Tour de France: Fragen und Antworten zur 105. Auflage
105. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt
Sky Check: Diese Fahrer jagen Froome bei der Tour
Am heutigen Samstag startet die 105. Tour de France. Der Start erfolgt mit einer 201 km langen Flachetappe, an deren Ende ein Sprinter ins Gelbe Trikot fahren dürfte. Die deutschen Sprintstars Marcel Kittel und Andre Greipel dürfen sich Hoffnungen auf den Tagessieg und das Maillot Jaune machen. Das Wichtigste zur Tour im Überblick.
Insgesamt liegen 3351 km und 21 Etappen vor den 176 Fahrern aus 22 Teams. Das wichtigste Radrennen der Welt endet am 29. Juli traditionell auf den Champs-Elysees in Paris.
Was machen die deutschen Fahrer?
Elf Deutsche greifen ins Renngeschehen ein, fünf weniger als im Vorjahr, als der Grand Depart der Tour in Düsseldorf gastierte. Die Aussichten auf Etappensiege sind gut, mehr aber auch nicht. Andre Greipel und Marcel Kittel sind zwei der weltbesten Sprinter, am Samstag winkt ihnen sogar der Sprung ins Gelbe Trikot. Allerdings präsentierte sich das Duo im bisherigen Saisonverlauf nicht in Bestform.
Elf deutsche Radprofis gehen ab Samstag bei der 105. Tour de France an den Start. Das Team Katusha-Alpecin stellt mit vier Fahrern das größte deutsche Kontingent in Frankreich. Marcel Kittel, Andre Greipel und Co. im Kurzportrait - und ihre Ziele.
▲
Gleich auf der ersten Etappe am Samstag (ab 11 Uhr) gehören Kittel (r., hier noch im Trikot seines Ex-Teams Quick Step) und Greipel (l.) zu den Favoriten auf den Sieg. Über 201 km führt die Flachetappe von Noirmoutier-en-Ile nach Fontenay-Le-Comte.
▲
Marcus Burghardt (34/Bora-hansgrohe): Der Routinier wird als erstklassiger Helfer geschätzt und soll vor allem Weltmeister Peter Sagan beschützen. Hat 2008 eine Tour-Etappe gewonnen. Eine Wiederholung dieses Erfolges ist unwahrscheinlich.
▲
Marcel Kittel (30/Katusha-Alpecin): Deutschlands erfolgreichster Tour-Etappenjäger mit insgesamt 14 Tagessiegen. Seit seinem Team-Wechsel aber auf Form-Suche. Kann eine schwache Saison mit einem Sprint ins Gelbe Trikot zum Auftakt vergessen machen.
▲
Tony Martin (33/Katusha-Alpecin): Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister hat bei Katusha viele Freiheiten, ist aber auch in Kittels Sprintzug gefordert. Das Profil des einzigen Einzelzeitfahrens auf der vorletzten Etappe kommt ihm nicht entgegen.
▲
Nils Politt (24/Katusha-Alpecin): Beendete die Frühjahrs-Klassiker Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix jeweils als bester Deutscher. Wartet noch auf einen Profisieg, könnte den Sprung in eine Fluchtgruppe wagen.
▲
Rick Zabel (24/Katusha-Alpecin): Der Sohn der Sprinter-Legende Erik Zabel hat längst sein eigenes Profil geschärft. Zum zweiten Mal bei der Tour. Wird vor allem als Anfahrer für Kittel gefordert sein. Die Endschnelligkeit des Vaters hat er nicht.
▲
Paul Martens (34/Lotto NL-Jumbo): Der Klassikerfahrer hat vorwiegend Helferaufgaben zu erfüllen. Auf mittelschwerem Terrain könnte er durchaus den Freiraum für den Sprung in eine Fluchtgruppe erhalten.
▲
Andre Greipel (35/Lotto-Soudal): Der Sprint-Routinier erlebt nach einem Sturz im Frühjahr eine mäßige Saison. Nachdem der 'Gorilla' von 2011 bis 2016 jeweils mindestens eine Tour-Etappe gewonnen hatte, ging er 2017 leer aus. Sein Ziel ist klar.
▲
Marcel Sieberg (36/Lotto-Soudal): Greipels wichtigster Helfer, der Top-Sprinter vertraut ihm blind. Sieberg besticht durch Rennübersicht und Durchsetzungskraft. Er bringt Greipel für den Sprint in Position, und dient als Motivator.
