Die deutsche Skifahrerin Viktoria Rebensburg hat beim Riesenslalom im französischen Courchevel den Sieg nur knapp verpasst.
Ein klein wenig enttäuscht blickte Viktoria Rebensburg schon drein, als bei der kurzen Zeremonie nach dem Riesenslalom in Courchevel ihr Name aufgerufen wurde. Mit der rechten Hand reckte sie die Skier in die Höhe, mit der linken die Stöcke, doch ein Lächeln über ihren Erfolg konnte sie sich nicht abringen, denn: Unmittelbar nach ihr wurde noch die Siegerin aufgerufen: Mikaela Shiffrin.
Rebensburg fehlen 14 Hundertstel-Sekunden
"Am Anfang", bekannte Rebensburg, "ärgert man sich natürlich, wenn es so eng hergeht." Zum großen Glück, zu ihrem 17. Sieg im Weltcup, fehlten der zweitplatzierten Olympiasiegerin von 2010 im dichten Schneetreiben am Ende nur 0,14 Sekunden auf Shiffrin. Leicht verärgert war sie, weil sie nach dem ersten Lauf ja noch auf Rang eins gelegen hatte, wenn auch nur 0,08 Sekunden vor der Olympiasiegerin aus den USA.
Im zweiten Lauf aber misslang ihr gleich der Steilhang - und ein paar Minuten nach der Siegerzeremonie hatte sich die Laune von Rebensburg dann auch schon wieder stark verbessert: Diesen zweiten Platz mit in die Weihnachtsfeiertage zu nehmen, "tut schon gut", sagte sie, "ich bin froh, dass es jetzt endlich das Podium geworden ist, das ist echt schön." Endlich deshalb, weil die Saison für die enorm ehrgeizige Rebensburg bislang etwas zäh verlaufen war.
Rebensburg: "Podestplatz war wichtig für mich"
Im Riesenslalom hatte Rebensburg zunächst Rang vier in Sölden belegt, danach schied sie in Killington/USA auf dem Weg zum möglichen Sieg aus. Beide Rennen hatte sie im vergangenen Winter, den sie als Gesamtsiegerin im Riesenslalom beendet hatte, noch gewonnen. Die bislang beste Platzierung der Saison war ihr als Dritte im Super-G von Lake Louise/Kanada gelungen.
Und so überwog bei Rebensburg schließlich die Erleichterung über Rang zwei auf dem ungeliebten Hang in Courchevel. "In Sölden bin ich mit einem ziemlichen Bock Vierte geworden. In Killington bin ich gut gefahren und ausgeschieden. Daher war der Podestplatz für mich wichtig", sagte sie. Wichtig für das Selbstvertrauen, wichtig auch, weil im Riesenslalom-Weltcup Federica Brignone aus Italien führt und Titelverteidigerin Rebensburg mit 100 Punkten Rückstand nur Vierte ist.
Shiffrin freut sich über "ein bisschen Glück"
Zweite hinter Brignone ist Shiffrin, die zu ihrem 49. Sieg im Weltcup fuhr. Für die Amerikanerin, immer noch erst 23 Jahre alt, war es außerdem der sechste Saisonsieg. Im Gesamtweltcup, den sie in den beiden vergangenen Wintern gewonnen hat, liegt sie schon kaum uneinholbare 422 Punkte vor der zweitplatzierten Norwegerin Ragnhild Mowinckel. Und am Samstag findet in Courchevel noch ein Slalom statt: Shiffrins siebter Sieg im WM-Winter und der 50. insgesamt wären keine Überraschung.
"Ich weiß, dass ich auch etwas Glück hatte", behauptete Shiffrin nach dem Riesenslalom, dessen zweiter Lauf wegen des Schneefalls verkürzt worden war. Mit Glück hat ihre Dominanz wenig zu tun. Shiffrin hatte die Rennen in Gröden ausgelassen - aber nicht, um sich zu schonen, sondern um zu trainieren. Nach dem Slalom am Samstag hat sie erneut Pause - bis zu den Rennen in Semmering am 28. und 29. Dezember. (sid)