Die Formel 1 kommt nach Barcelona, an den Ort, an dem Ferrari bei den Testfahrten beeindruckte. Für Sebastian Vettel der perfekte Ort für die Wende im Titelkampf? Es gibt Grund zum Zweifeln.
Vier Rennen, vier Doppelsiege für Mercedes - keine Frage, das Jahr 2019 ist nicht besonders gut zu Sebastian Vettel. Doch nicht nur die vergangenen Wochen drücken auf das Gemüt des Ferrari-Piloten. "Vier Rennen?", fragt er und lächelt ergeben: "Die letzten vier Jahre waren nicht gerade der Hit."
Saison vor dem neuen Tiefpunkt?
Seit seiner Ankunft bei der Scuderia schaffte Vettel nie den Sprung aus dem Schatten der Silberpfeile um Lewis Hamilton, und die fünfte Saison ist gerade auf dem besten Wege, zum neuen Tiefpunkt zu werden. Wird auch der Große Preis von Spanien am Sonntag (live ab 14.15 Uhr auf Sky Sport 1 HD) zum Reinfall für Vettel und seinen Teamrivalen Charles Leclerc, dann helfen bald wohl selbst Durchhalteparolen nicht mehr weiter.
"Wir wissen, dass wir ein gutes Auto haben", sagt Vettel immer wieder, "aber bisher bekommen wir es nicht richtig eingestellt." Nur eine Frage der Zeit also, bis Rot doch so schnell ist wie Silber? Auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya wird diese These am Wochenende nun ziemlich genau überprüft.
Bei den Testfahrten beeindruckte Ferrari die Konkurrenz
Denn vor den Toren der katalanischen Hauptstadt war der SF90 im Februar und März stark wie nie in diesem Jahr - noch bevor die Saison begonnen hatte. Bei den Testfahrten beeindruckte Ferrari die Konkurrenz, Vettel sprach von den besten Probeläufen seiner Karriere, Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sah eine halbe Sekunde Rückstand auf die Roten.
Eigentlich könnte Barcelona also der perfekte Ort sein für die Wende im Titelkampf - allerdings gibt vier Rennen und damit Tausende Kilometer später kaum noch jemand etwas auf die Eindrücke aus den Tests. "Die Ergebnisse von damals bedeuten nichts mehr", sagt auch Wolff, "weil wir alle dazugelernt haben."
"Mercedes fällt es leichter, das Auto abzustimmen"
Denn klar wurde mittlerweile: Der Ferrari funktioniert bei Weitem nicht auf jeder Strecke so gut wie in Barcelona. "Wir haben viel größere Probleme mit den Reifen als in den vergangenen Jahren", sagt Vettel, "Mercedes fällt es leichter, das Auto auf den Punkt abzustimmen."
Und damit hat Ferrari eine große Stärke der Vorjahre verloren, denn eigentlich galt das rote Auto stets als der bessere Allrounder - diese Rolle füllt nun aber eindeutig der Silberpfeil aus. Nur beim zweiten Saisonrennen in Bahrain war der Ferrari überlegen, dort wurde Leclerc durch technische Probleme um den eigentlich sicheren Sieg gebracht.
In Australien, China und zuletzt in Aserbaidschan hatte aber stets Mercedes die besseren Ideen. Zweimal gewann Weltmeister Hamilton, zweimal hatte WM-Spitzenreiter Valtteri Bottas die Nase vorn, und jeweils ging auch der zweite Platz an Silber.
Ferrari kämpft dagegen mit dem eigenen Auto. Unzählige mögliche Einstellungen für die verschiedenen Strecken wurden abgeklopft, bislang lag man meist daneben. Der SF90 sei daher "wie ein Zauberwürfel, den wir lösen müssen", sagt Vettel: "Wir haben viele schlaue Leute, die so etwas können. Nur leider ist unser Würfel sehr, sehr groß."