Erleichterung pur beim furiosen "Bully Boy": Michael Smith hat sich in seinem dritten Finale erstmals zum Darts-Weltmeister gekrönt und ist damit auch an die Spitze der Weltrangliste gestürmt.
Der Engländer schlug am Dienstagabend im Londoner Alexandra Palace den langjährigen Dominator Michael van Gerwen 7:4, dabei gelang ihm als erst zweitem Spieler in der Geschichte in einem WM-Finale ein Neundarter.
Im vergangenen Jahr war der Halbfinal-Bezwinger von Gabriel Clemens im Endspiel an Peter Wright gescheitert. Wenige Wochen nach seinem ersten Major-Sieg beim Grand Slam of Darts nach zuvor acht erfolglosen Finals nahm Smith mit drei Jahren Verspätung Revanche gegen van Gerwen: 2019 hatte er in seinem ersten WM-Endspiel gegen "Mighty Mike" keine Chance gehabt. Nun wird ihm der Gewinn der Sid-Waddell-Trophy mit 500.000 Pfund Preisgeld versüßt. Außerdem dürfte in seinem Vorgarten bald ein Bulle stehen - zumindest hatte der zweifache Vater das angekündigt.
Smith besiegt Schindler und Clemens auf Weg zum Titel
Derweil muss sich Ehrgeizling van Gerwen mit 200.000 Pfund trösten, das Warten auf seinen vierten WM-Titel geht weiter. Der Champion von 2014, 2017 und 2019 hätte mit einem Finalsieg ebenfalls die Spitzenposition von Gerwyn Price erobern können.
Der 32-jährige Smith schaltete auf seinem Weg zum Titel zwei Deutsche aus: In Runde drei besiegte er Martin Schindler 4:3, dann stoppte er im Halbfinale den sensationellen Siegeszug von Clemens. Mit Smiths 6:2-Erfolg endete das Märchen des Saarwellingers, der einen Darts-Hype in Deutschland ausgelöst hat.
WM-Rekord und Neun-Darter im Finale
Beide Spieler hielten das hohe Niveau. Der WM-Rekord von 2019, als insgesamt 880-mal die 180er-Aufnahme gespielt wurden, war schon nach dem vierten Satz geknackt. Nach van Gerwens 3:2-Führung schaltete Smith noch einen Gang höher - und war nicht mehr aufzuhalten.
Van Gerwen kann überragendes Jahr nicht krönen
Für van Gerwen wäre der Finalsieg die logische Konsequenz eines überragenden Jahres gewesen. Neben drei Major-Titeln gewann er 2022 die prestigeträchtige Premier League. Auch bei der WM zauberte der Niederländer bis zum Finale ausschließlich Weltklasse-Averages von über 100 Punkten ans Board. Im Viertel- und im Halbfinale blieb er sogar ohne Satzverlust.
Doch dann kam Smith. "Ich mache mir überhaupt keinen Druck", hatte er nach seinem Halbfinal-Sieg gesagt. Ganz anders van Gerwen. "Er wird mich nicht stoppen", kündigte er vollmundig an: "Niemand wird mich stoppen." Taten ließ diesen markigen Worte aber nur sein Gegenüber folgen.