Ausrufezeichen gegen den Angstgegner: Deutschlands Handballer haben zum Auftakt ihrer olympischen Medaillenmission für einen Paukenschlag gesorgt.
Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason besiegte den EM-Dritten Schweden trotz einer frühen Roten Karte gegen Spielmacher Juri Knorr 30:27 (12:11) und nahm direkt Kurs auf das Viertelfinale.
Garant für den so wichtigen Sieg war die starke deutsche Abwehr um Torhüter Andreas Wolff, der in der Arena Süd 6 mit etlichen Paraden zum Mann des Abends avancierte. Als beste deutsche Werfer ragten vor 5765 Zuschauern Renars Uscins mit acht und Kapitän Johannes Golla mit fünf Treffern heraus.
"Wir sind insgesamt als Mannschaft phantastisch aufgetreten und haben ein super Spiel gemacht", sagte "Hexer" Wolff. Einen Sieg gegen die Schweden hatte es zuletzt bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio gegeben. Damals hieß es im Auftaktspiel 32:29 - am Ende sprang mit Bronze die bis dato letzte olympische DHB-Medaille heraus. "Das ist ein gutes Omen, ich hätte nichts dagegen, wenn das Turnier jetzt ähnlich verläuft", sagte Wolff und lobte vor allem "die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind".
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Rot für Knorr - Hornke verletzt
Für einen bitteren Beigeschmack sorgten derweil zwei Personalien. Knorr sah nach einer guten Viertelstunde die Rote Karte wegen groben Foulspiels (16.) und konnte fortan nicht mehr eingreifen. "Natürlich war das ein Verlust, aber wir haben das gut weggesteckt", sagte Wolff. Auch der Spielmacher selbst konnte sich nach dem Spiel Gelassenheit erlauben: Seine Rote Karte, sagte Knorr, sei ihm "scheißegal, wir haben gegen einen großen Gegner gewonnen und zum ersten Mal seit langer Zeit bei einem großen Turnier gegen Schweden. Ich könnte nicht glücklicher sein."
Zudem verletzte sich Tim Hornke bereits in der ersten Halbzeit am linken Fuß. "Der Arzt hat gesagt, es scheint ein Sehnenanriss unter der Fußsohle zu sein. Ganz sicher sind wir uns nicht, das wissen wir erst nach einer MRT-Untersuchung", berichtete Bundestrainer Gislason. Sollte sich die erste Diagnose bestätigen, dürfte der 33 Jahre alte Rechtsaußen vom deutschen Meister SC Magdeburg für den Rest des Turniers ausfallen. Hornke hatte sich die Verletzung gleich zu Beginn der Partie zugezogen.
Die weiteren Gegner in der kniffeligen Vorrundengruppe A sind Japan am Montag (9.00 Uhr/ARD), Kroatien (Mittwoch/11.00 Uhr), der WM-Dritte Spanien (Freitag/16.00 Uhr) und Slowenien (4. August/14.00 Uhr). Die besten Vier von den sechs Teams erreichen die K.o.-Runde.
"Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft, die riesige Talente hat, aber jetzt schon die Qualität besitzt, um die ganz Großen zu schlagen", hatte Gislason vor dem Spiel gesagt. Die überzeugenden Siege in der Vorbereitung gegen Europameister Frankreich, Ungarn und Vorrundengegner Japan gaben dem deutschen Team zusätzliches Selbstvertrauen.
Starke Defensive um Wolff
Dieser Glaube in die eigene Stärke war zunächst deutlich zu spüren. Obwohl immer wieder klare Chancen ausgelassen wurden, blieb die mit neun (!) Olympia-Novizen gespickte deutsche Mannschaft im Angriff variabel und stiftete in der schwedischen Abwehr damit immer wieder Verwirrung. Ihr Punktstück stellte die DHB-Sieben aber hinten: Die Defensive ließ kaum etwas zu, und wenn doch etwas durchkam, stand da noch Wolff, der allein bis zur Pause auf acht Paraden kam.
Die Szene der ersten Halbzeit lieferte aber Knorr. Zwei Treffer standen bereits auf seinem Konto, ehe er Albin Lagergren bei einer Abwehraktion mit der Hand unglücklich im Gesicht erwischte. "Das ist bitter, klar, er trifft ihn im Gesicht, aber so eine Situation kommt in einem Spiel dauernd vor", urteilte 2007-Weltmeister Pascal Hens am Eurosport-Mikrofon.
Im zweiten Abschnitt wurden die Wurfquoten beider Teams besser, es entwickelte sich ein hochklassiger Schlagabtausch. Deutschland legte weiter vor und baute seinen Vorsprung zwischenzeitlich sogar bis auf vier Tore aus.
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