Olympia 2022 News: Daniela Maier gewinnt Bronze im Ski Cross
Bronze mit Beigeschmack - Maier fährt auf der "Gefühlsachterbahn"
Die Jury berät minutenlang, dann bekommt Daniela Maier nach einem spannenden Finale die erste deutsche Olympia-Medaille im Skicross zugesprochen.
Das Warten schien kein Ende zu nehmen. Eine gefühlte Ewigkeit harrte Daniela Maier im dichten Schneegestöber des Genting Snow Parks aus - als knapp geschlagene Vierte im packenden Skicross-Finale. Sie umarmte Fanny Smith und die anderen Konkurrentinnen, beglückwünschte sie als faire Verliererin zur Medaille. Doch die Jury schaute nochmal ganz genau hin und entschied nach zehn Minuten: Olympia-Bronze für Daniela Maier!
Die reagierte konsterniert. "Nein, nein, nein, nein nein", rief sie und schüttelte immer wieder den Kopf: "Das war ganz normales Skicross." Die "Gefühlsachterbahn" hatte sie auch eine Stunde später nicht verarbeitet. "Ich brauche noch eine Weile, um das zu realisieren", sagte Maier, die als Olympia-Debütantin die erste deutsche Skicross-Medaille überhaupt holte. Bronze mit einem kleinen Beigeschmack. "Fanny hat mich im Ziel gleich getröstet, jetzt tut es mir für sie unglaublich leid", sagte Maier.
Die Schweizerin Smith, 2018 in Pyeongchang noch Dritte, war wegen einer Behinderung auf der Strecke disqualifiziert worden. Während Smith tobte ("Das ist ein Witz!"), ließ Maier ihren Tränen freien Lauf. Völlig überwältigt rang sie am ARD-Mikrofon mit ihren Emotionen, dann brach es aus ihr heraus. Die Nerven lagen noch immer blank.
Dass sie deutsche Skicross-Geschichte geschrieben hatte, bemerkte Maier erst, als die ersten Tränen getrocknet waren: "Das ist geil! Weltklasse", sagte sie strahlend. Für die Ski-Freestyler war es erst die zweite Medaille nach 1998, als Tatjana Mittermayer in Nagano auf der Buckelpiste Silber holte.
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Dabei war eigentlich Maier die unglückliche Vierte. Doch das Rennen war längst nicht vorbei: "Race under Review" prangte Weiß auf Blau auf der Anzeigetafel, dann hieß es Warten.
Im packenden Finale war Smiths linker Ski nach der letzten Welle in die Fahrspur der aufkommenden Maier gedriftet - die Jury wertete dies als Behinderung. "Ich werde mir das Video heute Nacht noch einige Male anschauen", sagte Maier: "Aber für so etwas haben wir eine Jury."
Eine harte, aber korrekte Entscheidung, wie der Sportliche Leiter Heli Herdt klarstellte. "Nach den Bildern kann man das so entscheiden", sagte er: "Wir waren schon oft auf der anderen Seite solcher Entscheidungen."
Bronze. Eine Genugtuung nach den vielen alpinen Enttäuschungen für den Deutschen Skiverband. "Das war für unsere Sparte sehr wichtig. Wir haben heute eine Medaille für Alpin geholt", sagte Herdt.
Und Maier? "Ich werde das erstmal sacken lassen", sagte sie: "Und dann gibt's vielleicht einen Sekt." - Den hatte sie sich nach der Gefühlsachterbahn im Schneegestöber redlich verdient.