Sherrock die WM-Quali eigentlich verpasst, bekam aber eine Wildcard. Eine von drei Frauen dieses Jahr.
Lisa "The Lancashire Rose" Ashton, 52, England: Zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren bei der PDC mit dabei. Bislang hat die viermalige Weltmeisterin es allerdings noch nicht geschafft, über die erste Runde bei den Männern hinauszukommen.
Beau Greaves, Spitzname Beau 'n' Arrow, 18, England: Die dritte Frau im Bunde. Qualifizierte sich mit einem spektakulären Lauf bei der Women's Series für diese WM, als sie gleich acht Turniere in Folge gewann. Der Shootingstar bei den Frauen.
Gerwyn "The Iceman" Price, 37, Wales: Die Nummer eins der Welt und Weltmeister von 2021 konnte in diesem Jahr "nur" einen großen Titel einfahren. Liefert sich mit Wright seit Monaten einen Kampf um die Nummer eins. War früher Rugbyprofi.
Peter "Snakebite" Wright, 52, Schottland: Ist der bunteste Vogel im Ally Pally. Kam unter anderem vorletztes Jahr zum Auftakt als "Grinch" verkleidet. Für seine extrovertierten Frisuren bekannt. Weltmeister 2020 und auch im Vorjahr.
Michael "Mighty Mike" van Gerwen, 33, Niederlande: Bekannt für seine einschüchternden Ausbrüche und sein Spiel auf höchstem Niveau. Der dreimalige Weltmeister dominierte die Saison 2022 mit vier Major-Titel. Einer der Top-Favoriten.
Michael "Bully Boy" Smith, 32, England: Im Vorjahr wie auch schon 2019 im WM-Finale. Hat beide wie auch sechs weitere Major-Endspiele verloren, bevor er dann im November beim Grand Slam of Darts seinen ersten großen Titel feiern konnte.
Luke "Cool Hand" Humphries, 27, England: Stand bereits dreimal im WM-Viertelfinale, startete allerdings 2022 erst so richtig durch und war der konstanteste Spieler auf der European Tour. Holte dort gleich vier Titel.
Rob "Voltage" Cross, 32, England: Der Elektriker holte sich bei seiner allerersten WM-Teilnahme 2018 sensationell den WM-Titel und schickte Legende Phil Taylor in den Ruhestand. Etablierte sich anschließend als einer der Topspieler auf der Tour.
Jonny "The Ferret" Clayton, 48, Wales: Das "Frettchen" hatte 2021 seinen großen Durchbruch und feierte gleich vier Major-Titel. Konnte 2022 nicht ganz an diese Leistungen anknüpfen, mit Clayton ist auf der großen Bühne allerdings immer zu rechnen.
James "The Machine" Wade, 39, England: Ist als extrem unaufgeregter und ruhiger Typ ein Exot in der bunten Darts-Welt. Hatte seine besten Jahre zwischen 2009 und 2013. Im Vorjahr im Halbfinale und einer der konstantesten Spieler überhaupt.
Gary "The Flying Scotsman" Anderson, 51, Schottland: Gewann die WM bereits 2015 und 2016, stand drei weitere Male im Finale und seit einschließlich 2011 immer mindestens im Achtelfinale. Im Ally Pally muss man Anderson immer auf dem Zettel haben.
Joe "Rockstar" Cullen, 33, England: Feierte zu Jahresbeginn mit dem Masters-Titel den größten Erfolg seiner Karriere. Im Premier-League-Finale erst im Decider gegen van Gerwen unterlegen. Mit ihm ist im Ally Pally zu rechnen.
Dirk "The Titan" van Duijvenbode, 30, Niederlande: Ein großer Showmaker. Startet bei seinem Walk-On zum Techno-Song "Just Like You" schon vor den Matches den ersten Rave unter den Zuschauern. Darf nicht fehlen: Die Kloppo-Säge zum Beat der Musik.
Dimitri "The Dreammaker" van den Bergh, 28, Belgien: Wurde durch seinen Shuffle-Dance nach dem Walk-On berühmt - wurde berüchtigt durch seine Präzision. Gewann zweimal die Junioren-WM und will nun auch auf der ganz großen Bühne glänzen.
Jose "The Special One" de Sousa, 48, Portugal: Den Spitznamen durfte er sich auf Nachfrage bei Fußball-Trainer Jose Mourinho aneignen. Einer der besten Highscorer auf der Tour. Verrechnet sich aber auch mal gerne und sorgt so für viele Lacher.
Ross "Smudger" Smith, 33, England: Sorgte für die größte Sensation im Jahr 2022 als er im Oktober völlig überraschend in Dortmund Europameister wurde und sich dadurch in die Top-32 spielte. Ein Geheimtipp bei der WM.
Raymond "Barney" van Barneveld, 55, Niederlande: Die Darts-Ikone und ewige Dauer-Widersacher von Phil Taylor ist zurück in den Top-32. Bei den Fans ist der fünfmalige Weltmeister aus Den Haag der absolute Liebling der Massen.
Simon "The Wizard" Whitlock, 53, Australien: Der Zauberer von Oz gehörte einige Zeit zur Weltspitze, fiel allerdings im laufenden Jahr in der Weltrangliste weit zurück und ist ungesetzt. Gefeiert für seinen langen Bart und den Dreadlock-Zopf.
Ricky "Rapid" Evans, 32, England: Der schnellste Spieler der Welt. Bei der WM 2017 warf Evans eine 180 in knapp zwei Sekunden. Blinzeln ist also verboten. Zudem auch bekannt für seine speziellen Jubelposen nach Siegen.

