Olympiasieger Richard Carapaz siegt auf der 17. Etappe. Tadej Pogacar verteidigt nach einem Schlagabtausch souverän sein Gelbes Trikot.
Richard Carapaz breitete die Arme aus und ließ sich nach seinem Supersolo im Ziel von Superdevoluy feiern. Der ecuadorianische Olympiasieger hat sich endlich auch seinen Traum vom Etappensieg bei der Tour de France erfüllt. Die Topfahrer lieferten sich auf der 17. Etappe der Frankreich-Rundfahrt indes einen erneuten Schlagabtausch - mit dem lachenden Dritten Remco Evenepoel.
Schlagabtausch zwischen Pogacar, Vingegaard und Evenepoel
Im Kampf ums Gelbe Trikot setzte zunächst der Gesamtführende Tadej Pogacar eine gewohnt mächtige Attacke. Titelverteidiger Jonas Vingegaard gelang es, auf der letzten Abfahrt des Tages wieder heranzukommen und den Schaden zu begrenzen. Am Ende nahm ihm Pogacar nur wenige Meter ab - dennoch geht der Slowene vom UAE Team Emirates in Topform und mit einem Vorsprung von 3:11 Minuten auf Vingegaard (Visma-Lease a bike) in die entscheidende Tourphase, die wohl am Freitag beginnt.
Pogacar machte mit dem nächsten souveränen Auftritt einen weiteren zaghaften Schritt in Richtung Double aus Giro- und Toursieg. Auf den Gesamtdritten Evenepoel (Soudal Quick-Step) beträgt sein Vorsprung nun 5:09 Minuten. Der Belgier hatte beim mittelschweren Schlussanstieg die Gunst der Stunde genutzt und immerhin ein paar Sekunden zwischen sich und die anderen Topfahrer gelegt.
Carapaz gelingt entscheidende Attacke
Carapaz lancierte im Kampf um den Tagessieg auf den engen Straßen des giftigen Col du Noyer seine entscheidende Attacke. Der Brite Simon Yates (Jayco AlUla), der am Ende vor Enric Mas (Spanien/Movistar) Zweiter wurde, konnte dem 31-Jährigen nach einem packenden Zweikampf nicht mehr folgen.
177,8 km Etappenlänge, drei Anstiege auf den finalen 40 km, aber keiner davon so richtig schwierig - vieles sprach zum Start des Renntages im südfranzösischen Örtchen Saint-Paul-Trois-Chateaux für einen Ausreißersieg. Entsprechend begehrt waren die Plätze in einer vielversprechenden Spitzengruppe. Trotz abermals großer Hitze lieferten sich zahlreiche Fahrer einen intensiven Kampf.
Das Feld ließ schließlich doch etwas locker. Die vierköpfige Spitzengruppe aber, der der Luxemburger Bob Jungels (Red Bull-Bora-hansgrohe) angehörte, musste sich der riesigen, anfangs 44 Mann starken Verfolgergruppe erwehren, die ihr im Nacken saß. Knapp 20 km vor dem Ende schlossen die ersten Fahrer aus dieser nach ganz vorne auf, ehe das Finale Fahrt aufnahm.
Bauhaus steigt aus
Sprinter Phil Bauhaus, der tags zuvor mit seinem zweiten Rang in Nimes für die bislang beste deutsche Platzierung bei der laufenden Tour gesorgt hatte, erlebte diesen Kampf nur als Zuschauer. Am Morgen hatte er die Rundfahrt aufgegeben - wegen der fehlenden Perspektive auf einen Etappensieg. "Die nächsten Tage sind keine Sprints mehr, für ihn wäre jetzt realistisch nicht mehr viel zu holen gewesen", sagte Nikias Arndt, Bauhaus' Teamkollege bei Bahrain Victorious.
Der Donnerstag bietet den Fahrern vor den hammerharten letzten drei Tour-Tagen wohl einen allerletzten Tag zum Durchschnaufen - wobei "Durchschnaufen" doch sehr relativ ist: Die 18. Etappe im Schatten der Alpen-Riesen hat kaum einen ebenen Abschnitt zu bieten, die fünf Bergwertungen der dritten Kategorie lassen allerdings die Topfavoriten auf den Gesamtsieg vor dem Finale Richtung Nizza wohl kaum zucken. Starke Ausreißer dürften sich erneut in Position bringen.
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