Mit dem nächsten K.o.-Sieg gegen die Schweiz haben die deutschen Eishockey-Nationalspieler ihr Olympia-Ticket gelöst und greifen nach ihrer ersten WM-Medaille seit 70 Jahren. Im Halbfinale geht es nun gegen die USA.
Das Team von Bundestrainer Harold Kreis setzte sich wieder im Viertelfinale gegen den Erzrivalen mit 3:1 (1:0, 2:1, 0:0) durch - zum dritten Mal seit 2010.
Dabei fehlte in Riga nach der Hälfte der Partie der wichtigste Spieler: NHL-Jungstar Moritz Seider wurde nach einem harten Bandencheck vom Eis gestellt. Doch auch ohne den 22-Jährigen entzauberten der Münchner Maximilian Kastner (7.), NHL-Rookie John-Jason Peterka (38.) und Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm (39.) mit ihren Toren den selbsternannten Titelanwärter und sorgten für ein Deja-vu: Schon vor zwei Jahren hatte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) an selber Stelle die Eidgenossen in der ersten K.o.-Runde aus dem Turnier geworfen.
Jetzt ist "alles" drin
Was ist jetzt drin? "Alles", antwortete Nico Sturm: "Warum sollen wir nicht noch zwei Spiele gewinnen?" Der Stanley-Cup-Sieger war mit seinen Teamkollegen weit über die Schmerzgrenze hinausgegangen.
"Die letzten zehn Minuten habe ich meine Beine gar nicht mehr gespürt. Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, wie jeder für jeden gekämpft hat. Unglaublich", sagte Sturm bei Sport1. "Ich kann immer wieder nur meinen Hut ziehen. Wir wissen, dass es nur über das bedingungslose Füreinander und Miteinander geht", sagte Bundestrainer Harold Kreis bei MagentaSport.
"Wir haben alle für Moritz gespielt. Die Strafe muss man nicht geben", sagte John-Jason Peterka. "Jeder für jeden", das war das Erfolgsrezept. "Unglaublich, wie sich jeder reingeworfen hat", sagte der Jungstar: "Spielerisch müssen wir uns nicht verstecken, aber am Ende zeichnet uns aus, wie wir füreinander kämpfen."
"Unser bester Verteidiger ist draußen, da mussten wir uns was einfallen lassen", sagte Sturm, der in Unterzahl traf, bei MagentaSport. Nach fünf Siegen in Folge geht es für das Kreis-Team am Samstag im Halbfinale gegen die USA wieder in Tampere um das erste WM-Edelmetall seit Silber 1953. Die Schweizer, für die vor 2896 Zuschauern nur Jonas Siegenthaler (21.) traf, reisen geschlagen nach Hause. Der Traum vom ersten Weltmeistertitel nach den zweiten Plätzen 2013 und 2018 ist erneut geplatzt.
Niederberger zeigt starke Paraden
Sturm ging einmal mehr voran: Obwohl er nach einem schmerzhaften Pucktreffer in die Kniekehle vom Eis humpelte, spielte er kurz darauf weiter. Im Tor glänzte Mathias Niederberger mit starken Paraden, vor ihm räumte Seider ab - bis er es übertrieb und eine Spieldauerdisziplinarstrafe kassierte (32.).
Zehn Spieler standen im DEB-Team auf dem Eis, die schon 2021 dabei waren - als der Berliner Marcel Noebels mit einem spektakulären "Einhänder" das Penaltyschießen zum 3:2 entschied. 2010 bei der Heim-WM hatte die deutsche Mannschaft in Mannheim mit 1:0 triumphiert. Auf dem Weg zum sensationellen Olympiasilber 2018 hatte Deutschland zudem im Playoff zum Viertelfinale den Erzrivalen mit 2:1 nach Verlängerung ausgeschaltet.
Deutschland nimmt Schweiz mit Tor den Rhythmus
Bei den Schweizern fehlte schon beim ersten Bully einer der sechs NHL-Profis: Stürmer Denis Malgin fiel erkrankt aus, im Tor stand etwas überraschend nicht die bisher überragende Nummer eins Leonardo Genoni, sondern Robert Mayer. Kreis hatte an seiner erfolgreichen Aufstellung nichts geändert und sah, dass Mayer prompt beim Führungstor patzte, als er die Scheibe bei einem eigentlich harmlosen Schuss durchrutschen ließ.
"Mit dem Tor haben wir der Schweiz den Rhythmus genommen", sagte Kastner bei Sport1. Den fanden die Eidgenossen zu Beginn des zweiten Durchgangs aber wieder. Dem Ausgleich ging allerdings ein klares Foul an Seider voraus. Doch dann schlug das DEB-Team ausgerechnet zu, als der Topverteidiger schon in der Kabine war.
Im WM-Halbfinale geht es für die DEB-Auswahl gegen die USA am Samstag um 17.20 Uhr in Tampere. Vorher kommt es um 13.20 Uhr zum ersten Halbfinale zwischen Kanada und Lettland, das Spiel wird ebenfalls in Tampere ausgetragen. Das gab der Weltverband IIHF nach Abschluss der Viertelfinalspiele bekannt.
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