Clemens (Position 25) und Schindler (Position 29), die bei der WM 2023 als gesetzte Spieler in Runde eins ein Freilos hatten, zeigten bei ihren ersten Auftritten überzeugende Leistungen am Board. Clemens schlug den Iren William O'Connor glatt mit 3:0 und spielte dabei einen Average von 95,64. Schindler, der trotz eines Flugausfalls, Verspätung beim Ersatzflug sowie seines verloren gegangenen Koffers rechtzeitig im Ally Pally ankam, besiegte Martin Lukeman mit 3:1 und einem Average von 93,04. Einzig Florian Hempel scheiterte in seinem zweiten Spiel mit 2:3 knapp an Mitfavorit Luke Humphries (5).

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Clemens Favorit - Schindler Außenseiter

Die Aussicht auf einen weiteren Erfolg im Ally Pally nach den freien Weihnachtstagen könnte allerdings für die beiden verbliebenen Deutschen unterschiedlicher kaum sein. Zumindest auf dem Papier. Clemens trifft am Dienstag im ersten Spiel der Abendsession (20.15 Uhr) auf den Waliser Jim Williams, der sich überraschenderweise gegen den Vorjahres-Halbfinalisten James Wade (Nummer 8 der Setzliste) durchgesetzt hat. Williams ist nur einer von insgesamt drei ungesetzten Spielern, die noch im Turnier sind.

Image: Steht mit einem deutlichen 3:0-Sieg in Runde drei: Gabriel Clemens.

Neben Wade hat es in Runde zwei auch die gesetzten Callan Rydz (Nummer 23) und Darly Gurney (Nummer 24) erwischt. Ansonsten haben sich die Favoriten keine Blößen gegeben. Das gilt vor allem auch für Michael Smith. Der an Position vier gesetzte Vorjahres-Finalist verpasste dem Nordiren Nathan Rafferty mit einem Average von 96,62 den einzigen White Wash in den ersten zwei Runden - denn Rafferty gewann kein einziges Leg.

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Smith, der sich im November mit dem Grand Slam of Darts seinen ersten Major-Titel sichern konnte, strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und rechnet sich auch im Ally Pally berechtigterweise gute Chancen auf einen Triumph aus. Sein nächster Gegner am Mittwoch (letztes Spiel in der Abendsession): Martin Schindler. Während Schindler, der bei seiner vierten PDC-WM zum ersten Mal ein Spiel gewinnen konnte, als klarer Außenseiter nun also eine Herkulesaufgabe bevorsteht, geht Clemens wiederum als klarer Favorit in sein nächstes Duell.

Image: Martin Schindler legte gegen Martin Lukeman einen überzeugenden Aufritt hin und ist eine Runde weiter.