▲
Nikias Arndt (26/Sunweb): Ließ im Vorjahr mit einem zweiten Etappen-Platz aufhorchen. Ein Sprinter, der sich auch im anspruchsvollen Gelände behauptet. Soll Rundfahr-Spezialist Dumoulin im Flachen eskortieren und in den Sprints für Matthews arbeiten.
▲
Simon Geschke (32/Sunweb): Der Mann mit dem Vollbart wird sich in den Dienst Dumoulins stellen, dürfte aber auch eigene Freiheiten erhalten. 2015 nutzte er seine Chance und feierte mit einem Tour-Etappensieg seinen bislang größten Erfolg.
▲
John Degenkolb (29/Trek-Segafredo): Nach sechs zweiten Plätzen soll endlich der erste Tour-Etappensieg her. Vor allem die neunte Etappe dürfte es dem Klassiker-Spezialisten angetan haben. Dann geht es in Nordfrankreich über Kopfsteinpflaster. (sid)
▲
Auch Klassiker-Spezialist John Degenkolb hat Chancen auf Tageserfolge, Zeitfahr-Ass Tony Martin wird dagegen vor allem eine Helferrolle einnehmen. Das Profil des einzigen Einzelzeitfahrens kommt dem viermaligen Weltmeister nicht entgegen.
Wer sind die Favoriten?
Der Gesamtsieg führt auch in diesem Jahr wieder über Christopher Froome. Der Brite darf nach seinem Freispruch in der Asthmamittel-Affäre starten und peilt den historischen fünften Gesamtsieg in Frankreich an. Allerdings steckt dem Sky-Kapitän der Giro d'Italia in den Knochen, den er im Mai gewann. Die Konkurrenz wittert darin ihre Chance. Der Franzose Romain Bardet (AG2R La Mondiale), Ex-Tour-Sieger Vincenzo Nibali (Italien/Bahrain-Merida), der Australier Richie Porte (BMC Racing Team), der Vorjahreszweite Rigoberto Uran (EF Education First-Drapac) und dessen kolumbianischer Landsmann Nairo Quintana (Movistar) zählen zu den härtesten Rivalen.
Chris Froome erlebte kurz vor Tour-Start das Happy End seiner Doping-Affäre und geht als Top-Favorit in die 105. Frankreich-Rundfahrt. Fährt der Brite zum fünften Tourtitel? Oder haben die Herausforderer Erfolg?
▲
Mit seinem fünften Tour-Sieg kann Froome Geschichte schreiben und zum Rekordgewinner-Quartett aufschließen. Zudem wäre er der erste Fahrer seit über 50 Jahren, der nach Tour und Vuelta 2017 sowie Giro 2018 vier große Rundfahrten in Serie gewinnt.
▲
Nairo Quintana (28/Movistar): Der kleine Kolumbianer wollte im Vorjahr wie nun Froome alles: den Sieg bei Giro und Tour in einer Saison. Das ging in die Hose: Den Giro schnappte sich Tom Dumoulin, die Tour beendete ein müder Quintana auf Rang zwölf.
▲
Die Lehre: Kein Giro-Start 2018, stattdessen eine starke Generalprobe mit Platz drei bei der Tour de Suisse. Die große Frage beim zweimaligen Tour-Zweiten bleibt: Kommt er ohne Zeitverlust durch die erste Woche?
▲
Romain Bardet (27/AG2R): Bernard Hinault war 1985 der letzte Franzose, der im Gelben Trikot nach Paris fuhr. Lange ist's her. Es gehört zur Tricolore-Folklore, seitdem jährlich auf den Erfolg eines Landsmanns zu hoffen und stets enttäuscht zu werden.
▲
2018 trägt erneut Bardet die Hoffnungen der Grande Nation auf seinen Schultern: Der Zweite von 2016 muss in den Bergen in Vorleistung treten, um seine Schwächen im Zeitfahren wettzumachen - 2017 fiel er im Kampf gegen die Uhr fast noch vom Podest.
▲
Rigoberto Uran (31/EF Education First Drapac): Es lässt sich herrlich kalauern: Bislang war Uran nie der strahlende Held, eher der Schattenmann. Trotz zwei zweiten Plätzen beim Giro und Olympia-Silber in Rio flog der Kolumbianer oft unter dem Radar..
▲
…bis er sich bei der Tour 2017 nur um 54 Sekunden geschlagen geben musste. Uran hat keine Schwächen, ist frisch (seit Ende April bestritt er nur die Slowenien-Rundfahrt) und im besten Rundfahrer-Alter - es könnte seine große Tour werden.
