Der dänische Herausforderer Jonas Vingegaard hat einen atemberaubenden ersten Schlagabtausch im Hochgebirge für sich entschieden und ist bei der Tour de France ins Gelbe Trikot gestürmt. Auf der elften Etappe nahm er Titelverteidiger Tadej Pogacar, der einen kapitalen Einbruch erlebte, 2:51 Minuten ab und siegte vor dem Kolumbianer Nairo Quintana und Romain Bardet aus Frankreich.
Ich habe es noch nicht verstanden", sagte Vingegaard, "was soll ich sagen - das ist es, wovon ich immer geträumt habe. Wir hatten einen Plan, wir wollten hart fahren. Und alles hat funktioniert."
Beim Schlussanstieg der ersten richtig schweren Alpenetappe auf den Col du Granon Serre Chevalier hatte Vingegaard knapp fünf Kilometer vor dem Ziel unwiderstehlich angegriffen. Pogacar, der bereits zuvor immer wieder attackiert worden war, konnte nicht folgen und brach in der Folge vollkommen ein. Mit gequälter Miene musste der Dominator der bisherigen Tour Fahrer um Fahrer an sich vorbei ziehen lassen und wurde am Ende nur Siebter.
Pogacar im Gesamtklassement nur noch Dritter
Vingegaard liegt damit nun 2:22 Minuten vor dem Slowenen, der hinter Bardet (+ 2:16) nur noch Gesamt-Dritter ist. Lennard Kämna, der tags zuvor beinahe ins Gelbe Trikot gefahren war, fiel im Gesamtklassement erwartungsgemäß weit zurück, während Simon Geschke das Trikot des besten Bergfahrers verteidigte.
Gestartet war die knapp 152 km lange Etappe der Frankreich-Rundfahrt in Albertville, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1992. Relativ früh bildete sich eine 20-köpfige Spitzengruppe, in der auch Geschke mit von der Partie war.
"Es wird sicherlich nicht einfach, das Bergtrikot im Hochgebirge zu verteidigen", hatte der 36-Jährige dem SID vor dem Rennen gesagt. Doch Geschke nahm den Kampf auf beeindruckende Weise an, sicherte sich zwei zweite und einen dritten Platz bei den Bergwertungen des Tages und behauptete das gepunktete Trikot.
Pogacar verliert seine Helfer
Pogacar, dessen UAE Team Emirates zuletzt zwei Coronafälle verkraften musste, hatte bereits auf dem Weg zum Gipfel des Telegraphe nur noch drei Helfer an seiner Seite. Wenig später war der 23-Jährige dann sogar erstmals komplett isoliert. In einem denkwürdigen Schlagabtausch attackierten die Jumbo-Visma-Fahrer Vingegaard und Roglic, der später zurückfiel, im Wechsel - und das bereits am vorletzten Anstieg hinauf auf das Dach der Tour auf dem Col du Galibier.
Pogacar sowie Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) konterten zunächst aber alle Attacken. Im Anschluss an die Abfahrt der über 2600 Meter hohen Bergkuppe am Galibier waren dann alle Favoriten und wichtige Helfer wieder in einer Gruppe vereint, ehe der finale Showdown auf dem Schlussanstieg begann und Pogacar einbrach.
Am Donnerstag geht es bei der Tour sogar noch anspruchsvoller weiter. Auf der Königsetappe mit drei Anstiegen der höchsten Kategorie und insgesamt rund 4750 Höhenmetern geht es über den Col du Galibier und den Col de la Croix Fer die 21 berühmtesten Kehren des Radsports hinauf nach Alpe d'Huez.