Der ehemalige Tour-Etappensieger Marcel Wüst nimmt Peter Sagan nach seinem Ausschluss von der Tour de France in Schutz. Auch Sprinter André Greipel springt ihm zur Seite. Die Veranstalter bestätigen indes die Disqualifikation des slowakischen Weltmeisters vom deutschen Team Bora-hansgrohe.
Der Ex-Radsportler Marcel Wüst kann die drastische Maßnahme der Tour gegen Peter Sagan nicht verstehen. "Die Strafe ist viel zu hart. Das wäre dasselbe, wie wenn sie einen Bundesligaprofi für ein grobes Foul die komplette Saison sperren würden. Wer einmal mit 60 oder 70 km/h einen Sprint angefahren hat und von hinten eine Berührung spürt, fährt automatisch den Ellenbogen aus", so der 49-Jährige gegenüber Sky Sport News HD.
Auch Sprintkollege Greipel verteidigt Sagan
Im chaotischen Finale nach 207,5 km in Vittel, wo der Franzose Arnaud Démare gewann und Greipel Dritter wurde, hatte Sagan einen spektakulären Crash verursacht. Der 27-Jährige rammte Cavendish in die Gitter, dieser flog dem Thüringer John Degenkolb vors Rad, der ebenfalls zu Boden ging.
"Da fährt ein Typ im Weltmeister-Trikot, der meint, er könne sich alles erlauben", polterte Greipel aus der Emotion direkt nach dem Rennen heraus. Nach Sichtung der Rennbilder revidiert der 34-Jährige allerdings seine Aussage. "Entschuldigung an Peter Sagan. Die Entscheidung der Jury ist zu hart", twitterte der Rostocker später am Abend.
In Massensprints ist es in gewissem Maße normal, den Körper und manchmal auch die Ellenbogen einzusetzen, um sich im Feld zu behaupten. Zudem suchte Cavendish zunächst seinerseits den Kontakt, indem er seinen Kopf gegen Sagans Körper drückte.
Cavendishs Sportdirektor Rolf Aldag (Dimension Data) hatte die härteste Konsequenz gefordert. "Das war eine klare Tätlichkeit. Sagan muss ausgeschlossen werden. Wir haben das bei der Jury beantragt", sagte Aldag radsport-news.com.
Sagan: "Habe Mark nicht gesehen"
Für Peter Sagan war der Sturz von Mark Cavendish ein Rennunfall. "Ich habe Mark nicht gesehen, es tut mir leid", meinte der Weltmeister. Für den britischen Sprintstar Cavendish war die Tour anschließend beendet. Der 32-Jährige brach sich das Schulterblatt. Sein zweites Opfer Degenkolb gab Entwarnung: "Es geht mir den Umständen entsprechend gut. Ich kann weiterfahren und hoffe, dass der Schmerz im Laufe des Tages nachlässt.
Das deutsche Team Bora-hansgrohe legte zwar bei der Rennleitung offiziell Protest gegen den Ausschluss des Weltmeisters von der Tour ein, hatte damit aber keinen Erfolg. Die Jury lehnte den Einspruch ab. "Ich muss die Entscheidung akzeptieren. Natürlich stimme ich mit der Meinung der Jury nicht überein. Ich denke, ich habe im Sprint nichts falsch gemacht", sagte der 27-Jährige nach der Jury-Entscheidung.