▲
Richie Porte (33/BMC Racing): Lange hielt der Australier als Edelhelfer bei Sky für seine Kapitäne die Knochen hin, führte Bradley Wiggins und Chris Froome zu drei Tour-Siegen. Danach erhielt er bei BMC seine erste eigene Leader-Rolle.
▲
Bei der Tour 2016 verlor Porte nach einem Defekt auf Etappe zwei viel Zeit, wurde dennoch Gesamt-Fünfter. 2017 brach er sich auf der neunten Etappe das Becken. Nun der dritte Angriff - in Topform: Bei der Tour de Suisse siegte er souverän.
▲
Vincenzo Nibali (33/Bahrain-Merida): Der Italiener hat die Tour de France 2014 bereits einmal gewonnen. Neben Froome ist er der einzige noch aktive Fahrer, der neben der Tour auch den Giro d'Italia und die Vuelta a Espana gewonnen hat.
▲
Nibalis große Stärke ist seine Vielseitigkeit. Der Sizilianer ist ein sehr guter Kletterer, kann abfahren wie kaum ein anderer der Favoriten, kommt gut übers Kopfsteinpflaster und ist auch im Zeitfahren stark.
▲
Mikel Landa (28/Movistar): Der Spanier schrammte als Helfer von Chris Froome im letzten Jahr nur um eine Sekunde am Podium der Tour de France vorbei. In dieser Saison unternimmt er bei Movistar einen neuen Anlauf in Richtung Top drei.
▲
Landa ist ein herausragender Bergfahrer. Allerdings hat er mit Nairo Quintana und Dauerbrenner Alejandro Valverde starke teaminterne Konkurrenz, die ihm vor der Sonne stehen könnte. (sid)
▲
Welche sind die Schlüsseletappen?
Der Kurs ist für alle Starter gleichermaßen herausfordernd. Im Kampf um den Gesamtsieg dürften fünf Etappen besonders einflussreich sein: Das Mannschaftszeitfahren am Montag um Cholet, die Kopfsteinpflasterpassagen auf dem Weg nach Roubaix, der legendäre Anstieg nach L'Alpe d'Huez, der 65 km lange "Bergsprint" auf der 17. Etappe und das bergige Zeitfahren der vorletzten Etappe.
Sky Check: Das sind die Schlüsseletappen der Tour
Was ist in diesem Jahr neu?
Das Regelwerk der Tour de France 2018 ist im Vergleich zum Vorjahr an manchen Stellen modifiziert worden. Die entscheidendste Änderung gab es bei der Teamgröße: Nur noch acht statt bisher neun Fahrer gehen in jeder der 22 Mannschaften an den Start, die Größe des Feldes reduziert sich entsprechend von 198 auf 176 Fahrer. Wieder eingeführt werden Zeitgutschriften von 3, 2 und 1 Sekunden bei den Zwischensprints der ersten neun Etappen - das Mannschaftszeitfahren ist ausgenommen. Hier wird nun die Zeit des vierten Fahrers im Ziel gewertet (bisher war es der Fünfte). Erstmals kommt auch ein Videoschiedsrichter zum Einsatz.
Im Vergleich zu anderen Sportarten wie Tennis und Golf fallen die Preisgelder beim bedeutendste Radrennen der Welt relativ aus, für Radsport-Verhältnisse sind die finanziellen Anreize aber enorm. Wer in Paris im Gelben Trikot auf dem Podium steht, erhält eine Siegprämie von stolzen 500.000 Euro. Die Differenz zu den anderen Trikotwertungen ist gewaltig. Die Gewinner des Grünen und Gepunkteten Trikots müssen sich mit jeweils 25.000 Euro begnügen. Der beste Jungprofi im Weißen Trikot erhält 20.000 Euro. Ein Etappensieg bringt 11.000 Euro. 50.000 Euro gibt es für den Sieg in der Mannschaftswertung, 20.000 Euro erhält der kämpferischste Fahrer der gesamten Tour.
Wie ist die Lage in Sachen Doping?
Doping-Verfahren eingestellt - Froome
Der Fall Christopher Froome war letztlich kein Dopingfall - so entschied der Weltverband UCI kurz vor der Tour. Der britische Titelverteidiger, der bei der Vuelta 2017 überhöhte Werte des Asthmamittels Salbutamol im Blut hatte, wurde nach quälend langem Verfahren vom Verdacht eines Vergehens freigessprochen. (sid)