Die zweite Klatsche, schon 16 Gegentore und harsche Kritik der eigenen Fans: Ein Jahr nach ihrem Silbercoup sind die deutschen Eishockey-Überflieger bei der WM in Tschechien hart auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen.
Erneut ohne ihren Vorkämpfer Nico Sturm waren die Vize-Weltmeister zwei Tage nach dem 1:6 gegen die USA auch beim 1:6 (0:3, 0:2, 1:1) gegen den Goldfavoriten Schweden völlig chancenlos - dennoch haben sie gute Chancen auf das Viertelfinale.
"Wir können es gegen solche Gegner nicht spielerisch lösen", resümierte Marc Michaelis bei Pro7: "Deshalb hatten wir heute nichts zu melden. Wenn du so raus gehst wie heute, dann ist das nicht positiv."
Lukas Kälble richtete bei MagentaSport den Blick bereits auf die kommenden Aufgaben: "Es ist wichtig, den Kopf freizubekommen. Die positiven Sachen mitnehmen und dann angreifen."
Mit drei Punkten aus den ersten drei Vorrundenspielen steht die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis zwar besser da als im Vorjahr, die gezeigten Leistungen spiegeln dies aber nicht wider. Gegen den elfmaligen Weltmeister war gar ein Klassenunterschied erkennbar. "Wir wollen euch kämpfen sehen", riefen die deutschen Anhänger, als ihr Team minutenlang regelrecht vorgeführt wurde.
Historisch hohe Niederlage
Der Berliner Leo Pföderl erzielte den deutschen Ehrentreffer (48.). Erik Karlsson (3.), Marcus Pettersson (15.), Victor Olofsson (20.), Carl Grundström (25.), Andre Burakovsky (30.) und Isac Lundeström (52.) besiegelten vor 8309 Zuschauern in Ostrava die höchste deutsche WM-Niederlage gegen Tre Kronor seit 33 Jahren.
Auf dem Weg zu Olympiasilber 2018 hatte Deutschland Schweden noch bezwungen. Nächster Gegner der deutschen Mannschaft ist am Mittwoch (16.20 Uhr) der letztjährige WM-Dritte Lettland.
NHL-Stürmer Lukas Reichel, der nach dem Aus in den AHL-Playoffs nachgereist war, rückte in die Paradereihe mit Dominik Kahun und Frederik Tiffels. Für ihn musste John-Jason Peterka weichen, der Angreifer der Buffalo Sabres rutschte in die dritte Formation. Wie schon gegen die USA fehlte Sturm, der an einer Knieverletzung laboriert.
"Er ist auf einem sehr guten Weg. Aber niemand kennt seinen Körper so gut wie er. Ich bin guter Dinge, dass er bald wieder spielen kann", meinte Künast. Auch der NHL-Debütant Maksymilian Szuber kam erneut nicht zum Einsatz, dagegen kehrte Abwehrspieler Fabio Wagner ins Team zurück.
"Wir müssen ein kluges Spiel spielen", hatte Kreis vor dem ersten Bully bei Pro7 gefordert. Doch schon der dritte Schuss der Schweden saß: Karlsson überwand NHL-Goalie Philipp Grubauer. Seine Vorderleute gingen im Forechecking deutlich weniger aggressiv zu Werke als gegen die USA, als sie häufig mit einem Pass überspielen ließen. Offensiv brachte das deutsche Team wenig zustande. Als Peterka nach einem Frustfoul auf der Strafbank saß, fiel bereits das 0:3 - zwei Sekunden vor Ende des ersten Drittels.
Moritz Müller mit Länderspiel 207
Auch Kapitän Moritz Müller, der sein 207. Länderspiel bestritt und damit mit der Eishockeylegende Alois Schloder gleichzog, ging im schwedischen Angriffswirbel unter. Die erste hochkarätige Chance für die DEB-Auswahl vergab Peterka nach einem Alleingang (27.).
Mathias Niederberger ersetzte zum Schlussdrittel Grubauer, der bis dahin 35 Schüsse auf sein Tor bekommen hatte. Die Schweden nahmen nun Tempo raus - und ermöglichten Deutschland zumindest noch den Ehrentreffer.
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