Die Formel 1 könnte bereits beim vierten Saisonrennen in Aserbaidschan vor einer Revolution stehen. Denn es gibt ernsthafte Überlegungen seitens der Verantwortlichen, ein zweites Qualifying bei den Sprint-Wochenenden einzuführen.
In diesem zusätzlichen Qualifying soll nach dem Sprint die Startaufstellung für das Hauptrennen am Sonntag ermittelt werden. Bisher wird diese durch das Ergebnis des Sprints bestimmt, im Qualifying wird wiederum die Startaufstellung für den Sprint ausgefahren. Für das zusätzliche Qualifying würde eine Trainingssession wegfallen.
"Natürlich brauchen die Fahrer Zeit zu trainieren. Die Formel 1 hat kein Freies Training außerhalb der Grand-Prix-Wochenenden. Aber die Menschen auf den Tribünen kommen her, um Leistung und Performance zu sehen und je öfter man den Teams und Fahrern die Chance gibt, zu zeigen, wer sie sind, desto besser ist die Show", betonte F1-Boss Stefano Domenicali am Sky Mikrofon auf Nachfrage.
Der 57-jährige Italiener gab bei der Ideenumsetzung allerdings auch etwas zu bedenken: "Auf der anderen Seite dürfen wir die Rookies nicht vergessen, sie brauchen die Zeit zum Üben und Trainieren. Wie immer im Leben kommt es daher auf die richtige Balance an. Wir denken an eine Session, die den Sport besser macht, zusammen mit den Fahrern und Teams denken wir darüber nach, was der beste Plan dafür sein könnte."
Hülkenberg sieht doppelte Chance
Domenicali hatte erst vor Kurzem eine Reduzierung der Trainingseinheiten ins Gespräch gebracht. George Russell (Mercedes), Pierre Gasly (Alpine) und Nico Hülkenberg (Haas) unterstützten den Vorschlag des F1-Chefs in Melbourne. Grundsätzliches Ziel der Format-Regel-Änderung ist es, den Fans noch mehr Action zu bieten. Hülkenberg ordnet den erneuten Domenicali-Vorstoß ein.
"Wenn man schlecht im Sprint ist, dann bedeutet das auch eine schlechte Startposition für das Hauptrennen. Das würde es in dem Fall mit zwei Qualifyings nicht mehr geben. Man hätte zweimal eine sichere Bank, sich selbst für eine gute Startposition zu qualifizieren mit einer guten Runde im Qualifying. Am Ende des Tages ist das aber ein Thema, dass ich nicht beeinflussen kann, daher nehme ich es, wie es kommt", meinte der Emmericher bei Sky.
Marko: Teams sind sich nicht einig
Auch Red Bull hält die Einführung eines Extra-Qualifyings für einen Sprint für sinnvoll. "Wir haben das schon im vorherigen Jahr gefordert, denn es wäre einfach eine fairere Lösung und der Sprint wird spannender, weil man mehr riskieren kann. Wenn du derzeit im Sprint ausfällst, dann startest du von ganz hinten im Rennen. Und der Samstag wird auch spannender, weil ein 3. Freies Training eigentlich überflüssig ist", so Motorsportchef Dr. Helmut Marko gegenüber Sky.
Und weiter: "Insgesamt würde die Änderung eine Verbesserung für den Samstag und für den Sonntag bringen. Die Liberty Media und FIA müssen das aber einfach entscheiden, denn die Teams kommen nie auf einen grünen Zweig." Marko deutete damit an, dass längst nicht alle Teams von der Idee der Formatänderung überzeugt sind.
Umsetzung bis Baku realisierbar?
Die Sprints in der Formel 1 wurden 2021 eingeführt. Während es im Vorjahr drei Sprints im Rennkalender gab, stehen in diesem Jahr sechs auf dem Programm. Diese Mini-GPs werden in Aserbaidschan, Österreich, Belgien, Austin, Katar und Brasilien ausgetragen. Beim Sprint-Wochenende erfolgt das Qualifying bereits nach dem 1. Freien Training und ersetzt somit die zweite Trainingseinheit am Freitag. Statt des Qualifyings am Samstag wird dann der Sprint gefahren, um die Aufstellung für das Rennen am Sonntag zu ermitteln.
"Eine Möglichkeit bei Sprint-Wochenenden wäre das 2. Freie Training zu streichen und dafür das zusätzliche Qualifying auszuführen. Dann hätte man zwei Qualifyings und könnte auch im Sprint mehr pushen, weil es nicht die Startaufstellung für das Rennen am Sonntag beeinflussen würde. Diese Diskussion hatten wir schon, als wir mit den Sprints anfingen", erklärte Pirelli-Chef Mario Isola bei Sky.
Ob die Umsetzung des neuen Formats schon beim ersten Sprint-Wochenende in Aserbaidschan (28.-30. April LIVE & EXKLUSIV auf Sky Sport F1) zu realisieren ist, ist aber fraglich. "Die Reifen für Baku sind schon auf dem Weg, da können wir nichts mehr dran ändern. Aber eine Art zu finden, um die Reifen besser zu nutzen, zum Beispiel mit zwei Qualifyings, das könnte eine tolle Übung sein. Dann könnte man sehen, ob man die Mischungen für die Zukunft ändern müsste. Wir dürfen bei dem ganzen Thema aber nicht zu eilig vorgehen, um keine Fehler zu machen", so Isola weiter.
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