Das Jahrzehnt neigt sich dem Ende entgegen. Es waren Jahre voller packender Momente und Triumphe. Welches Ereignis war für Euch der größte Moment der 2010er Jahre? Stimmt ab!
Deutschlands Eishockey-Helden
55,5 Sekunden fehlten zur wohl größten Sensation der Eishockey-Geschichte, dann rissen die Russen brutal das Gold vom Silbertablett - und für die Helden von Pyeongchang brach eine Welt zusammen.
"Wir waren drei Minuten Olympiasieger", sagte Verteidiger Moritz Müller in der ersten Enttäuschung. 3:2 hatte die grandios aufspielende Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm im Finale am 25. Februar 2018 gegen den Rekordweltmeister geführt, dann erzwang Russland die Verlängerung und holte die deutschen Himmelsstürmer von Wolke sieben.
Es dauerte, bis - mit Silber um den Hals - der Stolz über den Schock siegte. "Auf dem Bild, auf das wir unser Leben lang schauen werden, wollte ich nicht mit irgendeiner Grimasse stehen, sondern mit einem Lachen im Gesicht", sagte Torjäger Patrick Reimer nach der Siegerehrung. "Solch ein Spiel gibt es nur einmal im Leben", ergänzte Sturm.
Auch mit Silber hatten seine Spieler Eishockey-Geschichte geschrieben. Nach dem 4:3 gegen Weltmeister Schweden und dem 4:3 gegen Rekord-Olympiasieger Kanada hatten sie bereits vor dem Finale die Legenden der Vergangenheit, die 1932 und 1976 jeweils Bronze gewonnen hatten, übertroffen. "Normalerweise sitzen wir zu Hause und gucken das vor dem Fernseher", sagte Sturm: "Aber wir sind hier!"
Thomas Dreßen gewinnt in Kitzbühel
Das muss man erst mal fertig bringen, noch dazu als Deutscher, als "Piefke": Dass es am Hahnenkamm in Kitzbühel, am heiligsten Berg der Österreicher, selbst das elitäre Volk von den Sitzen reißt; dass Läufer und Betreuer der anderen Nationen begeistert aufschreien; dass bei der gewaltigen Siegerehrung am Abend, wo der Tagesschnellste mit dieser wuchtigen goldenen Gams geehrt wird, ein Jubelsturm aus 20.000 Kehlen losbricht.
Thomas Dreßen, geboren in Garmisch-Partenkirchen, unterwegs für den Skiklub Mittenwald, wohnhaft aber in Österreich, war am 20. Januar 2018 der Schnellste auf der "Streif" in Kitzbühel, als erster Deutscher seit Sepp Ferstl 39 Jahre zuvor. "Einfach nur geil", sagte Dreßen, "es war immer ein Traum von mir, mal eine Weltcup-Abfahrt zu gewinnen, auch Kitzbühel, dass ich das jetzt auf einen Streich geschafft hab, ist einfach nur unglaublich."
Goldenes Wochenende von Kerber und Handball-Jungs
Als sich Angelique Kerber ihren großen Lebenstraum in Down Under erfüllte, saßen die deutschen Handballer über 15.000 Kilometer entfernt gebannt vor dem Fernseher. "Sie kann Vorbild sein für uns", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning an jenem 30. Januar 2016 und kündigte an, "ein Wochenende der Sportgeschichte schreiben" zu wollen.
Gesagt, getan: Exakt 31 Stunden und 14 Minuten später krönten die Handballer den ersten deutschen Grand-Slam-Erfolg seit Steffi Graf 1999 mit ihrem ebenso sensationellen Europameister-Titel in Krakau.
Mit ihrem 24:17 im Finale gegen Spanien krönten Torhüter Andreas Wolff und Co. eine der größten Überraschungen der EM-Geschichte. Gebeutelt von zahlreichen Verletzungen setzte sich das Team von Trainer Dagur Sigurdsson die EM-Krone auf. "Ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft, den Trainer, auf alle. Die Jungs sind der absolute Wahnsinn", jubelte Teammanager Oliver Roggisch.
Auch Kerbers Triumph in Melbourne war ganz und gar nicht zu erwarten gewesen. 17 lange Jahre musste Tennis-Deutschland auf einen Grand-Slam-Erfolg warten, bis Kerber durch ein 6:4, 3:6, 6:4 im Finale gegen Titelverteidigerin Serena Williams tatsächlich in Grafs Fußstapfen trat.
So erfolgreich wie Graf wurde sie freilich nicht, aber die Titel bei den US Open 2016 und in Wimbledon 2018 sprechen für sich.
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Götze schießt DFB-Team zum vierten Stern
Es läuft die 88. Minute. Die Spannung im Fußball-Tempel Maracana ist fast mit den Händen zu greifen. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Joachim Löw legt den rechten Arm über Mario Götzes Schulter, und der Bundestrainer flüstert seinem Einwechselspieler diesen einen Satz ins Ohr, der das WM-Finale am 13. Juli 2014 gegen Argentinien entscheiden sollte: "Zeige der Welt, dass du besser bist als Messi!"
Götze beschert dem DFB-Team eine Viertelstunde später mit einem Traumtor den vierten Stern - und er stürzt Argentiniens Superstar Lionel Messi in ein Tal der Tränen. In der deutschen Heimat bricht kurz vor Mitternacht bei den vielen Public Viewings ein ekstatischer Jubelorkan aus. 34,65 Millionen Zuschauer feiern zu Hause am Fernseher.