Superstars geben sich keine Blöße

Im Titelrennen sind neben Smith allerdings andere Spieler die Top-Favoriten. Titelverteidiger Peter Wright (Nummer 2) spielte zum Auftakt gegen Mickey Mansell zwar durchwachsen (Average 88,34), gab aber nur ein Leg ab. Vom Weltmeister aus Schottland muss und wird in Runde drei gegen Kim Huybrechts (Nummer 31) eine Leistungssteigerung kommen. Gleiches gilt für den Waliser Gerwyn Price. Die Nummer eins der Welt hatte beim 3:1-Erfolg über Luke Woodhouse nicht seinen besten Tag erwischt (Average 92,88).

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Image: Titelverteidiger Peter Wright überspringt bei der Darts-WM die Auftakthürde Micky Mansell.

Nächster Gegner von Price ist übrigens der fünfmalige Weltmeister Raymond van Barneveld (Nummer 32). Die Legende aus den Niederlanden setzte sich schon zuletzt beim Grand Slam im direkten Duell im Viertelfinale gegen Price durch. Anders als Wright und Price ließ Michael van Gerwen (Nummer 3) bei seinem 3:0 über Lewy Williams mit einem Average von 101,84 bereits die Muskeln spielen. Nur Ryan Joyce (103,03) spielte bei dieser WM bislang einen noch höheren Average als der Niederländer. Van Gerwen trifft nun auf den Österreicher Mensur Suljovic (Nummer 30).

Auch mit Gary Anderson (Position 11) ist - wie immer bei einer WM - zu rechnen. Seit 2010 hat der Schotte immer mindestens das Achtelfinale erreicht und stand in dem Zeitraum gleich fünfmal im Endspiel, wovon er zweimal gewann. Nach seinem 3:1-Sieg über den Letten Madars Razma (Average 96,39) bekommt es Anderson als Nächstes mit Chris Dobey (Nummer 22) zu tun. Der Waliser Jonny Clayton (Position 7) besiegte den Niederländer Danny van Trijp souverän mit 3:1 (Average 99,62) und trifft nun auf Brendan Dolan (Nummer 26).

Image: Raymond van Barneveld fordert Primus Gerwyn Price im Ally Pally.

Viele Kracherduelle warten

Mit Rob Cross, Danny Noppert, Nathan Aspinall, Dave Chisnall, Joe Cullen, Dimitri van den Bergh und Damon Heta überzeugten auch alle WM-Favoriten aus dem erweiterten Kreis - sie alle spielten einen Average von über 95 bei ihren ersten Auftritten im Alexandra Palace. Neben Price gegen van Barneveld und Cullen gegen Heta ist das Duell zwischen dem frischgebackenem Europameister Ross Smith (Position 19) und Dirk van Duijvenbode (Position 14) mit Sicherheit das Spiel der dritten Runde.

Image: Ross Smith ist frischgebackener Europameister.

Wenn wir bereits einen Schritt weitergehen und auf die möglichen Achtelfinalpartien schauen, dann werden uns dort fast ausschließlich Kracherduelle erwarten. Aus deutscher Sicht würde Clemens im Falle eines Erfolgs gegen Williams dann auf Noppert oder Alan Soutar treffen, im Viertelfinale könnte Price warten. Sollte Schindler die Sensation gegen Smith gelingen, würde als nächstes Cullen oder Heta warten, im Viertelfinale wäre ein Duell mit Humphries möglich.

Darts-WM bereits ein Erfolg

Zwei Dinge stehen allerdings bereits jetzt schon fest: Ein deutsches Finale um die 70-Zentimer große und 25 Kilogramm schwere Sid-Waddell-Trophäe wird es definitiv nicht geben. Denn Clemens und Schindler würden im Halbfinale aufeinandertreffen. Und: Aus deutscher Sicht ist die WM-Bilanz mit dem Zweitrundeneinzug von Hempel sowie dem Weiterkommen von Clemens und Schindler schon jetzt ein voller Erfolg.

Hempel hat 15.000 Pfund eingestrichen, Clemens und Schindler je 25.000 - bei einem weiteren Sieg wären bereits 35.000 fix, der neue Weltmeister bekommt übrigens 500.000. Dazu haben die beiden gesetzten Deutschen mit dem Einzug unter die letzten 32 ihre Positionen unter den gesetzten Spielern in der Weltrangliste behauptet. Jeder weitere Sieg ist ein Bonus.

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