Esther Henseleit räumt beim olympischen Golfturnier auf der Schlussrunde das Feld von hinten auf. Ihre unerwartete Silbermedaille ist historisch.
Esther Henseleit winkte etwas schüchtern ins Publikum, dann bekam sie auf dem Podium das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Mit der Silbermedaille um den Hals genoss die Außenseiterin aus Hamburg jeden Moment, den sie sich dank einer traumhaften Schlussrunde beim olympischen Golfturnier völlig unverhofft erarbeitet und kurz vor dem Ende der Sommerspiele für eine Sensation gesorgt hatte.
"Es ist wirklich unglaublich", sagte Henseleit nach ihrem Coup: "Ich wusste, dass ich heute etwas Besonderes leisten muss, um eine Medaille zu gewinnen. Ich habe es geschafft. Hier zu stehen, das Ding in meiner Hand zu halten, ist einfach unglaublich."
Henseleit mit Leistungsexplosion auf Schlussrunde
Henseleit düpierte mit einer famosen vierten und letzten Runde die internationale Konkurrenz. Auf Platz 13 in die finalen 18 Löcher gestartet, räumte die Weltranglisten-54. das Feld von hinten auf. Lediglich 66 Schläge benötigte Henseleit am Samstag, insgesamt kam sie auf 280. Nur die neue Olympiasiegerin Lydia Ko aus Neuseeland war besser (278).
Die überraschende Leistungsexplosion verhalf Henseleit bei ihrem Debüt nicht nur zu olympischen Edelmetall, es war zugleich die erste deutsche Olympia-Medaille im Golf überhaupt. Bei nun vier Austragungen bei den Frauen (1900, 2016, 2021, 2024) sowie fünf bei den Männern (1900, 1904, 2016, 2021, 2024) schaffte es vor Henseleit kein deutscher Golfprofi auf das Podest.
Mit zwei Birdies startete Henseleit ihre unerwartete Aufholjagd, fünf weitere ließ sie folgen. Auch auf den finalen Löchern auf dem Par-72-Kurs im Club Le Golf National vor den Toren von Paris blieb sie nervenstark.
Henseleit feiert größten Erfolg ihrer Karriere
Dann begann das große Zittern, war Henseleit war als eine der ersten Medaillenkandidatinnen gestartet. Sogar die Goldmedaille war zwischenzeitlich noch drin, Ko beging aber keinen Fehler mehr. Die Zweite von Rio 2016 und Dritte von Tokio 2021 komplettierte ihren Medaillensatz. Die Chinesin Janet Xiyu Lin wurde Dritte (281).
Es ist Henseleits größter Erfolg der Karriere, die im Alter von acht Jahren und angeleitet von ihrer Mutter zum Golfsport kam. Bereits im Alter von neun Jahren hatte Henseleit ein Handicap von 21, vier Jahre später holte sie den deutschen Meistertitel in ihrer Altersklasse.
2019 gelang der Sprung zum Profi. Es folgten erste Turniersiege auf der European Tour, drei holte Henseleit bisher insgesamt, den letzten im Februar 2022 in Kenia. Auf der LPGA-Tour reichte es bislang noch zu keinem Erfolg. Die Silbermedaille von Paris aber dürfte Henseleit beflügeln.
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