Max Verstappen feiert beim GP von Spanien seinen dritten Sieg in Folge und übernimmt nach dem Ausfall von Konkurrent Charles Leclerc die WM-Führung. Doch der WM-Zweikampf könnte bald um die Komponente Mercedes erweitert werden. Mick Schumacher hingegen muss weiter auf seine Premiere warten - und hofft dabei auf Monaco. Die Lehren zum GP von Spanien.
WM-Dreikampf rückt näher
Die bisherige Saison war geprägt von teils spektakulären Zweikämpfen zwischen Ferrari und Red Bull - insbesondere von Charles Leclerc und Weltmeister Max Verstappen, die sich zahlreiche Rad-an-Rad-Duell geliefert hatten. Dementsprechend führen die beiden Teams sowie die beiden Piloten auch die jeweilige WM-Wertung an.
Doch bereits vor zwei Wochen bei der F1-Premiere von Miami zeigte sich Mercedes, der immerhin noch amtierende Konstrukteurs-Meister, mit den Plätzen fünf (George Russell) und sechs (Lewis Hamilton) im Aufwärtstrend. Mit einem mit Updates gespickten Mercedes W13 machten die Silberpfeile in Barcelona nochmals einen Entwicklungssprung und verringerten so die Lücke zu den beiden Top-Teams. Am Ende standen die Plätze drei (Russell) und fünf (Hamilton) unter dem Strich.
Russell lobt Mercedes-Entwicklung
Natürlich muss dabei auch berücksichtigt werden, dass Leclerc frühzeitig mit einem technischen Defekt ausfiel und auch Verstappen über weite Strecken des Rennens mit DRS-Problemen zu kämpfen hatte. Doch bei Mercedes war man mit dem Resultat glücklich. "Es ist zufriedenstellend. Man muss da sein, wenn es darauf ankommt. Wir haben hart im Werk gearbeitet und haben damit das Ding ein wenig gedreht. Noch sind wir nicht da, wo wir sein wollen, aber auf dem richtigen Weg", erklärte Russell am Sky Mikrofon.
Ein etwas detaillierterer Blick auf die Zahlen dürfte Mercedes sogar noch besser gefallen: Bei Betrachtung der durchschnittlichen Rundenzeiten (bezogen auf 50 Prozent der schnellsten Runden) war Lewis Hamilton der schnellste Fahrer im Feld. Dies belegt auch Teamchef Toto Wolff: "Lewis war 50 Sekunden nach dem Crash (in der ersten Runde mit Kevin Magnussen, Anm. d. Red.) hinter Max [Verstappen] und ist mit 40 Sekunden Rückstand ins Ziel gefahren. Lewis wäre in der Position um den Rennsieg mitgefahren."
Mercedes löst das Bouncing-Problem
Die gute Performance war auch dem Umstand zu verdanken, dass Mercedes nach langer Suche scheinbar nun eine Lösung für das Bouncing-Problem gefunden hat. Von herumspringenden Silberpfeilen wie in den ersten Saisonrennen war zumindest in Barcelona nichts mehr zu sehen. "Wenn du dieses Bouncing in den Griff kriegst, kannst du wesentlich tiefer fahren und so mehr Aero kreieren. Das konnten wir in den letzten Rennen nicht und nun haben wir an dem Unterboden gearbeitet und das Auto hält es aus", betont Wolff den Fortschritt.
Dr. Marko hat Mercedes auf der Rechnung - Wolff zuversichtlich
Dieser blieb auch der unmittelbaren Konkurrenz nicht verborgen. Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko resümierte am Sky Mikrofon: "Mercedes rückt näher, wenn es was abzustauben gibt, sind sie da. Irgendwann werden sie aus eigener Kraft vorne mitfahren können."
Sky Experte Timo Glock sieht den WM-Zug besonders für Russell deshalb noch lange nicht abgefahren: "Lewis ist ein wenig hinten dran, George holt allerdings von Rennen zu Rennen Punkte und ist oben dran. Er hat sensationell gegen Max Verstappen verteidigt und ihm die Stirn geboten. Er macht einen fehlerfreien Job." 36 Punkte beträgt der Rückstand des Briten auf den WM-Führenden Verstappen - eine fast schon zu vernachlässigende Lücke, bedenkt man, dass Verstappen vor drei Rennen noch 46 Zähler hinter Leclerc lag.
Deshalb ist auch bei Wolff die Zuversicht im Hinblick auf den WM-Kampf wieder da. "Die Chance ist immer gegeben. In diesem Rennen hat Ferrari wenig Punkte geholt und dies kann auch Red Bull geschehen. Von der Pace sind wir noch nicht da, aber es sind Motorrennen, wenn du ein paar Rennen gute Ergebnisse holst und die anderen nicht, bist du wieder vorne dabei."
Nur Binotto zweifelt an Mercedes-Comeback im WM-Kampf
Nur einer glaubt nicht wirklich an das Eingreifen von Mercedes in die Titelentscheidungen der Formel 1 - Mattia Binotto. Der Ferrari-Teamchef gab am Sky Mikrofon zwar zu, dass Mercedes sich verbessert habe, "aber [ein Abstand von] sechs bis sieben Zehntel pro Runde ist schon signifikant. Über die müssen wir uns keine Sorgen machen."
Wenn der Italiener Mercedes da mal nicht zu früh abschreibt. Insgesamt deutet alles daraufhin, dass ein WM-Dreikampf in dieser Saison noch nie so nah war wie nach dem GP von Spanien.
