Formel 1 Reporterin Sandra Baumgartner spricht in ihrer Kolumne "Back on Track" über die aktuellen Themen in der Königsklasse des Motorsports auf skysport.de. Dieses Mal geht es den neuen Formel 1 Grand Prix in Vietnam.
Diese Woche wurde offiziell verkündet, dass Vietnam ab 2020 in den Rennkalender aufgenommen wird. Ich weiß noch nicht so genau, was ich davon halten soll. Die Argumente leuchten mir natürlich ein. Anziehungskraft der Rennserie stärken, aber auch Investition in das Marketing der Stadt Hanoi, Touristen sollen durch den Grand Prix angezogen werden. Aber wo bleibt da der Sport? Die Entscheidung für Hanoi ist nicht gefallen, weil es dort eine spektakuläre Strecke gibt oder weil die Vietnamesen ein Formel 1 verrücktes Volk sind. Es geht dabei um wirtschaftliche Interessen.
Superrennstrecke für Hanoi
Bei der Präsentation der Strecke fällt auf, dass die Verantwortlichen versucht haben, eine Art Superrennstrecke zu erschaffen. Elemente von anderen Strecken, wie Nürburgring, Monaco, Japan und Malaysia geplant als Stadtkurs soll maximale Spannung bei maximalem Flair bieten. Ich glaube nur nicht, dass es möglich ist, eine Superstrecke am Zeichenblock zu erschaffen. Warum wohl finden die Fahrer bestimme Strecke so aufregend? Weil die Charakteristika oft durch die natürliche Beschaffenheit des Ortes gegeben werden. Und warum soll man Elemente vom Nürburgring und Malaysia einbauen, wenn man dort doch auch fahren könnte? Das Absurde dabei ist, dass Rennen auf diesen beiden Strecken nicht mehr möglich sind, weil es zu teuer für die Betreiber ist. Doch anstatt eine Möglichkeit zu finden, nimmt man die Streckenteile dorthin mit, wo das Geld ist. Wie in diesem Fall nach Vietnam.
Wirtschaftliche Interessen trumpfen nicht immer auf
Meine Sorge ist, dass dieses Projekt ein ähnlichen Ausgang hat wie das Projekt Formel 1 in Indien. Dort ist die Formel 1 nie richtig angekommen und es wurde deutlich, dass die wirtschaftlichen Interessen dem Sport nicht immer förderlich sind. Auch die Begeisterung der Inder konnte nicht entfacht werden.
Der neue Grand Prix wurde in der Woche vor Brasilien bekannt gegeben. Und das ist unbestritten eines der traditionsreichsten Rennens im Kalender. Das hoffentlich nicht irgendwann weichen muss für einen neuen Grandprix.
Über mich:
Autonärrin, Motorsportliebhaberin, Petrolhead
Motorsport ist, seit ich denken kann, meine absolute Leidenschaft. Seit sieben Jahren berichte ich als Journalistin für Sky über die Formel 1. Manchmal mit so viel Power, dass mir mein Kollege Noah Pudelko den redaktionsinternen Spitznamen "Die Düse" verpasst hat.
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