Er wollte Gold und bekommt nur Bronze: Weltergewichts-Europameister Abass Baraou vergoss nach seiner Halbfinal-Niederlage bei den Welttitelkämpfen in Hamburg bittere Tränen.
Die Tränen kullerten über seine Wangen, Abass Baraou sehnte sich sichtlich nach dem Ende aller Fragen. "Tut mir leid, dass ich jetzt so ein Weichei bin. Ich hoffe, dass ich niemanden enttäuscht habe", sagte der muskulöse Modellathlet fast tonlos. Seine feuchten Augen blickten traurig ins Leere, physisch und auch psychisch stieß Baraou an Grenzen.
Stolz und Zufriedenheit über seine Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften der Amateurboxer in Hamburg wollten sich einfach nicht einstellen bei dem hochbegabten Weltergewichtler. Nach dem Europameistertitel war WM-Gold das erklärte Ziel des dreimaligen deutschen Meisters. Doch gegen den routinierten Kubaner Roniel Iglesias, Olympiasieger 2012 in London, fehlte es dem 22-Jährigen schlichtweg noch an Erfahrung.
"Der Gegner hatte sich gut auf mich eingestellt. Während des Kampfes war er einfach besser und dominanter. Ich habe sehr gekämpft, aber ich war auch etwas müde", sagte der Oberhausener mit togolesischen Wurzeln. Deshalb gab es auch keinen Vorwurf von Bundestrainer Michael Timm: "Abass hat alles gegeben, das Quäntchen Glück hat gefehlt."
"Junges Team ins Feuer geschickt"
Der Fachabiturient sorgte mit seinem dritten Platz dafür, dass die deutschen Amateurboxer bei ihrer dritten Heim-WM nach München 1982 und Berlin 1995 nicht komplett leer ausgingen. Immerhin sechs der zehn Kämpfer erreichten das Viertelfinale, diese Hürde allerdings vermochte nur noch Baraou zu überspringen.
"Ich hatte schon gehofft, dass es der eine oder andere mehr zur Medaille schafft, daher können wir nicht ganz zufrieden sein. Aber ich muss betonen, dass wir ein sehr junges Team ins Feuer geschickt haben", bilanzierte Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV).
Daher muss der 71-Jährige hoffen, dass Talente wie Baraou oder der Olympia-Dritte und WM-Lokalmatador Artem Harutyunyan auf dem Weg zu den Spielen 2020 in Tokio nicht zu den Profis abbiegen. Wie dies der letzte deutsche Amateur-Weltmeister Jack Culcay nach seinem Titelgewinn 2009 in Mailand tat.
Hoffen auf Olympia
Denn anders als Boxer aus den Topnationen Kuba, Usbekistan und Kasachstan können die deutschen Faustkämpfer von ihrem Sport kaum leben. Da kann eine zweite Karriere als Boxprofi durchaus verlockend sein - und auch profitabel.
Nicht zuletzt deshalb kann sich auch Baraou diesen Schritt durchaus vorstellen. Aber, und das ist die gute Nachricht für den DBV, wohl erst nach Tokio 2020. Und möglichst mit einer olympischen Medaille um den Hals.