Top-Teams kämpfen mit Zuverlässigkeit
Dies liegt unter anderem auch an den Zuverlässigkeitsproblemen bei den Top-Teams, die von Russell und Wolff bereits angesprochen wurden. Nachdem zu Saisonbeginn vor allem Red Bull immer wieder Ausfälle technischer Natur zu beklagen hatte (zweimal Verstappen, einmal Perez), traf es in Barcelona nun den bis dato WM-Führenden Leclerc. Der Monegasse ging mit den Softreifen am besten um, leistete sich keinen Fehler beim Start und auch nicht während des Rennens und führte dieses deshalb souverän und mit einem komfortablen Vorsprung an.
Leclerc fällt aus
Doch in Runde 27 ließ die Rote Göttin Leclerc im Stich. Mit einem langgezogenen "Noooooooo! Nooo!" rollte der Ferrari-Pilot über die Strecke in die Box und stellte seinen Boliden dort ab. Im Anschluss war ihm am Sky Mikrofon die Enttäuschung förmlich ins Gesicht geschrieben. "Es kam wie aus dem Nichts. Ich habe vorher nichts gespürt. So ist es einfach. Miami war noch heißer, daher glaube ich nicht, dass es ein Hitzeproblem ist. Zuhause werden wir das analysieren und ich hoffe, dass wir schnell eine Antwort kriegen. Ich hoffe, es passiert nicht wieder." Somit stand erstmals ein Null-Punkte-Rennen in Leclercs Saison-Konto.
Verstappen mit DRS-Problemen
Doch auch Verstappen kämpfte erneut mit technischen Problemen - auch wenn diese nicht ganz so gravierend und folgenreich waren. Der Niederländer haderte über viele Runden mit seinem DRS, das nur sporadisch funktioniert hatte und ihm so zahlreiche Überholmöglichkeiten gegen den sich stark zur Wehr setzenden Russell zunichte machte. "Dass hat es wirklich schwer gemacht", fasste Verstappen die Situation nach dem Rennen zusammen. Auch Dr. Marko haderte mit dem Problem: "Es ist eine Gratwanderung: Zehn Kilo bedeuten auf dieser Strecke 3,5 Zehntel. Das dieser Defekt aufgetreten ist, war für uns nicht vorhersehbar. Nach dem Qualifying dachten wir, dass wir das Problem gelöst hätten, wurden allerdings eines Besseren belehrt."
Aufgrund des Sieges von Verstappen und der errungenen WM-Führung stellte das Thema in der Analyse bei Red Bull aber nur einen Randaspekt dar.
Es zeigt sich aber dennoch: Beide Top-Teams haben immer wieder mal mit größeren, mal mit kleineren Problemen zu kämpfen und können sich so nicht kontinuierlich an der Spitze der WM-Wertung absetzen. Und dahinter lauert ein Mercedes-Team, das im Hinblick auf die Zuverlässigkeit kaum Schwierigkeiten hat.
Redebedarf bei Red Bull
Darüber hinaus schleicht sich bei Red Bull womöglich eine andere Baustelle ein. Sergio Perez, der gefeierte WM-Helfer Verstappens aus dem letzten Jahr, hat seinen Rückstand auf seinen Teamkollegen in diesem Jahr deutlich verringert. Auch in Barcelona fuhr der Mexikaner nach einem Fehler von Verstappen zwischenzeitlich vor dem Niederländer. "Dann habe ich Max vorbeiziehen lassen und später allerdings den Eindruck gehabt, wieder vorbeiziehen zu können", erklärte Perez.
Doch dazu kam es nicht - Stichwort: Teamanweisungen. "Ich sollte die Position, die ich an Max verloren hatte, später zurückbekommen. Die habe ich nicht bekommen", zeigte sich der Mexikaner am Sky Mikrofon doch enttäuscht und auch leicht frustriert. Er kündigte an, dass es Redebedarf gebe. "Als es in den zweiten Stint ging und der Wechsel auf die Drei-Stopp-Strategie kam - da gibt es einige Dinge, die wir intern diskutieren müssen, um sicherzustellen, dass es fair abläuft:"
Zwar sprach er abschließend von einem "gutem Teamergebnis", doch eine womöglich nicht ganz so harmonische teaminterne Aussprache wird es im Nachgang noch geben.
Schumacher muss Premiere verschieben und hofft auf Monaco
Apropos Harmonie. Die lag auch bei Mick Schumacher nicht vor. Der Haas-Pilot feierte am Samstag mit Platz zehn sein bestes Qualifying-Ergebnis und stellte damit die Weichen für seine Punkte-Premiere in der Formel 1. Nach dem Start schob sich der 23-Jährige sogar auf Platz sechs nach vorne. "Nach der ersten Runde waren die Hoffnungen groß", gab Schumacher zu. Doch schnell schwanden die Gedanken an die ersten WM-Punkte. "Nach den nächsten Runden kam das Gefühl auf, dass es schwer werden könnte. Jetzt müssen wir noch ein Rennen länger [auf Punkte] warten." Am Ende fuhr Schumacher nur als Vierzehnter über die Linie.
Die Glock-Analyse: "Nach dem Start war ich mir sicher, dass er in den Punkten bleibt. Leider Gottes hat die Pace bei beiden Autos nicht gepasst. Auch Magnussen war von der Pace nicht dabei. Die Temperaturen haben dem Auto nicht gutgetan und daher war die Pace nicht da, um in die Punkte zu fahren."
Doch Schumacher blickt bereits hoffnungsvoll auf das kommende Wochenende, wenn der F1-Zirkus in Monaco (LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1) gastiert. "Unser Auto ist ohne Upgrades sehr stark, besonders in der Qualifying-Performance - und die zählt in Monaco", wo das Überholen bekanntlich sehr schwer ist. Eine gute Qualifikation im Fürstentum ist daher bekanntlich die halbe Miete. Und die will Schumacher dann endgültig einfahren ...
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