Olympia 2022 News: Analyse der Spiele in Peking gefordert
Athletenvertreter fordert kritische Analyse der Peking-Spiele
Image:IOC-Präsident Thomas Bach steht weiter in Kritik.
Geschäftsführer Johannes Herber vom Verein Athleten Deutschland hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu einer eingehenden Analyse der Winterspiele in Peking aufgefordert.
Ihm sei bereits zuvor klar gewesen, "dass das IOC alles vermeiden wird, was einen Konflikt mit dem Gastgeberland hervorrufen würde", so Herber im SID-Interview: "Ich erwarte dennoch vom IOC, dass es nach den Spielen eine kritische Nachbetrachtung gibt."
So hoffe er, "dass in Sachen zukünftige Vergabepraxis des IOC sowie bei der Haltung zu Menschenrechten und der Umsetzung einer Menschenrechtsstrategie im IOC ein Umdenken stattfindet". Große Zweifel hegt Herber derweil an der Nachhaltigkeit der im Zuge der Spiele angestoßenen Menschenrechtsdebatte in China. "Ich vermute, dass die Aufmerksamkeit, die auf die Menschenrechtsverletzungen gelenkt wurde, auf das weitere Verhalten der chinesischen Regierung keinen Einfluss haben wird", sagte er.
Die überraschendsten deutschen Medaillen-Gewinner ZUM DURCHKLICKEN
1956 Cortina d'Ampezzo: Gold für Rosa "Ossi" Reichert (Ski alpin/Riesenslalom). Reichert (verstorben 2006) war Deutschlands erste Ski-Olympiasiegerin nach dem Krieg - nachdem ihr wegen einer Verletzung schon das Karriereende gedroht hatte.
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1960 in Squaw Valley: Gold für Heidi Biebl (Ski alpin/Abfahrt). Medaillenanwärterin? Ja. Gold? Überraschte die kürzlich verstorbene Biebl selbst so sehr, dass sie nicht mal die Nationalhymne bei der Siegerehrung erkannte.
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1960 Squaw Valley: Gold für Helmut Recknagel (Skispringen). Als erster nicht-skandinavischer Skispringer gewann Fahnenträger Recknagel im damals noch üblichen "Superman-Stil", also mit nach vorne gestreckten Armen, die olympische Goldmedaille.
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1960 Squaw Valley: Gold für Georg Thoma (Nordische Kombination). Ebenfalls als erster Nicht-Skandinavier wurde "Jörgi" Thoma Olympiasieger in der Kombination und Sportler des Jahres in Deutschland.
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1964 Innsbruck: Gold für Manfred Schnelldorfer (Eiskunstlauf). Eigentlich ging es für den Münchner nur um maximal Silber. Klarer Favorit war der Franzose Alain Calmat. Doch weit gefehlt, Schnelldorfer gewann Pflicht und Kür.
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1972 Sapporo: Gold für Monika Pflug (Eisschnelllauf). Sie kam als 17-jähriges Küken nach Japan und düpierte die Konkurrenz. Mit ihrem überraschenden Triumph über die 1000 m begann ihre große internationale Karriere.
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1976 Innsbruck: Bronze für das Eishockeyteam. "Das Wunder von Innsbruck": Die Spieler hatten sich mit dem vierten Platz abgefunden, ehe sie realisierten: Der Torquotient entscheidet. Bronze vor den USA - mit 0,0041 Treffern Vorsprung.
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1976 Innsbruck: Gold für Rosi Mittermaier (Ski alpin/Abfahrt). Die Geburtsstunde der "Gold-Rosi". Mittermaier, eher eine Slalom-Spezialistin, gewann in ihrer Karriere nur diese eine Abfahrt. Es folgten Gold im Slalom und Silber im Riesenslalom.
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1988 Calgary: Team-Gold für Nordische Kombinierer. Nach den Einzel-Plätzen 13, 25 & 28 hatte niemand mit ihnen gerechnet, doch mit vereinten Kräften ließen Thomas Müller, Hans-Peter Pohl und Hubert Schwarz alle hinter sich.
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1988 Calgary: Gold für Marina Kiehl (Ski alpin/Abfahrt). Die Münchnerin war eher Super-G-Spezialistin. Von ihren sechs Weltcupsiegen vor Olympia hatte sie keinen in der Abfahrt geholt.
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1992 Albertville: Gold für Olaf Zinke (Eisschnelllauf/1000 m). Nie vorher und auch nie mehr danach gelang dem Berliner eine annähernd vergleichbare Leistung. Er gewann Gold mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung.
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1994 Lillehammer: Gold für Markus Wasmeier (Ski alpin/Super-G und Riesenslalom). Schon Gold im Super-G war nach Rang 36 in der Abfahrt ein Coup. Gold im Riesenslalom dann eine Sensation.
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1998 in Nagano: Gold für Nicola Thost (Snowboard/Halfpipe). Dass Thost eine gute Snowboarderin ist, war Experten bekannt. Dass sie die Olympia-Premiere in der Halfpipe gewinnt, war dennoch eine große Überraschung.
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2002 Salt Lake City: Gold für die Frauenstaffel (Langlauf). 22 Jahre mussten die deutschen Langläufer auf Gold warten, dann schlugen Evi Sachenbacher, Manuela Henkel, Viola Bauer und Claudia Künzel zu.
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2010 in Vancouver: Gold für Viktoria Rebensburg (Ski alpin/Riesenslalom). Rebensburg hatte zuvor im Weltcup nur einmal als Zweite auf dem Podium gestanden. Nach dem ersten Lauf war sie nur Sechste gewesen.
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2014 Sotschi: Gold für Carina Vogt (Skispringen). Sie hatte noch nie einen Weltcup gewonnen - und schrieb doch Geschichte: Als erste Skispringerin gewann Vogt 2014 in Russland eine Olympische Goldmedaille.
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2018 Pyeongchang: Silber für das Eishockeyteam. Die "Silbersensation": Das Team wuchs im Turnierverlauf über sich hinaus und scheiterte nur denkbar knapp an Gold. *Zusammengestellt vom SID
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2022 Peking: Gold im Sprint für das Langlauf-Duo Katharina Hennig (r.) und Victoria Carl: Die beiden können ihr Glück kaum fassen. Olympisches Gold für Deutschland im Langlauf ist eine Sensation.
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Herber kritisiert Umgang mit Peng
Kritisch bewertete der frühere Basketball-Nationalspieler auch die Besuche des IOC-Präsidenten Thomas Bach bei Olympia-Wettkämpfen in Peking gemeinsam mit der Tennisspielerin Peng Shuai. "Die Vermutung liegt ja sehr nahe, dass Peng Shuai sich nicht frei bewegen und äußern kann. Und dass sie unter dem Zwang des Regimes steht, nachdem sie diesen Post abgesetzt hat", sagte Herber: "Dass Thomas Bach sich dann mit ihr ablichten lässt und dies durch die Bilder mit ihr sozusagen absegnet, ist natürlich ein falsches Signal."
Peng (36) hatte am 2. November 2021 in einem Social-Media-Post, den sie angeblich selbst nach kurzer Zeit löschte, einem führenden Mitglied der chinesischen Regierung sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Danach war sie für drei Wochen verschwunden. Später war sie auf inszeniert wirkenden Fotos und Videos zu sehen. Öffentlichkeitswirksam besuchte sie bei den Winterspielen eine Curling-Partie und sah den Sieg der 18-jährigen Freestylerin Eileen Gu.