Trotz des Konstrukteurstitels dürfte Sergio Perez nicht zum Feiern zumute sein. Der Mexikaner erlebte ein desaströses Rennen in Suzuka, das aus gutem Grund in einem kuriosen Doppel-Aus endete.
Und plötzlich saß Sergio Perez wieder im Auto. Dabei war der Red-Bull-Pilot doch etliche Runden zuvor eigentlich schon ausgeschieden. Eines war klar: Mit dem Rennausgang würde der Mexikaner nichts mehr zu tun haben. Warum aber wird das Auto nochmal dahingehend präpariert, als würde Perez gleich an den Start gehen wollen?
- Stimmen zum GP: Verstappen "auf einem anderen Level"
- Inklusive Novum! So kann Verstappen in Katar-Weltmeister werden
- Das Rennen zum Nachlesen
Die Zuschauer des Japan-GP dürften kurz darauf nicht schlecht gestaunt haben, als Perez, der laut Dr. Helmut Marko einen "rabenschwarzen Tag" erwischte, doch noch einmal aus der Box fuhr. Veranstaltet er etwa eine Testfahrt?
Nein. Nach kurzer Verwirrung brachten Sky Kommentator Sascha Roos und Sky Experte Ralf Schumacher dann Licht ins Dunkle. Perez sollte eine ihm aufgebrummte Strafe abzusitzen. Diese hatte er nach der ersten Safety-Car-Phase erhalten, als er sich nach der Ausfahrt aus der Boxengasse nicht hinter Logan Sargeant einordnete, sondern ihn kurzzeitig überholte. Das ist jedoch verboten und zog eine Fünf-Sekunden-Strafe nach sich.
Perez wollte Grid-Strafe vermeiden
Diese Strafe saß der 33-jährige aber in seiner "ersten Session" nie ab. Denn zu seinem bitteren Tag in Suzuka passte auch, dass er kurz nach seinem ersten Stopp gleich den nächsten Unfall baute. Danach sah man sich bei Red Bull dazu genötigt, das Auto abzustellen. Dementsprechend hätte ihm in Katar eine Grid-Strafe gedroht, wenn er die ursprüngliche Strafe nicht verbüßt hätte. Das wollte man beim Konstrukteursweltmeister Red Bull verhindern.
Also schickte man Perez noch einmal für eine Runde auf die Strecke, um kurz darauf bei einem vermeintlichen Boxenstopp die fünf Sekunden abzusitzen. Nur eine Runde später dann die vorhersehbare Durchsage am Funk: "Wir stellen das Auto ab."
"Gott sei Dank konnten wir die zusätzliche Strafe mit dem zweiten Stopp noch abfangen, sodass er keine Grid-Strafe im nächsten Rennen hat", erklärte Motorsportberater Dr. Helmut Marko nach dem Rennen am Sky Mikro.
Ob das Prozedere am Ende den Regeln entspricht oder fair ist, wagte zunächst niemand zu hundert Prozent sagen. Schließlich hatte man das Rennen ja bereits für beendet erklärt und hätte so im schlechtesten Falle auch noch Einfluss auf das Renngeschehen nehmen können. Marko sieht sich jedoch im Recht und sagte gegenüber dem österreichischem Sender ORF: "Ich glaube nicht, dass wir gegen das Reglement verstoßen haben. Es ist alles im Rahmen des Reglements."
Marko: Haben dabei auf Verstappen geachtet
Der ehemalige Formel-1-Fahrer Alexander Wurz sieht ebenfalls kein Problem in dem Vorgehen Red Bulls, wie er während seiner Expertentätigkeit im ORF erklärte: "Wenn du aus dem Auto aussteigst, ist es das offizielle Ende des Grand Prix. Ausnahmen gibt es aber, wenn du aussteigen musst, um etwas zu reparieren." Also habe man die Rennleitung seiner Einschätzung nach davon überzeugen müssen, dass Perez' Aussteigen "aus Sicherheitsgründen" nötig gewesen sei.
Während des gesamten Ablaufs habe man laut Marko immer darauf geachtet, dass man das Rennen von Verstappen nicht beeinflusse: "Wir haben das so getimt, dass immer Max Priorität hatte. Das heißt, wir haben ihn dann so hinausgeschickt, dass er Max im Falle einer Safety-Car-Phase in keiner Weise behindern könnte."
Es ist eine weitere Episode eines mehr als durchwachsenen Jahres von Perez. Der Mexikaner steht unter Druck und kann mit seinem Teamkollegen nicht mithalten. Zur Einordnung: Auch ohne die 223 Punkte von Perez würde Red Bull die Team-Wertung anführen.
Zu allem Überfluss muss sich das Team dann auch noch mit solchen Zwischenfällen beschäftigen. Bei Red Bull versucht man ihm nach außen den Rücken zu stärken: "Es war nicht sein Tag, aber beim nächsten Rennen kommt er schon wieder zurück. Er gehört auch zum Erfolg dazu und spielt eine große Rolle", so Teamchef Christian Horner nach dem Rennen. Trotz der ständigen Betonung, dass sein Vertrag bei Red Bull auch für 2024 gelte, wird im Fahrerlager jedoch gemunkelt, dass der Mann aus Guadalajara nächste Saison nicht mehr neben Verstappen fahren werde.