Der treffsichere Götze, der bis aufs Blut kämpfende Bastian Schweinsteiger, der abgeklärte Philipp Lahm, der omnipräsente Jerome Boateng, der unüberwindbare Manuel Neuer, der nimmermüde Miroslav Klose - sie alle erlangen in dieser heißen Sommernacht Heldenstatus.
Bayern feiern das historische Triple
Als Partykönig ist Jupp Heynckes wahrlich nicht bekannt. Doch als das historische Triple mit Bayern München am 1. Juni 2013 nach einem 3:2 im Pokal-Finale in Berlin gegen den VfB Stuttgart und damit eine Saison der Superlative perfekt war, ließ es auch der damals 68-Jährige so richtig krachen.
Die Mannschaft um Kapitän Philipp Lahm und Ur-Bayer Bastian Schweinsteiger wollte ihm, "dem Alten, nochmal einen schönen Abschied bereiten. Also bin ich mitgekommen in diese Berliner Diskothek, es war eng, stickig und richtig laut. Und trotzdem war es eine traumhafte Nacht", sagte der Trainer im Rückblick auf jenen legendären Abend.
Frühzeitig hatte der deutsche Fußball-Rekordmeister 2013 den nationalen Titel gefeiert - und das mit 25 (!) Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund. In Wembley gelang den Bayern dann dank Siegtorschütze Arjen Robben im deutsch-deutschen Champions-League-Finale gegen den BVB (2:1) die Wiedergutmachung für die bittere Pleite im "Finale dahoam" 2012 gegen den FC Chelsea - ehe sie ein herausragendes Jahr mit dem Pokaltriumph krönten. Es war das erste - und bislang einzige - Triple einer deutschen Fußball-Mannschaft.
Nowitzki erfüllt sich Kindheitstraum
Am Ziel seiner Träume ergriff Dirk Nowitzki die Flucht. Sekunden vor Spielschluss verzog sich der Würzburger in die Kabine, nach jahrelanger Plackerei für genau diesen Moment mussten die Gefühle einfach raus. "Ich habe ein wenig geweint", sagte Nowitzki später, mehr als ein paar einsame Minuten Ruhe hatten die Dallas Mavericks dem ersten deutschen NBA-Champion nicht gewähren können.
Nowitzki schenkte nicht nur sich den bedeutenden Titel, auch seiner Familie, seinem Mentor Holger Geschwindner, seinem Klub und der Stadt Dallas, wo er bis heute zu Hause ist. Und der beste deutsche Basketballer der Geschichte wollte diesen Meisterring um jeden Preis, in der Finalserie gegen Miami Heat konnten ihn auch eine gerissene Fingersehne und 39 Grad Fieber nicht stoppen.
Fokussiert, konzentriert, Nowitzki überließ im Sommer 2011 nichts dem Zufall. Als Lehre aus den Finals fünf Jahre zuvor, als Dallas nach einem 2:0 mit 2:4 an Miami gescheitert war, ließ der Blonde diesmal keine Ablenkung zu und dominierte. Es zahlte sich aus.
Seitdem liegt ganz Dallas Nowitzki zu Füßen. Der wertvollste Spieler (MVP) der Finals wurde im Frühjahr mit großem Brimborium in den Ruhestand verabschiedet, die Stadt benannte den Teil einer Straße vor der Arena nach ihm, irgendwann wird es eine Nowitzki-Statue geben, und irgendwann werden sie sein Trikot mit der Nummer 41 erst aus dem Verkehr und dann unters Hallendach ziehen.
Vettel wird jüngster Formel-1-Weltmeister
Sebastian Vettel schluchzte, seine Stimme stockte, überwältigt von seinen Gefühlen rang er um Fassung. Weltmeister - als jüngster Fahrer in der Geschichte der Formel 1. "Unglaublich", stotterte Vettel auf der Ehrenrunde des Großen Preises von Abu Dhabi am 14. November 2010. Immer wieder schüttelte er den Kopf, völlig aufgedreht fasste er mit beiden Händen an den Helm.
"You are the man", funkte Red-Bull-Teamchef Christian Horner ins Cockpit, bevor Vettel alle Freude rausbrüllte. Später, als die Hymne gespielt wurde, flossen Tränen. Die Magie des Augenblicks hatte den Heppenheimer völlig ergriffen. 23 Jahre, vier Monate und elf Tage - so jung war vor ihm nie ein Champion in der Königsklasse gewesen.
"Jetzt mit Fahrern wie Senna und Michael Schumacher auf dieser Liste zu stehen, das kann ich noch gar nicht einordnen", sagte Vettel, der noch nicht wissen konnte, dass er mit Red Bull gerade eine Ära eingeläutet hatte. In den drei Folgejahren war an Vettel und den Bullen kein vorbeikommen in der Formel 1.
Inzwischen gehört Vettel nicht nur wegen seiner vier Fahrertitel zu den Legenden seines Sports, auch wenn die erfolgreichste Zeit, die spätestens mit dem Triumph von Abu Dhabi begann, inzwischen weiter zurückliegt, als ihm lieb ist. Der Wechsel zu Ferrari im Jahr 2015 zahlte sich nicht wie erhofft aus.