Auf den Hexer war Verlass: Deutschlands Handballer greifen dank ihres überragenden Torhüters Andreas Wolff nach historischem Olympia-Gold.
Die Huldigungen für Andreas Wolff begannen schon in den wilden, hitzigen Schlussminuten. Johannes Golla drückte dem überragenden Torwart nach der nächsten unfassbaren Parade einen Kuss auf den Hals, Tausende deutsche Fans feierten ihren Hexer mit "Andi, Andi"-Sprechchören - und mit dem Ende des Halbfinals brachen dann alle Dämme: Wolff verschwand in einer Jubeltraube, Deutschlands Handballer sprangen im Kreis. Und greifen nach dem 25:24 (12:12) gegen den WM-Dritten Spanien tatsächlich nach dem historischen Olympia-Sieg.
"Wir wollen der Handball-Welt jetzt zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind", sagte Wolff mit Blick auf das Endspiel: "Wir haben noch einen Schritt, um in die Geschichte einzugehen."
Deutschland trifft auf Dänemark
Erstmals seit 2004 steht Deutschland wieder in einem olympischen Finale, am Sonntag (13.30 Uhr/ZDF und Eurosport) ist die junge Mannschaft gegen Weltmeister Dänemark laut Bundestrainer Alfred Gislason "krasser Außenseiter" - kann aber Einzigartiges leisten: Der erste gesamtdeutsche Olympiasieg winkt, das erste Gold seit dem legendären DDR-Triumph 1980. Und immerhin, Dänemark tat sich im Halbfinale gegen Slowenien alles andere als leicht, gewann letztlich mit 31:30 (15:10).
"Ich bin einfach stolz, ein Teil dieses Teams zu sein und eine Medaille sicher zu haben", sagte der erneut herausragende Rückraumspieler Renars Uscins, "aber wir wollen jetzt mehr." Die erste Olympia-Medaille seit Bronze 2016 ist dem Team nicht mehr zu nehmen. Vor allem Wolff, so Uscins, habe die Mannschaft "ins Finale getragen".
Vor den rund 20.000 Zuschauern bot der Keeper eine grandiose Vorstellung. Ob mit dem Arm, mit dem Bein auf Kopfhöhe oder mit der Schulter: Mit wahnwitzigen 22 Paraden und einer Quote, die lange Zeit über 50 Prozent lag, trieb er die spanischen Schützen zur Verzweiflung. Schon "einige tolle Spiele" von Wolff habe er gesehen, sagte Gislason, "aber das hier ist einfach nur unglaublich". Zum besten deutschen Werfer avancierte erneut Viertelfinal-Held Uscins, der seine sechs Treffer allesamt in der zweite Hälfte erzielte.
Wolff überragt bei nächstem DHB-Thriller
Gislason hatte im Vorfeld "wieder ein Riesenspiel" von seiner Mannschaft gefordert, wie schon beim Vorrundenerfolg (33:31) gegen die Spanier und auch beim epischen Triumph gegen Frankreich im Viertelfinale (35:34 nach Verlängerung). Die DHB-Auswahl beherzigte die Worte ihres Trainers und legte einen nahezu perfekten Beginn aufs Parkett. Vor allem Wolff, der mit elf Paraden schon in der ersten Halbzeit sogar Erinnerungen an seine Gala im EM-Finale 2016 (ebenfalls gegen Spanien) weckte.
Als Wolff beim Stand von 11:7 (23.) einen Siebenmeter hielt und wenig später einen spanischen Wurf sogar fing, hätte die deutsche Mannschaft davon ziehen können. Dass sie es nicht tat, lag an Problemen im Angriff. Die spanische Defensive war hervorragend eingestellt, agierte äußerst beweglich und ließ auch den bislang besten DHB-Schützen Uscins nicht zur Entfaltung kommen. Weil dahinter Gonzalo Perez de Vargas nun besser ins Spiel kam, kamen die Spanier mit dem Halbzeitpfiff zum Ausgleich.
Der Beginn des zweiten Durchgangs gehörte wieder Deutschland. Zum einen weil Wolff weiter bärenstark hielt, zum anderen drehte plötzlich Uscins auf. Mit fünf Treffern innerhalb von gut zwölf Minuten hielt der Linkshänder, der gegen Frankreich 14 (!) Tore erzielt hatte, sein Team auf Kurs (20:18.). Doch Spanien ließ sich nicht abschütteln, ging in der 51. Minute sogar erstmals in Führung - die Schlussphase wurde für die deutsche Mannschaft zum nächsten Nervenkrimi mit erfolgreichem Ende.
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